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Medien: Nachrichten mal anders: Die Tagesschau ist jetzt auf Tiktok

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Nachrichten mal anders: Die Tagesschau ist jetzt auf Tiktok

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    Die Tagesschau gibt es künftig auch auf Tiktok. Brisant: Hinter der Anwendung steht eine chinesische Firma.
    Die Tagesschau gibt es künftig auch auf Tiktok. Brisant: Hinter der Anwendung steht eine chinesische Firma. Foto: Andre M. Chang, dpa (Symbolbild)

    Schon vor mehr als einem halben Jahr hat die Tagesschau ihre Fans auf Facebook gefragt, wie sie es fänden, wenn das Format künftig auch auf Tiktok stattfindet. Tiktok, das ist eine Internetplattform für kurze Videos mit einer sehr jungen und stark wachsenden Nutzerschaft. Die Tagesschau veröffentlichte zu dieser Frage einen kurzen Clip im Stil der Inhalte auf Tiktok.

    Die Tagesschau auf Tiktok: Im April noch ein Scherz - jetzt Realität

    Eine Herzchen-Reaktion sollte als positives Feedback dienen, ein weinendes Emoji als negatives. 408 Accounts reagierten jedoch mit einem Lach-Emoji. Das war im Sinne der Tagesschau: Die Meldung war am 1. April veröffentlicht worden und offensichtlich ein Scherz.

    Doch aus dem Scherz ist Realität geworden: Auf Tiktok gibt es nun einen Tagesschau-Account. Ein kleiner Haken kennzeichnet ihn als offiziellen, als verifizierten Account. Für einen verifizierten Account muss eine Firma, Person oder Organisation jedoch nachweisen, dass sie tatsächlich der Betreiber ist, erklärt Gudrun Herrmann, Sprecherin für Tiktok im deutschsprachigen Raum. Auf eine Anfrage unserer Redaktion zum Thema antwortete die Pressestelle des NDR, der die Tagesschau produziert, man wolle sich erst äußern, "wenn es soweit ist und es etwas mitzuteilen gibt".

    Tiktok: Nachrichten zwischen kurzen Comedy-Clips?

    Tiktok ist eigentlich nicht für nachrichtliche Inhalte bekannt. Das Unternehmen selbst sieht sich als "Content Network", im Gegensatz zum für Plattformen wie Facebook und Instagram gebräuchlichen Begriff "Social Network". Bei Tiktok stünden demnach die Inhalte im Mittelpunkt. Und die handeln nicht von Grundrente und Koalitionsverhandlungen, sondern sollen unterhalten. Häufig filmen sich Nutzer, wie sie zu Liedern tanzen oder ihre Lippen zu Songtexten bewegen. Oft werden auch Tonspuren aus Filmen oder Serien verwendet und neu interpretiert. Die meisten Videos dauern nur wenige Sekunden, die maximale Länge liegt bei 60 Sekunden.

    Hinter Tiktok steht ein chinesischer Konzern

    Hinter Tiktok steht der chinesische Konzern Bytedance, der 2017 die amerikanische App musical.ly, den Tiktok-Vorgänger, gekauft hat. Weil es sich um einen chinesischen Konzern handelt, fürchten Kritiker, dass Meinungs- und Pressefreiheit nicht gewährleistet seien. Denn in China ist eine freie Berichterstattung wie etwa über die Proteste in Hongkong nicht möglich. Die US-Regierung prüft zudem offenbar, ob die Anwendung zu Spionagezwecken missbraucht werden kann. Darüber berichtete natürlich auch die Tagesschau.

    Die Bedenken greift unter anderem der Journalist und Blogger Martin Fehrensen auf, der auf Twitter auf die Zusammenarbeit von Bytedance-CEO Zhang Yiming mit der chinesischen Regierung hinweist.

    Tiktok-Sprecherin Gudrun Herrmann betont dazu: "Tiktok hält sich an lokale Gesetzgebung und entfernt keine Inhalte auf Verlangen einer Regierung - auch nicht der chinesischen Regierung." Die Moderation folge den Community-Richtlinien und Nutzungsbedingungen. Wenn Inhalte entfernt würden, dann nicht aus politischen Gründen, sondern etwa, weil sie Gewalt enthielten, Terror unterstützten oder nackte Menschen abbildeten. Es gebe ein deutschsprachiges Moderations-Team, über eine In-App-Funktion könnten Nutzer Verstöße gegen melden. Zudem würden die Nutzerdaten von Tiktok nicht in China, sondern in den Vereinigten Staaten und Singapur gespeichert und verarbeitet.

    In China betreibt Bytedance anstelle von Tiktok die identische App Douyin. Tiktok wurde speziell für den internationalen Markt entwickelt - in China ist nur Douyin verfügbar. Auf Douyin hält sich das Unternehmen an die chinesischen Zensurrichtlinen.

    Die Tagesschau ist nicht das erste Nachrichtenmedium auf Tiktok

    Auch wenn auf Tiktok die Tanzvideos überwiegen: Die Tagesschau ist nicht das erste Nachrichtenmedium dort. Die Washington Post etwa hat knapp 250.000 Follower, ihre Videos erreichen regelmäßig mehrere hunderttausend bis hin zu mehreren Millionen Aufrufe. Die meisten Clips der Zeitung sind keine Nachrichten, sondern humoristische Einblicke in die Redaktion. In einigen Videos treten Politiker auf. So performt der Präsidentschaftskandidat Julián Castro mit seinem Zwillingsbruder Joaquín Castro (der Abgeordneter im Repräsentantenhaus ist) zum Lied "Who R U". Beto O’Rourke, der im November seine Präsidentschaftskandidatur zurückgezogen hat, spielt die Rede des Präsidenten aus dem Film "Independence Day" nach.

    Tiktok gehört zu den am häufigsten heruntergeladenen Smartphone-Apps. Das Online-Portal Digiday veröffentlichte Anfang November einen Bericht, in dem es aktuelle Nutzerzahlen nannte. Demnach hat Tiktok weltweit rund 800 Millionen aktive Nutzer, in Deutschland verwenden dem Bericht zufolge rund 5,5 Millionen Nutzer die App mindestens einmal im Monat. Einem Bericht von CNN zufolge hat die App sogar bereits die Marke von einer Milliarde aktiver Nutzer erreicht.

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