Startseite
Icon Pfeil nach unten
Panorama
Icon Pfeil nach unten

Mythos Titanic: Hier können Touristen die Titanic besichtigen

Mythos Titanic

Hier können Touristen die Titanic besichtigen

    • |
    Edle Wandtäfelungen, hochwertige Stoffe und illustre Gesellschaft: Das Museum Titanic Belfast zeigt, wie luxuriös man auf dem Schiff reiste, das 1912 für mehr als 1500 der über 2200 Passagiere zum Grab wurde.
    Edle Wandtäfelungen, hochwertige Stoffe und illustre Gesellschaft: Das Museum Titanic Belfast zeigt, wie luxuriös man auf dem Schiff reiste, das 1912 für mehr als 1500 der über 2200 Passagiere zum Grab wurde. Foto: Titanic Belfast
    Für eine Ausstellung wurde 2012 eine Erste-Klasse-Kabine der Titanic exakt und maßstabgetreu nachgebaut. Die Titanic galt damals als das modernste und luxuriöseste Schiff der Welt.
    Icon Galerie
    13 Bilder
    Das Wrack der Titanic auf dem Meeresboden wird von Bakterien zerfressen. Die 1985 in der Tiefsee entdeckten Überreste des Schiffes sind bald Geschichte.

    Fast schwebt man die elegante Treppe hinauf, lichtdurchflutet der Aufgang durch die große Kuppel aus Eisen und Buntglas. Es geht vorbei an der geschnitzten Wandtäfelung in den Speisesaal, wo der rote Teppich die Klänge der Geigenspieler dämpft. Es sind die Luxusräume der Titanic, die man bei dem virtuellen Rundgang mit Hilfe von riesigen Leinwänden auf drei Seiten erblickt, während im Maschinenraum die Motoren dröhnen und in der Holzklasse darüber Gänge zu den einfachen Kabinen führen.

    Im Titanic-Museum im nordirischen Belfast ist der Besucher zurückversetzt in die Zeit jenes berühmten Schiffes, dessen Geschichte und Mythos bis heute die Menschen faszinieren. Das spektakuläre Gebäude liegt in den ehemaligen Hafen-Docks.

    Fast genau an jener Stelle wurde das 268 Meter lange Gefährt von 3000 Arbeitern in der Werft von Harland & Wolff gebaut. „Es war die Zeit der Industrialisierung und Belfast war Boom-Stadt“, wie es in der multimedialen Ausstellung heißt, die auch die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Verhältnisse von damals beleuchtet. Das Museum misst dieselbe Höhe wie einst die Titanic und beim Blick aus einem der Panoramafenster im oberen Stockwerk wird einem das Ausmaß des Schiffs bewusst.

    Rund 3000 Werftarbeiter bauten an der Titanic mit

    Am 31. Mai 1911 wurde es hier unter dem Jubel zehntausender Zuschauer von der Rampe zu Wasser gelassen, um dann im Jahr 1912 seine Jungfernfahrt von Southampton nach New York zu starten. Dort aber sollte die Titanic nie ankommen. Am 14. April 1912 sank der unsinkbare Dampfer nach dem Zusammenstoß mit einem Eisberg.

    „Wir haben die Geschichte zurück nach Nordirland gebracht“, sagt Judith Owens, Chefin des Museums. Auf vier Stockwerken wird mit Hilfe von persönlichen Erinnerungen, Briefen, Nachbauten der Möbel, Erzählungen einzelner Schicksale, Installationen sowie Fotos und Botschaften der Passagiere und Werftarbeiter der Weg vom Bau der Titanic bis zu ihrer letzten Ruhestätte auf dem Meeresboden des Nordatlantik beschrieben.

    Das war keineswegs selbstverständlich, über Jahrzehnte hegte Belfast eine zurückhaltende, fast schamvolle Beziehung zu der Katastrophe. Das Trauma saß tief und erst spät erkannte man den Wert der Titanic für die hiesige Wirtschaft.

    Immerhin, der Liner sei funktionsfähig gewesen, als er hier vom Stapel gelassen wurde, sagt einer der Museumsführer wie als Versicherung dafür, dass nicht die Nordiren Schuld am Desaster tragen. Die Rückbesinnung auf die Schiffsbautradition scheint sich für Belfast auszuzahlen. 2016 wurde das Museum in einer Umfrage zur weltweit führenden Touristenattraktion gekürt.

    Millionen wollen die Titanic in Belfast sehen

    Die schlimmsten Schiffsunglücke

    Titanic, Estonia, Sewol: Schiffsunglücke fordern oft hunderte Menschenleben. Eine - unvollständiger - Überblick über die größten Katastrophen:

    16.12.1900: Gneisenau Sie war ein deutsches Segel-Schulschiff. Das tragische Unglück ereignete sich im Hafen von Malaga. Über 40 junge Menschen und mindestens 12 spanische Retter starben, als das Schiff vom Sturm gegen die Mole getrieben wurde und im Meer versank.

    15.06.1904: General Slocum Deutsche Einwanderer charterten den Raddampfer "General Slocom" und machten einen Ausflug auf dem East River in New York. Als das Schiff Feuer fängt, bricht Panik aus. Mehr als 1000 Menschen fanden den Erstickungstod oder ertranken.

    12.03.1907: Panzerschiff Iéna Das französische Schiff lag vor Toulon, als plötzlich die Pulverkammer explodierte. 120 Mitglieder der Besatzung starben, 150 weitere wurden zum Teil schwer verletzt.

    15.04.1912: Titanic Das wohl berühmteste Schiffsunglück ist der Untergang der "unsinkbaren" Titanic. Sie befand sich auf ihrer Jungfernfahrt nach New York und rammte einen Eisberg. Nach 2 Stunden und 40 Minuten war sie untergegangen und hatte um die 1500 Menschen in den Tod gerissen. Gerade einmal 700 überlebten die Katastrophe.

    29.05.1914: Empress of Ireland Der irische Luxusliner prallte im St. Lorenz Strom mit dem norwegischen Kohlendampfer "Storstad" zusammen. Die Empress of Ireland geht unter. Rund 1000 Passagiere fanden den Tod.

    06.12.1917: Mont Blanc & Imo Die Mont Blanc war ein französisches Munitionsschiff. Im Hafen von Hallifax kollidierte sie mit dem belgischen Frachter "Imo". Die Munition explodierte und weite Teile der Stadt wurden vernichtet. An die 2000 Menschen kamen dabei ums Leben, zahlreiche wurden schwer verletzt.

    26.10.1927: Principessa Mafalda 1200 Menschen blickten hoffnungsfroh in die Zukunft, als sie 1927 auf einem Schiff Italien verließen, um woanders ein neues Leben zu beginnen. 314 von ihnen starben, als die Principessa Mafalda vor der brasilianischen Küste unterging.

    14.06.1931: Saint-Philibert Als das Ausflugsdampfer in der Loire-Mündung versank, verloren mehr als 500 Passagiere ihr Leben.

    21.09.1957: Pamir Das deutsche Segel-Schulschiff gerät westlich der Azoren in einen Sturm und kann den Urgewalten nicht standhalten. 80 Besatzungsmitglieder fanden den Tod. Nur sechs Mann blieben am Leben.

    23.01.1977: Lucona Das Frachtschiff versank im Indischen Ozean, zunächst ohne ersichtlichen Grund. Später fand man heraus, dass es mitsamt der Besatzung absichtlich versenkt wurde. Udo Proksch, dem die Wiener Konditorei "Demel" gehört, wollte auf diese Weise seine Versicherung betrügen.

    16.03.1978: Amoco Cadiz Der Öltanker havarierte vor der nordfranzösischen Küste. Über 200 Kilometer entlang der Strandlinie wurden verheerende Umweltschäden verursacht.

    13.12.1978: MS München Das deutsche Frachtschiff ist samt der 28-köpfigen Crew bis heute verschwunden. Es geriet nördlich der Azoren in einen gewaltigen Sturm und sendete Notsignale. Eine internationale Rettungsaktion blieb erfolglos.

    11.08.1979: Admirals Cup Der Admirals Cup ist eine Hochsee-Regatta. Ein Teil davon ist das Fastnet Race von Südengland nach Irland und zurück. 1979 wurde das Regattafeld von einem Orkan heimgesucht. Mehr als 300 Schiffe waren in Gefahr. 19 Menschen kamen um.

    06.03.1987: Herald of Free Enterprise Auf dem Fährschiff starben knapp 200 Passagiere. Es versank kurz nachdem es vom belgischen Hafen losgefahren war. Um schneller ablegen zu können, wurde das Bugtor erst unterwegs geschlossen.

    28.09.1994: Estonia Die Estonia war nach Stockholm unterwegs, als plötzlich die Bugklappe abgerissen wurde. Das Schiff läuft sofort voll. Mehr als 850 Menschen sterben. Bis heute sind die genauen Umstände der Katastrophe nicht geklärt.

    03.02.2006: Al Salam Boccaccio 98 Als auf der ägyptischen Fähre Feuer ausbricht, beginnt das Schiff zu sinken. Die Ursachen sind nicht bekannt, aber wahrscheinlich hat das Löschwasser die Fähre zum Kentern gebracht. Ungefähr 1000 Passagiere finden im Roten Meer ihren Tod.

    Seit der Eröffnung 2012 strömten mehr als 4,5 Millionen Besucher aus 145 Ländern in die Riesenausstellung, 85 Prozent kamen von außerhalb Nordirlands. Belfast ist mit der Inszenierung des Untergangs die Auferstehung als Touristenziel gelungen. Die 340.000-Einwohner-Stadt versucht, ihre dunkle Vergangenheit zu überwinden.

    Die Wunden des Nordirland-Konflikts sind keineswegs verheilt, zu frisch ist der Frieden, zu fragil sind die Beziehungen zwischen Protestanten und Katholiken, Unionisten und Republikanern selbst 20 Jahre nach dem historischen Karfreitagsabkommen. Um mehr Gäste anzulocken, hat sich die Innenstadt in den vergangenen Jahren herausgeputzt, Sterne-Restaurants siedelten sich an, Infrastruktur-Projekte wurden realisiert.

    Doch heute treibt den nördlichen Teil des Vereinigten Königreichs die Sorge vor den Auswirkungen des EU-Austritts um. Der Brexit als Eisberg? Die Menschen in Nordirland hoffen vielmehr, dass der Tourismus weiterwächst.

    Es gebe noch viel Luft nach oben, sagt John McGrillen vom Tourismusverband in Nordirland. 2017/2018 etwa hatte das Titanic-Museum so viele Besucher wie nie zuvor, Hotels werden gebaut, die Filmindustrie lässt sich im neuen Titanic-Viertel nieder. Die Erfolgsgeschichte von Belfast soll jetzt erst richtig losgehen.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden