Startseite
Icon Pfeil nach unten
Panorama
Icon Pfeil nach unten

Nächste Woche Urteil: Jörg Kachelmann: Der Promi-Prozess und die Presse

Nächste Woche Urteil

Jörg Kachelmann: Der Promi-Prozess und die Presse

    • |
    Seit Monaten tobt in den Medien eine Schlacht um den Kachelmann-Prozess.
    Seit Monaten tobt in den Medien eine Schlacht um den Kachelmann-Prozess. Foto: DPA

    Seit Monaten tobt in den Medien eine Schlacht um den Kachelmann-Prozess: Gutachten und Teile aus Akten sickerten schon vor Verfahrensbeginn an die Presse durch. Ehemalige Geliebte gaben in Interviews freimütig Details aus ihrer Beziehung zu Jörg Kachelmann preis - zum Teil gegen fünfstellige Honorare. Die Anwälte des 52-Jährigen Moderators wiederum beantragten die Durchsuchung von Redaktionen und überzogen die Presse mit Unterlassungserklärungen.

    "Das hat es bisher so in dieser Form noch nicht gegeben, die öffentlichen Spekulationen und der Auftritt von Zeugen in Medien zum Teil schon vor Prozessbeginn", sagt der Medienwissenschaftler Bernd Blöbaum von der Uni Münster. "Auch die Heftigkeit, mit der die Medien teilweise aufeinander einschlagen, ist ungewöhnlich." Der Fall Kachelmann habe stark polarisiert. "Einige haben die Unschuldsvermutung gepachtet, andere haben ihr Urteil schon gesprochen."

    Zeitweise, so schien es, wurde mehr über das angebliche Duell zwischen der bekannten Feministin und Journalistin Alice Schwarzer und Gisela Friedrichsen vom Magazin "Der Spiegel" geschrieben als über das Gerichtsverfahren. Schwarzer berichtete für die "Bild"-Zeitung über den Prozess - aus Frauenperspektive. Friedrichsen berichtet auch aus Frauenperspektive, allerdings anders. Sie hat schon früh klargemacht, dass sie die Anklage gegen Kachelmann wegen des Verdachts der schweren Vergewaltigung für zweifelhaft hält.

    Den Grund für die Medienschlacht sieht Blöbaum in der Prominenz des Angeklagten und in deren Kombination mit dem Vorwurf der Vergewaltigung. "Kachelmann ist eine Person, die das mediale Interesse auf sich zieht". Hinzu kommt, dass große Teile des Verfahrens unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfanden. "Das lässt viel Raum für Spekulationen", sagt der Medienwissenschaftler.

    Gutachten hinter verschlossenen Türen

    Gutachter, aber auch Zeuginnen, die sich zuvor öffentlich in Interviews geäußert hatten, wurden meist hinter verschlossenen Türen vernommen. Kachelmann-Anwalt Johann Schwenn wurde zwar während des Prozesses nicht müde, den Ausschluss der Öffentlichkeit zu kritisieren. Ging es um Details aus dem Privatleben seines Mandanten forderte allerdings Schwenn, Zuhörer und Presse sollten den Gerichtssaal verlassen.

    Eine "unglaubliche Verrohung" habe er in diesem Verfahren bei der Berichterstattung in den Medien erlebt, kritisierte Schwenn. Selbst die Staatsanwaltschaft berücksichtigte bei ihrem Plädoyer strafmindernd die "massiven Beeinträchtigungen" Kachelmanns wegen der Berichterstattung. Bunga Bunga ist überall: Sexaffären prominenter Männer

    Der Schweizer sei "Diffamierungen und Belästigungen" durch den Prozess ausgesetzt, sagte Staatsanwalt Lars-Torben Oltrogge bei seinem Plädoyer. Dazu habe aber auch die Strategie der Verteidigung beigetragen. Zwar seien staatliche Stellen als Quelle für Medienberichte nicht auszuschließen, "die Informationen waren aber auch der Verteidigung zugänglich".

    Kachelmann selbst schweigt

    Kachelmann selbst schweigt während des Verfahrens vor dem Landgericht Mannheim, dafür ist sein Medienanwalt Ralf Höcker umso aktiver. Auf seiner Website listet er die einstweiligen Verfügungen  auf, die er für Kachelmann gegen verschiedene Medien erwirkt habe.

    Selbst eine ehemalige Geliebte, die ihre Geschichte der Illustrierten "Bunte" verkaufte und dafür 50 000 Euro kassiert haben soll, ging gegen spätere Medienberichte vor. Sie wehrt sich dagegen, dass in der Berichterstattung über den Prozess ihr Name genannt wird - auch wenn der Nachname mit nur einem Buchstaben abgekürzt wird. Eine Hamburger Anwältin verschickte in ihrem Auftrag Abmahnschreiben an mindestens 18 Medienhäuser.  Friederike Marx, dpa

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden