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München: Steve Hackett im Circus Krone: Tanz mit dem Rasenmäher

München

Steve Hackett im Circus Krone: Tanz mit dem Rasenmäher

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    Steve Hackett lässt im Circus Krone die alte Genesis-Herrlichkeit wieder aufleben.
    Steve Hackett lässt im Circus Krone die alte Genesis-Herrlichkeit wieder aufleben. Foto: Imago

    Wenn Eltern ihren Kindern mal erklären wollen, was für merkwürdige Musik sie einst gehört haben, könnten sie mit ihren zum Beispiel zu einem Konzert von Steve Hackett gehen. Sie müssten dem Nachwuchs zwar erst mal erklären, dass dieser Mann Gitarrist ist und kein Produzent von schicker Briten-Mode, aber beim Stichwort Genesis dürfte es dann doch leise klingeln. Ja, Steve Hackett, 64, ist der Mann, der in der kreativen Hochphase der Band mit seinem singenden Gitarrenton den Sound dieser wunderbar versponnenen Band entscheidend mitgeprägt hat.

    Steve Hackett spiel großartige Musik aus einer fernen Zeit

    An den späteren kommerziellen Entgleisungen  von Genesis trägt er keine Schuld. Allzu viele Eltern haben jetzt bei Hacketts-Auftritt im Münchner Circus Krone die Gelegenheit nicht wahrgenommen, ihre Sprösslinge einen Blick in die Vergangenheit werfen zu lassen. Das Publikum rekrutierte sich aus  strammen Altfans.  Und die bekamen genau das geboten, was sie haben wollten: großartige Musik aus einer fernen Zeit, vier Jahrzehnte alt und  Welten entfernt von heutigen Hörgewohnheiten.

    Mit Steve Hackett hatten Genesis Ende 1970 ihre klassische Besetzung gefunden und all die Platten eingespielt, die ihren Ruhm begründeten. Als der Gitarrist 1977 den Abschied einreichte, weil er nicht mehr so durfte, wie er wollte, schrumpfte  nicht nur die Personaldecke, sondern schwand auch die Lust an abgedrehten Schachtelstücken von bis zu 22 Minuten Dauer.  Dafür wurden Genesis Mainstram-tauglich und extrem erfolgreich.  Hackett  blieb dagegen ein Musiker für Musiker.  Seit er sich wieder auf seine Genesis-Wurzeln besonnen hat  - nach einem ersten Versuch 1996 – sind die Hallen wieder voller. Deshalb hat er seine „Genesis Revisited“-Tour verlängert – mit Erfolg.

    Meister Hackett ist über jeden Zweifel erhaben

    Dabei konzentriert sich Hackett auf die ersten fünf Alben und lässt das eher matte „Wind And Wuthering“  außen vor. Sie enthalten abenteuerliche Musik, mit aberwitzigen Wechseln und Harmoniewendungen.  Hackett und seine hervorragende Band spielen die Songs beinahe Note für Note original – was vor allem Sänger Nad Sylvan vor gewaltige Herausforderungen stellt, um die von Peter Gabriel einst ausgetüftelten sprunghaften Melodien zu bewältigen. Das schafft er meist ziemlich authentisch.

    Meister Hackett selbst ist über jeden Zweifel erhaben. Er gehört zu den wegweisenden Gitarristen der Rockmusik, obwohl andere stets als viel cooler galten. Schon Anfang der 70er Jahre spielte er Dinge, die viel später einen gewissen Edward Van Halen berühmt machen sollten: Hackett ist ein Pionier der Fingertapping-Technik, mit der sich extrem schnelle Tonfolgen spektakulär bewältigen lassen.  Er ist ein exquisiter Akkordarbeiter und der Mann mit dem langgezogenen Klageton, der entfernt an den Gesang der Buckelwale erinnert. Damit passte er einst wunderbar in die surrealistische Welt der frühen Genesis, in der England pfundweise verdaut wird („Dancing With The Moonlit Knight),  der Riesenbärenklau die Welt erobert („The Return Of The Giant Hogweed“)  oder ein Rasenmäher  seine Weltsicht erklärt  („I Know What I Like“). Hackett spielt makellos, uneitel und, nun ja, weise. 

    Das Publikum darf knapp zweieinhalb Stunden in dieser Welt weilen und feiert Hackett und Band  am Ende minutenlang. Wäre schön, wenn er noch eine Zeit lang als Lordsiegelbewahrer der „wahren“ Genesis durch die Lande tingeln würde.

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