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Nairobi: Blutbad im Shopping-Paradies: Opferzahl steigt weiter

Nairobi

Blutbad im Shopping-Paradies: Opferzahl steigt weiter

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    Islamisten haben in einem Einkaufszentrum in Nairobi mindestens 68 Menschen getötet.
    Islamisten haben in einem Einkaufszentrum in Nairobi mindestens 68 Menschen getötet. Foto: James Quest, afp

    Islamistische Terroristen haben in einem Einkaufszentrum in Nairobi ein Blutbad mit mindestens 68 Toten und 175 Verletzten angerichtet. Kenianische Eliteeinheiten versuchten am Sonntagabend anscheinend, das vierstöckige Gebäude zu stürmen. Interpol und viele Regierungen der Welt boten Kenia ihre Hilfe bei der Strafverfolgung der Täter an.

    Mehr als 200 Menschen werden offenbar noch vermisst

    Unter Einsatz von Waffengewalt drangen die Sicherheitskräfte am Abend tiefer in das noble Einkaufszentrum Westgate vor, wo sich die Terroristen der radikalislamischen Miliz Al-Shabaab mit Geiseln verschanzt hatten. Aus dem Einkaufszentrum waren Schüsse und Granatenexplosionen zu hören. Das berichtete das örtliche Fernsehen.

    Die Regierung bot die Eliteeinheit Recce auf, um die Islamisten zu bekämpfen. Die Recce-Kommandos werden von israelischen Experten ausgebildet.

    "Die Kriminellen befinden sich jetzt an einem einzigen Ort in dem Gebäude", hatte Präsident Uhuru Kenyatta am Nachmittag gesagt. "Wir haben eine gute Chance, die Terroristen zu neutralisieren." Zuvor hatte er Überlebende in einer Klinik besucht. "Lasst uns zusammen als eine Nation trauern", sagte Kenyatta. Er selbst habe bei der Attacke seinen Neffen und dessen Verlobte verloren.

    Polizeichef David Kimaiyo forderte am Sonntagabend Blogger und Nutzer von Sozialen Medien auf, die Geiseln in Westgate über ihre nahende Rettung zu informieren. Ein Blogger, der mit den Geiseln in Kontakt stand, teilte im Kurznachrichtendienst Twitter mit, die Extremisten hätten am Abend weitere Geiseln ermordet und aus einem Fenster geworfen. Zuvor waren offenbar Helikopter der Polizei auf dem Dach des Einkaufszentrums gelandet.

    Mehr als 200 Menschen würden derzeit noch vermisst, hieß es in einem Tweet. Für diese Angaben gab es jedoch zunächst keine Bestätigung. Das Rote Kreuz war in der näheren Umgebung mit Notfallteams im Einsatz, um eventuellen Überlebenden zu helfen.

    Nairobi: Unter den Toten sind auch mehrere Ausländer

    Unter den etwa 10 bis 15 Tätern waren Kenyatta zufolge anscheinend auch Frauen. Die Terroristen hatten am Samstagmittag unter Einsatz von Maschinenpistolen und Handgranaten das exklusive Einkaufszentrum gestürmt, in dem vor allem Ausländer und reiche Kenianer shoppen gehen. Ein Augenzeuge in Nairobi sagte der dpa: "Sie zeigten uns arabische Schriften. Wenn man sie lesen konnte, war man gerettet. Wenn man sie nicht lesen konnte, erschossen sie einen."

    Unter den Toten sind mehrere Ausländer, darunter drei Briten, zwei Französinnen, zwei Kanadier und eine Niederländerin. Mehrere US-Bürger wurden verletzt. Auch der bekannte ghanaische Dichter Kofi Awoonor kam ums Leben. Das Auswärtige Amt in Berlin hatte zunächst keine Hinweise darauf, dass auch Deutsche betroffen sein könnten.

    In einem Al-Shabaab-Tweet hieß es, in dem Gebäude hätten sich mehrere "Mudschahedin" verschanzt. Die Männer seien "ruhig und preisen Allah, dass sie für diese Aufgabe ausgewählt wurden". Wenig später sperrte Twitter den Account. Al-Shabaab nannte den Angriff eine Vergeltungsschlag für "Verbrechen" der kenianischen Armee in Somalia. Kenia hatte das Nachbarland in den vergangenen Jahren beim Kampf gegen die Extremisten militärisch unterstützt. Der Überfall war der schwerste Terroranschlag in Kenia seit einem Sprengstoffanschlag auf die US-Botschaft vor 15 Jahren.

    Die Solidarität unter den Kenianern ist riesig

    Interpol bot Kenia seine Hilfe an. Die Internationalen Kriminalpolizei-Organisation erklärte, man könne Gerichtsmediziner, Anti-Terror-Experten und Analysten stellen und DNA-Proben mit der Interpol-Datenbank abgleichen.

    Die Mitglieder des UN-Sicherheitsrats verurteilten den Überfall auf das Schärfste. US-Präsident Barack Obama erklärte Kenyatta telefonisch, dass die USA bei der Strafverfolgung der Täter zur Hilfe bereitstünden. Kremlchef Wladimir Putin äußerte in einem Beileidsschreiben die Hoffnung, dass Täter und Hintermänner zur Rechenschaft gezogen würden. Die Europäische Union bot dem ostafrikanischen Land Unterstützung an, ebenso die ehemalige Kolonialmacht Großbritannien. Bundesaußenminister Guido Westerwelle erklärte in Berlin. "In dieser schweren Stunde fühlen wir uns dem kenianischen Volk tief verbunden."

    Die Solidarität unter den Kenianern ist derweil riesig. Nachdem das Rote Kreuz und andere Organisationen dringend zu Blutspenden aufgerufen hatten, bildeten sich vor den eigens eingerichteten Zentren lange Schlangen. Zahlreiche kenianische Twitter-Accounts wurde von Solidaritätsbotschaften überschwemmt. Dennoch seien die Krankenhäuser völlig überfordert und hätten nicht genügend Blutkonserven, um die Verletzten zu behandeln, so das Rote Kreuz. (dpa)

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