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Nach dem schweren Erdbeben: Türkei: Die Hoffnung auf Überlebende schwindet

Nach dem schweren Erdbeben

Türkei: Die Hoffnung auf Überlebende schwindet

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    Viele Tote nach schwerem Erdbeben in der Türkei.
    Viele Tote nach schwerem Erdbeben in der Türkei. Foto: dpa

    Zwei Tage nach dem schweren Erdbeben im Osten der Türkei sinkt die Hoffnung, noch Überlebende unter den Trümmern zu finden. Rettungsmannschafen setzen die Suche in der Nacht dennoch fort, der stellvertretende türkische Ministerpräsident Bulent Arinc erklärte aber, die Arbeiten könnten bereits am Dienstag eingestellt werden. In der besonders schwer getroffenen Stadt Ercis verbrachten viele der Bewohner aus Angst vor weiteren Nachbeben die Nacht im Freien.

    11000 Zelte sollen aufgebaut werden

    Der türkische Rote Halbmond will die Situation der Menschen unterdessen mit insgesamt mehr als 11000 Zelten verbessern. Bisher habe die Hilfsorganisation 452 Zeltlager aufgebaut, berichtete die türkische Nachrichtenagentur Anadolu. Bei Einbruch der Dunkelheit waren in der am stärksten betroffenen Stadt Ercis und den Vororten weiter mehrere tausend Menschen an Lagerfeuern ohne weiteren Schutz. Retter zogen am Montag weitere Menschen aus den Trümmern eingestürzter Gebäude und brachten sie in Krankenhäuser.

    Bisher bargen türkische Rettungskräfte die Leichen von mindestens 279 Menschen. Etwa 1300 seien bei der Katastrophe in der Provinz Van verletzt worden, sagte Vize-Regierungschef Bülent Arinc. Einen Tag nach dem Beben sagte der Innenminister Idris Naim Sahin aber, die am Vortag von Experten befürchtete Zahl von 1000 Toten werde nicht erreicht.

    Die türkische Regierung schickte mehr als 1200 Helfer in die Provinz Van, die mehrheitlich von Kurden bewohnt wird. Sie liegt im Südosten des Landes und grenzt an den Iran

    Die zehn stärksten Erdbeben der Geschichte

    Das Erdbeben von Valdivia in Chile vom 22. Mai 1960 forderte 1655 Tote und erreichte eine Stärke von 9,5. Damit gilt es als das heftigste Beben aller Zeiten.

    Am 27. März 1964 kam es in Alaska zum sogenannten Karfreitagsbeben. Die ausgelöste Tsunamiwelle soll eine Höhe von 67 Metern erreicht haben.

    Noch im Gedächtnis aller: Der Tsunami im Indischen Ozean, ausgelöst durch einen Erdstoß der Stärke 9,1 am 26. Dezember 2004. 230.00 Menschen kamen ums Leben, 1,7 Millionen Küstenbewohner wurden obdachlos.

    Die Katastrophe von Japan vom 11. März 2011 hat Auswirkungen bis heute. Mehr als 12.000 Menschen werden noch immer vermisst, um die 13.000 Tote sind zu beklagen und das leckgeschlagene Atomkraftwerk von Fukushima dürfte die Menschheit noch Jahrhunderte beschäftigen. Seismologen haben die Stärke mit 9,0 bestimmt.

    Mit ebenfalls 9,0 auf der Momenten Magnitude rangiert das Erdbeben von Kamtschatka in Russland aus dem Jahr 1952 am 4. November auf Platz 5.

    In Maule in Chile wackelte die Erde am 27. Februar 2010 mit 8,8 auf der Momenten-Magnitude. 342 Menschen starben.

    Das siebtstärkste gemessene Erdbeben der Geschichte fand am 31. Januar 1906 in Ecuador statt. Die Stärke lag bei 8,8.

    Die Naturkatastrophe auf den Rat Islands von Alaska am 4. Februar 1965 hatte eine Stärke von 8,7. Platz 8.

    Am 28. März 2005 haben Seismologen beim Beben von Sumatra 8,6 gemessen. Es gab mehr als 1000 Tote.

    Platz 10 belegt der Erdstoß im Grenzgebiet zwischen China und Indien aus dem Jahr 1950. Am 15. August wurde eine Stärke auf der Momenten Magnitude von 8,6 gemessen.

    Mehrere Verschüttete wurden lebend aus den Trümmern gezogen. Bei den Rettungsarbeiten wurde auch schweres Räumgerät eingesetzt. Die schwersten Zerstörungen gab es in Ercis. Der Krisenstab der Regierung erklärte, im Erdbebengebiet seien etwa 970 Gebäude zerstört worden.

    Erdogan: "Werden keinen in der Kälte lassen"

    Aus dem ganzen Land wurden Ärzte und Helfer in die Region gebracht. Regierungschef Recep Tayyip Erdogan versprach in der Nacht zum Montag in der Provinzhauptstadt Van einen verstärkten Hilfseinsatz der Armee. "Wir werden keinen Bürger in der Kälte lassen." Am Montag protestierten nach Einbruch der Dunkelheit mehrere Familien in Ercis, weil sie keine Zelte bekommen hatten. In der Region waren am Abend noch immer Tausende Menschen ohne Zelte, sagten Augenzeugen.

    Aserbaidschan, Bulgarien und der Iran schickten Hilfe in die Türkei, obwohl Ankara erklärt hat, mit der Lage selbst fertig zu werden. Die Regierung akzeptierte aber die Hilfsangebote, weil sie bereits am Vortag auf den Weg gebracht worden waren.

    Humedica hilft

    Auch aus Deutschland starteten am Montag Helfer. Die in Kaufbeuren ansässige Hilfsorganisation Humedica schickte ein medizinisches Ersteinsatzteam los. "Für die Menschen, die jetzt noch unter den Trümmern liegen, schwinden natürlich die Überlebenschancen Stunde für Stunde", sagte Sprecherin Ruth Bücker der Nachrichtenagentur dpa, bevor ein Charterflug mit Team und Ausrüstung in Memmingen abhob. (afp, dpa)

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