Der ZDF eckt mit Werbespot für Frauen-Fußball an zur Frauenfußball Europameisterschaft 2013 löste im Netz einen regelrechten Video: Shitstorm gegen Werbespot zur Frauenfußball-EM aus. Der rund 20 Sekunden lange Werbespot zeigt eine Spielerin der deutschen Nationalmannschaft, die zielsicher einen verschmutzten Ball in die Öffnung einer Waschmaschine schießt. Sie stellt das Programm "Leder" ein und wartet gemütlich bis der Ball wieder sauber wird.
Neue Szene: Mann am Bügelbrett
Nachdem bei Facebook und Twitter zahlreiche negative Kommentare veröffentlicht worden sind, hat das ZDF reagiert und den Spot um eine Szene erweitert. Sie zeigt einen Mann, der oben ohne am Bügelbrett steht und ein Fußballdress bügelt. Es sei das erste Mal, dass man mit einem Spot derart anecke, hieß es von Seiten des ZDF.
Schon am Freitag äußerte sich der Sprecher des ZDF, Alexander Stock, gegenüber der Bild zu Wort.
"Wir werden das Video nicht rausnehmen, aber wir denken darüber nach, an dem Trailer etwas zu ändern". Der Sender habe die Reaktionen unterschätzt, Deutschland sei wohl empfindlicher, was dieses Klischee angeht. Stock betonte weiter, der Trailer sei nicht frauenfeindlich gemeint. Schließlich hätten auch einige Frauen an dem vermeintlich sexistischen Clip mitgearbeitet.
Spielerin schießt Ball in Waschmaschine
Doch was halten die deutschen Nationalspielerinnen von dem Spot, der eigentlich die Aufmerksamkeit auf die Europameisterschaften im Frauenfußball lenken sollte? Lena Goeßling findet den Film laut Bild nicht schlimm. Anders sieht es ihre Team-Kollegin, Lira Bajramaj. Der Zeitung gegenüber meinte sie: "Der Spot ist keine gute Idee. Man wünscht sich schon, dass er mit Frauen-Fußball und nicht mit Waschmaschinen zu tun hat. Das sollte sich beim nächsten Spot ändern."
Gespaltene Meinungen zum ZDF-Trailer im Netz
Auch unter den Nutzern auf YouTube, Twitter und Co. gehen die Meinungen weit auseinander:
"Ernsthaft? Was dümmeres ist ihnen wohl nicht eingefallen?! Wie wäre es, wenn man den Fußball statt Rollenklischees zeigt?", meint ein verärgerter Nutzer auf der Video-Plattform YouTube.
Viele haben eine ähnliche Meinung zu dem vermeintlich sexistischen Werbespot des ZDF:
"Einfach nur armselig. Jetzt ist wohl klar ZDF, wo Frauen eurer Meinung nach hingehören."
"Das ist in vielerlei Hinsicht so übel. Wer gibt so einen Scheiß frei? Frauen,hihi, da machen wir was mit ner Waschmaschine. Leute, wenn mir irgendein Idiot so eine Idee hinlegen würde, ich würde ihn mitsamt dem Skript aus dem Büro klatschen."
"Wenn es wenigstens ein kreatives Statement wäre, aber da ist nur wieder die übliche Ausreden-Scheiße zusammen gepackt worden. Öde."
"Liebes ZDF, warum findet eigentlich niemand (außer euch selbst) diesen augenzwinkernden Spot witzig? Schon mal drüber nachgedacht?"
Was ist ein Shitstorm und wie entsteht er?
Als Shitstorm wird die öffentliche Entrüstung im Internet bezeichnet, bei der sich Argumente mit Beleidigungen und Bedrohungen mischen.
Transportiert wird die Empörung über Soziale Online-Netzwerke und Blogs, sie verselbstständigt sich schnell und wird häufig in traditionellen Medien wieder aufgegriffen.
Der Begriff setzt sich zusammen aus den englischen Wörtern "shit" (Scheiße) und "storm" (Sturm). Eine Gruppe von Sprachwissenschaftlern um Prof. Anatol Stefanowitsch von der Freien Universität Berlin hat Shitstorm zum Anglizismus des Jahres 2011 gekürt.
Wenn sich ein Shitstorm zusammenbraut, kann das verschiedene Ursachen haben. "Es gibt unterschiedliche Ausgangslagen", sagt der Social-Media-Experte Bernhard Jodeleit.
Der Sturm werde oft gezielt von Kritikern initiiert, könne aber auch durch eine ungeschicktes Verhalten, ein Versehen oder mangelnde Sensibilität ausgelöst werden.
Oft reichen ein einzelner Kommentar, Facebook-Eintrag oder ein Blogeintrag, um die geballte Empörung der Nutzer zu provozieren.
"Das ZDF ist eben ein altbackener Biedermeier-Sender mit Markus Lanz als cräzy ausgeflipptem Aushängeschild. Mich wundert da gar nichts."
Alles halb so wild? Meinungen zum Frauen EM Werbespot gehen auseinander
Was viele verärgert, scheint so manchen Nutzer nicht sonderlich zu stören.
"Ich bin eine Frau. Ich würde mich als emanzipiert bezeichnen und ich finds witzig! Nicht alles so engstirnig sehen, liebe Menschen. ;)"
"Man kann manche Sachen aber auch extrem aufschaukeln. Wenn Werbung mit Männerklischees kommt, dann finden das alle lustig. Wenn Frauenklischees mit einem Augenzwinkern verarbeitet werden bedeutet das gleich, dass Frauen unterdrückt werden. Ich bitte euch haltet den Ball mal flach..."
"Guter Spot! Unsere Gesellschaft ist politisch Überkorrekt geworden. Fehlanzeige allerorten für Ironie!"
Eines ist sicher. Dank des Werbespots wissen nun auch viele Fußball-Uninteressierte Bescheid, dass die Frauen EM live im ZDF übertragen wird. Ob es sich dabei um eine durchdachte Marketing-Strategie oder nur einen "dummen Fehler" der Zuständigen handelt, ist fraglich. ne