In Frankreich hat die Polizei den wohl berühmtesten Verbrecher des Landes geschnappt: Der 46-jährige Redoine Faïd hatte mehrere Raubüberfälle begangen, brach bereits zweimal aus Gefängnissen aus und lieferte sich Verfolgungsjagden mit der Polizei, wie sie ein Hollywood-Regisseur nicht besser hätte inszenieren können. Am Mittwochmorgen ging er der Polizei in der Gemeinde Creil nördlich von Paris ins Netz. Zwischenfälle hat es keine gegeben, obwohl der Mann einen Revolver bei sich hatte. Der 46-Jährige und sechs weitere Menschen wurden festgenommen, berichtete Staatsanwalt François Molins.
Bei der Fahndung wurde auch eine junge Frau überwacht. Sie nahm mit dem Auto einen mit einer Burka bekleideten Menschen mit, "dessen Aussehen vermuten ließ, dass es sich um einen Mann handelte", sagte der Chef-Ermittler. Die Fahnder nahmen an Ort und Stelle auch Faïds Bruder, einen Neffen und die Frau fest. Ermittler stellten unter anderem zwei Burkas und eine automatische Waffe vom Typ Uzi sicher.
Verbrecher Redoine Faïd gefasst: Er brach mit dem Helikopter aus dem Gefängnis aus
Vor drei Monaten katapultierte Redoine Faïd sich in die Schlagzeilen französischer und internationaler Medien. Szenen wie aus einem Action-Thriller spielten sich in der Haftanstalt nahe Paris ab. Etwa 50 Kilometer südlich der französischen Hauptstadt gelang Frankreichs bekanntestem Häftling die Flucht aus der Haftanstalt Réau - mit einem Hubschrauber. Drei bewaffnete Komplizen sollen dem 46-jährigen Rédoine Faïd bei seiner Flucht geholfen haben. Wegen eines bewaffneten Raubüberfalls war der Mann im April zu 25 Jahren Haft verurteilt worden.
Die Flucht habe nur wenige Minuten gedauert, teilte die Strafvollzugsbehörde damals mit. Verletzte oder Geiseln habe es dabei nicht gegeben. "Ein bewaffnetes Kommando ist im Gefängnishof gelandet, während der Gefangene im Besucherraum war", gab die Behörde weiter bekannt. Die "schwer bewaffneten" Komplizen sollen die Tür zum Besucherzimmer aufgebrochen haben, in dem Faïd mit einem seiner Brüder wartete.
Den Hubschrauber fand die Polizei später in Gonesse, etwa 60 Kilometer von dem Gefängnis entfernt. Zuvor hatten die Komplizen den Hubschrauber gekapert. Der Pilot sei ein Ausbilder gewesen, der auf einen Schüler gewartet hatte.
Redoine Faïd war schon vor seiner Helikopter-Flucht eine Berühmtheit in Frankreich
Faïd, auf dessen Konto nach eigenen Angaben mehrere Raubüberfälle gehen, hatte bereits im April 2013 mit einer nicht weniger filmreifen Flucht aus einer Haftanstalt in Nordfrankreich von sich reden gemacht. Damals nahm er vier Wächter als Geiseln, sprengte die Gefängnistüren mit Dynamit und tarnte sich mit einer Uniform. Kurz darauf verschwand er mit einem Fluchtauto. Erst sechs Wochen später fand ihn die Polizei in einem Hotel nahe Paris.
Tatsächlich ist der Mann in Frankreich so etwas wie ein Star-Verbrecher. Redoine Faïd sprach in Fernsehauftritten von seinen früheren Coups, von seiner Faszination für Gangster-Kinofilme wie "Heat" und "Scarface", die ihn inspirierten – und seiner angeblichen Läuterung. Auch in seiner Autobiografie "Braqueur" ("Räuber") beschrieb er seine Laufbahn fernab der legalen Wege. So habe er bereits im Alter von zwölf Jahren entschieden, dass er aus dem Raub sein "Metier" machen werde.
Bereits als Jugendlicher, so heißt es von dem Sohn algerischer Einwanderer, habe er erste Diebstähle begangen. Noch im Gymnasium raubte er eine erste Bankfiliale aus. Er sei "süchtig" nach diesem Adrenalin-Schub, gab Faïd später zu, der als charmant, intelligent und manipulativ beschrieben wird. 1995 nahm er die Familie eines Bankdirektors in Geiselhaft, um diesen zum Öffnen von Geldsafes zu zwingen. Die Täter trugen dabei Masken französischer Politiker, inspiriert vom Film "Gefährliche Brandung" ("Point Break"), in dem Bankräuber mit den Masken ehemaliger US-Präsidenten unterwegs sind. (AZ/dpa)