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Musik: Taylor Swift - die Zirkusprinzessin

Musik

Taylor Swift - die Zirkusprinzessin

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    Let’s dance: Taylor Swift rockt die australische Metropole Sydney.
    Let’s dance: Taylor Swift rockt die australische Metropole Sydney. Foto: John G. Mabanglo, epa

    Es war einmal ein Mädchen, hinter den sieben Bergen... an dieser Stelle müssten die Zwerge kommen. Tun sie aber nicht. Es waren die Riesen der Countrymusic-Industrie in Nashville/Tennessee, die die damals 15-jährige Taylor Swift an die Hand nahmen und ihr eine große Karriere versprachen. Und wie im Märchen sang sich das Mädchen mit dem Kindergesicht in die Herzen der Amerikaner, dass selbst die mit Bourbon und allen reingeschütteten Wassern gewaschenen Haifische des Country-Mekkas staunten.

    Taylor Swift bringt neues Album heraus

    Nun schickt sich die 24-Jährige an, mit dem knalligen Popalbum „1989“ (ihr Geburtsjahr) die Welt zu erobern. Sinnfälligerweise mit dem Song „Welcome to New York“, den die dortige Tourismusbehörde flugs in eine Werbekampagne einbaute. Nicht unbedingt zur Freude der von schrägem Szene-Pop verwöhnten Zeitungen, die misstrauisch reagierten auf die junge Frau aus Tennessee. Ein „flaches und lebloses Bild der Stadt“ gebe der Song ab, fand die renommierte Village Voice. Die Invasion in Europa steht noch aus. Vor allem im Helene-Fischer-Deutschland sind es die Musikredakteure der TV-Anstalten, denen oft das Gespür für hochprofessionelle US-Töne abseits des Los-Angeles-Mainstream fehlt.

    Egal: Taylor Swift dachte nach. Nahm den Lockenstab, schaute in den Spiegel und was sie sah, war ein Schneewittchen, das merkte, dass es auch Zirkusprinzessin sein kann. Schließlich hat das Komplettpaket Taylor Swift im Lauf der Jahre 30 Millionen Alben verkauft.

    Mit einem Talent, auch selbst mittelmäßige Country-Songs zu schreiben wie viele Größen der Branche. Und einer So-lala-Stimme. Aber sie fand sich stets an der richtigen Stelle ein – der wo die Musik spielt. Millionen junger Mädchen wollten sein wie sie. Und es wunderte sich bald keiner mehr, dass sie einen Grammy nach dem anderen abräumte.

    „Miss America“ war geboren. Eine Heldin des weiten Lands zwischen West- und Ostküste, dort wo Wahlen gewonnen werden. Doch schon mit dem Album „Red“ signalisierte sie den Aufbruch zu neuen Ufern. Und nun stürzen sich die deutschen Feuilletons auf Amerikas Klassenbeste, weil ja – so inzwischen die gängige Definition bei allen Pop-Trends – die über Twitter, Facebook und Instagram generierte Fangemeinde erst das Phänomen möglich mache. Nach dem Motto: Werde du erst ein Star, dann hören wir auch deine Musik!

    Swift ließ ihre Lieder aus Spotify herausnehmen

    Das Produkt Taylor Swift spielt perfekt mit den medialen Möglichkeiten. Dem neuen Album liegen gelbstichige Fotos von nostalgischem Polaroid-Charme bei. Taylor kurzberockt und mit Zitaten wie „Diese Liebe ist gut, diese Liebe ist schlecht“. Wie es im Leben halt ist. In welcher Liga will Miss Swift mit dieser raffinierten Dance-Produktion antreten? In der von Lana del Rey, der frühen Britney Spears und Madonna? Noch deutlicher sind die auf fingerschnipsende Fröhlichkeit getrimmten Verweise auf Kylie Minogue. Ein passender Soundtrack, der für jede TV-Serie mit Sprüche klopfenden New Yorker Girls über Jahre hinweg ausreichen müsste.

    Aber es geht in erster Line um viel Geld. Gestern wurde bekannt, dass Swift ihre Songs aus dem Musikstreamingdienst Spotify herausgenommen hat. Den Fans wird wohl vorläufig nichts anderes übrig bleiben, als sich die Alben zu kaufen.

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