Ist der Status der diplomatischen Immunität ein Freifahrtschein für ein Leben ohne Rücksicht? Die Geschichte der heutigen "Tatort"-Wiederholung aus München erinnert ein wenig an das Leben von Saif al-Arab al-Gaddafi, dem Sohn des früheren libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi:
Nasir al Yasaf (Yasin el Harrouk), Sohn des Emir von Kumar, führt - wie in der Realität der Gaddafi-Sohn einst auch - in München ein glamouröses Leben. Geschützt durch seinen Diplomatenstatus nimmt sich der junge Mann alle Freiheiten: schnelle Autos, ausschweifende Partys, Drogen. Und die Polizei sieht tatenlos zu.
Als Nasirs teurer Sportwagen in Missachtung jeder roten Ampel einmal wieder durch München rast und nur durch eine Polizeisperre aufgehalten werden kann, wird auf dem Beifahrersitz die Leiche seines Freundes Karim gefunden.
Tatort heute: Lohnt sich "Der Wüstensohn"?
Batic (Miroslav Nemec) und Leitmayr (Udo Wachtveitl) sollen den Mord an Karim aufklären, aber für ihre Ermittlungen sind ihnen die Hände gebunden. Sie dürfen nichts. Nicht einmal Nasir als Hauptverdächtigen befragen, wenn der nicht will. Geschweige denn den Wagen polizeilich untersuchen. Als Diplomatenfahrzeug ist der Auffindeort der Leiche exterritoriales Gebiet. Batic tobt, Leitmayr mahnt zu "diplomatischem" Vorgehen. Doch zu ihrem Erstaunen kooperiert der Sohn des Emir.
Auch die Rolle von Generalkonsul Saleh bleibt undurchsichtig. Ist er wirklich daran interessiert, den deutschen Behörden bei der Lösung des Falls behilflich zu sein? Oder verfolgt er eigene Interessen? Als sich die Hinweise verdichten, der Tod des jungen Arabers könnte im Zusammenhang mit illegalen Geschäften stehen, bekommt der Fall eine neue Dimension.
"Der Wüstensohn": Batic und Leitmayr suchen Mörder
Die Spur führt ins Bayerische Wirtschaftsministerium zu Staatssekretär Baum, einem Hitzkopf, der auf Karrierechancen hofft. Batic und Leitmayr geraten ins Feuer zwischen Politik, Justiz und Wirtschaft. Als der Chauffeur des Prinzen die Tat gesteht, in der es angeblich um Drogen und Schulden ging, scheint der Fall gelöst, zumindest für Oberstaatsanwalt Kysela. Doch Batic und Leitmayr glauben nicht daran. Sie halten den Chauffeur für ein Bauernopfer und kämpfen hartnäckig darum, die wahren Schuldigen ans Licht zu bringen.
Die Pressestimmen waren seinerzeit übrigens zwiegespalten: Für die Kritiker war der Tatort "Wüstensohn" aus München "Emirquatsch", verwirrend, überraschend - aber auch irgendwie ganz gut. Am heutigen Sonntagabend können Sie sich noch einmal ihr eigenes Urteil bilden.
Die "Tatort"-Wiederholung "Der Wüstensohn" läuft heute am Sonntagabend um 20.15 Uhr im Ersten. AZ