Nach dem gewaltsamen Tod von fünf kleinen Kindern in Solingen gehen am Montag die Ermittlungen von Polizei und Staatsanwaltschaft weiter. Im Mittelpunkt steht dabei die mordverdächtige Mutter (27), die die Kinder erst betäubt und dann erstickt haben soll. Genaueres dazu soll eine toxikologische Untersuchung ergeben. Die Beerdigung der fünf Kinder ist erst möglich, wenn die Leichen freigegeben worden sind.
Fünf Kinder tot in der Wohnung: Mutter schweigt noch
Die 27-jährige Mutter, die in Solingen fünf ihrer sechs Kinder umgebracht haben soll, hat die Tat gegenüber Ermittlern und dem Haftrichter bislang nicht gestanden. Das hat ein Sprecher der Wuppertaler Staatsanwaltschaft am Dienstag auf Anfrage mitgeteilt. Ein Richter hatte der Verdächtigen am Freitag einen Haftbefehl wegen fünffachen Mordes am Krankenbett in einer Klinik verkündet und ihr zuvor Gelegenheit zur Stellungnahme gegeben. Eine vollständige Vernehmung sei allerdings noch nicht möglich gewesen, sagte Staatsanwalt Heribert Kaune-Gebhardt.
Die 27-Jährige, die sich am vergangenen Donnerstag vor einen Zug geworfen und dabei schwere Verletzungen erlitten hatte, liege weiterhin im Krankenhaus und habe noch nicht verlegt werden können. Es gebe keine Vorgeschichte, die bei ihr auf eine psychische Erkrankung hindeute. Die Frau werde aber, sobald es die Situation erlaube, entsprechend untersucht.
Mutmaßlicher Mord an fünf Kindern in Solingen: Motiv noch unklar
Die Ermittler vermuten, dass die alleinerziehende Mutter von sechs Kindern nach der Trennung von ihrem Mann die Tat in einem Zustand emotionaler Überforderung begangen hat. Die Ehe sei zerrüttet gewesen, hatten Polizei und Staatsanwaltschaft am Freitag berichtet. Gewissheit über das Motiv kann aber nur eine ausführliche Vernehmung der Frau bringen. Am Freitag galt sie noch als nicht vernehmungsfähig. Sie hatte sich vor einem Zug geworfen und war schwer verletzt worden. Nähere Informationen über ihren Gesundheitszustand hatte es am Wochenende nicht gegeben.
Offen ist zu Wochenbeginn auch das weitere Schicksal des elfjährigen Sohnes, des einzig überlebenden Kindes der 27-Jährigen. Er ist derzeit bei seiner Großmutter in Mönchengladbach, müsste aber theoretisch am Montag in Solingen wieder in die Schule. Er könne sich kaum vorstellen, dass der Junge in die Schule gehen werde, sagte ein Solinger Stadtsprecher. Die Entscheidung liege allerdings bei den Jugendämtern in Solingen und Mönchengladbach.
Jugendamt in Solingen sah keine Auffälligkeiten oder eine Gefährdung der Kinder
Die Opferschutzbeauftragte des Landes NRW, Elisabeth Auchter-Mainz, sagte, sie habe den Eindruck, dass der Junge und die Großmutter in Mönchengladbach gut betreut würden. Für die Zukunft seien viele Fragen offen, aber zunächst benötigten der Junge und seine Großmutter Zeit. "In so einer Lage brauchen die Menschen Zeit - und diese Zeit muss dem Jungen und seiner Großmutter gegeben werden."
Dem Solinger Jugendamt war die Familie vor der Tat bereits bekannt. "Der Familie wurden von der Stadt Solingen erforderliche Unterstützungen gewährt. Das Jugendamt hat zusätzlich mögliche Hilfsangebote unterbreitet", teilte die Stadt mit, ohne Details zu nennen. "Erkenntnisse zu Auffälligkeiten oder einer potenziellen Gefährdung der Kinder gab es zu keinem Zeitpunkt."
Die Kinder Melina (1), Leonie (2), Sophie (3), Timo (6) und Luca (8) waren von Polizisten am Donnerstag tot in ihren Kinderbetten in der Wohnung der Familie im Solinger Stadtviertel Hasseldelle gefunden worden. (dpa)
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