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Nach dem Tod von Christa Wolf: Politiker trauern um "große deutsche Schriftstellerin"

Nach dem Tod von Christa Wolf

Politiker trauern um "große deutsche Schriftstellerin"

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    Christa Wolf, deutsche Schriftstellerin («Der geteilte Himmel», «Kassandra», «Störfall», «Was bleibt»), ist tot. Foto: Tim Brakemeier dpa
    Christa Wolf, deutsche Schriftstellerin («Der geteilte Himmel», «Kassandra», «Störfall», «Was bleibt»), ist tot. Foto: Tim Brakemeier dpa

     Die wohl wichtigste zeitgenössische Schriftstellerin Deutschlands, Christa Wolf, ist tot. Sie starb am Donnerstagvormittag im Alter von 82 Jahren in Berlin, wie der Suhrkamp Verlag mitteilte. Wolf galt als "loyale Dissidentin". Sie trat als Kritikerin der DDR in Erscheinung, glaubte aber daran, den Staat von innen reformieren zu können. Wolf erhielt zahlreiche Auszeichnungen, ihre Bücher wurden auch zur Schullektüre.

    "Mit dem Tod von Christa Wolf verliert Deutschland eine der bedeutendsten gesamtdeutschen Autorinnen der Gegenwart", sagte Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU). Linksfraktionschef Gregor Gysi nannte Wolf eine "wirklich große deutsche Schriftstellerin" und "sehr engagierte Frau". Wolf habe "regelmäßig unser Herz, unsere Seele berührt". Die Grünen-Bundesvorsitzende Claudia Roth würdigte Wolf als "eine der eindrucksvollsten Frauen unseres Landes".

    Wichtige Werke von Christa Wolf

    "Moskauer Novelle" (1961) über die Beziehung einer Ost-Berliner Ärztin und einem russischen Dolmetscher.

    "Der geteilte Himmel" (1963) über die Liebe zwischen einer Studentin und einem Chemiker.

    "Nachdenken über Christa T." (1968) über die Spannung zwischen historischer Entwicklung der Gesellschaft und individueller Entfaltung.

    "Kindheitsmuster" (1976): semi-autobiografischer Roman.

    "Kassandra" (1983) über den Geschlechterkonflikt und die Gefährdung des Friedens.

    "Was bleibt" (1990) über die Überwachung durch die Stasi und das daraus resultierende Gefühl der Bedrohung.

    "Auf dem Weg nach Tabou" (1994): persönliche Chronik über Wunden und Verletzungen.

    "Medea. Stimmen" (1996), in dem Wolf den antiken Mythos im Sinne ihrer Kritik an der gesellschaftlichen Ausgrenzung des Fremden formt.

    "Stadt der Engel oder The Overcoat of Dr. Freud" (2010) über Wolfs Aufenthalt in Los Angeles, der zur Aufarbeitung der Vergangenheit wird.

    Zahlreiche Auszeichnungen

    Wolf wurde 1929 in Landsberg an der Warthe in Polen geboren und lebte in Berlin und in Woserin in Mecklenburg-Vorpommern. Einem breiten Publikum wurde Wolf mit ihre Roman "Der geteilte Himmel" über die Problematik des geteilten Deutschlands bekannt. Ein Jahr später wurde das Buch von Konrad Wolf verfilmt und machte die Autorin auch im Westen bekannt. Endgültig etablierte Wolf sich mit der Erzählung "Nachdenken über Christa T." von 1968.

    1976 beteiligte sich Wolf an den Proteste gegen die Ausbürgerung des Liedermachers Wolf Biermann. Im Juni 1989 trat Wolf aus der SED aus. Sie warb dafür, die DDR von innen her zu verändern. Am 4. November 1989 trat sie als Rednerin bei der Großdemonstration gegen die Staatsführung auf dem Berliner Alexanderplatz auf.

    Kontakte zur Stasi

    Wolf wurde mit zahlreichen Preisen, unter anderem mit dem Georg-Büchner-Preis, dem Deutschen Bücherpreis und dem Thomas-Mann-Preis ausgezeichnet. Sie wurde 1976 Mitglied der Akademie der Künste der DDR und gehörte ab 1981 auch der gleichnamigen Akademie in West-Berlin an. 2010 erschien ihr letzter Roman "Stadt der Engel oder The Overcoat of Dr. Freud".

    Eine breite Debatte lösten Anfang der 90er Jahre ihre Kontakte zur Stasi aus. Zwischen 1959 und 1962 fertigte sie als Inoffizielle Mitarbeiterin drei Berichte an, die jedoch ein ausschließlich positives Bild der betroffenen Personen zeichneten.

    Bundespräsident Wulff: "Ihre Literatur hat die Menschen in unserem Land bewegt"

    Bundespräsident Christian Wulff hat die verstorbene Schriftstellerin Christa Wolf gewürdigt. "Ihre Literatur hat die Menschen in unserem Land bewegt und begeistert und zum Nachdenken gebracht", sagte Wulff am Donnerstag in Berlin. In ihrer Literatur hätten sich "die großen Hoffnungen und Irrtümer, die Ängste und Sehnsüchte ganzer Generationen" widergespiegelt.

    Außenminister Guido Westerwelle würdigte die am Donnerstag verstorbene Schriftstellerin Christa Wolf als "eine der bedeutenden deutschen Schriftstellerinnen der Nachkriegszeit". Wolf habe sich "lange vor dem Fall der Mauer kritisch mit den Lebensverhältnissen in der ehemaligen DDR auseinander" gesetzt, sagte der FDP-Politiker in Berlin. Ihre eigene Lebensgeschichte spiegele die Schwierigkeiten im Umgang mit einem autoritären Regime wider. dapd/AZ

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