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Mordfall Maria Bögerl: Hat die Polizei eine wichtige Spur vernachlässigt?

Mordfall Maria Bögerl

Hat die Polizei eine wichtige Spur vernachlässigt?

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    Die Sendung Aktenzeichen XY bringt zwei Jahre nach dem Mord an der Bankiersgattin Maria Bögerl Bewegung in den Fall.
    Die Sendung Aktenzeichen XY bringt zwei Jahre nach dem Mord an der Bankiersgattin Maria Bögerl Bewegung in den Fall. Foto: Archiv

    Die Sondersendung von Aktenzeichen XYAktenzeichen XY um den Fall der entführten Bankiersgattin Maria Bögerl zieht weitere Folgen mit sich: Die Polizei hat in dem spektakulären Mordfall laut einem Medienbericht mehr als zwei Jahre lang eine wichtige Spur vernachlässigt. Bereits sechs Tage nach der Entführung der Bankiersfrau Der Spiegel. Der Absender teilte darin offensichtlich mit, dass Maria Bögerl bereits tot sei.

    Kennt der Schreiber des Briefes die Täter?

    Damals galt die Frau noch als vermisst, ihre Leiche wurde erst Wochen später entdeckt. Weiter hieß es in dem Brief angeblich, die Täter seien einer bestimmten Volksgruppe zuzuordnen. Sie seien in Panik geraten. Der Absender nannte laut Spiegel zwei Namen. Maria Bögerl war entführt und nach einer gescheiterten Lösegeldübergabe tot  gefunden worden. Ihr Mann nahm sich ein Jahr später das Leben. Die Polizei wollte den Medienbericht am Sonntag nicht kommentieren.

    Laut Spiegel versicherte die Sonderkommssion noch Anfang August, alle Behauptungen des Absenders seien damals ausermittelt worden, es habe sich nichts ergeben. In der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY" am vergangenen Mittwoch hingegen richtete die Soko einen dringenden Aufruf an den Verfasser des Schreibens. Man gehe davon aus, dass "er die Täter kennt", sagte der Stuttgarter Soko-Leiter Volker Zaiß im augsburger-allgemeine.de.

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    Nach der Sondersendung wurde dringend eine Taxifahrerin als Zeugin gesucht: Mittlerweile hat sie sich gemeldet. Über deren Aussage schwieg der Sprecher der Landespolizei, Frank Buth am Freitag. Er sagte aber: "Jede Erkenntnis bringt uns weiter." Das ZDF hatte dem spektakulären Fall Bögerl am Mittwochabend ein Spezial der Sendung "Aktenzeichen XY" gewidmet. Seither seien mehr als 300 Hinweise eingegangen, sagte Buth.

    Wichtige Zeugin meldet sich

    Chronologie: Der Fall Maria Bögerl

    12. Mai 2010: Am Vormittag wird die Ehefrau des Vorsitzenden der Kreissparkasse Heidenheim, Maria Bögerl, aus ihrer Wohnung in Heidenheim-Schnaitheim von unbekannten Tätern entführt.

    Wenig später erhält ihr Ehemann eine telefonische Lösegeldforderung über 300.000 Euro. Der Anrufer spricht einen regional typisch schwäbischen Dialekt und verwendete die Formulierung "machen Sie keine Sperenzchen".

    13. Mai 2010: Eine Lösegeldübergabe am Nachmittag des Entführungstages scheitert. An der Übergabestelle an der A7 holen die Täter das deponierte Lösegeld nicht ab.

    14. Mai 2010: Maria Bögerls Handy wird gefunden. Ihre schwarze Mercedes Benz A-Klasse, in der sie entführt wurde, entdeckt die Polizei nach Hinweisen im Hof des Klosters Neresheim.

    18. Mai 2010: Die Belohnung für Hinweise zur Aufklärung des Falls wird auf 100.000 Euro verdoppelt. Die Sonderkommission "Flagge" wird gebildet.

    19. Mai 2010: Mit einem verzweifelten Appell wendet sich die Familie in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY... ungelöst" an die Täter. Trotz zahlreicher Hinweise gibt es keine heiße Spur.

    3. Juni 2010: Ein Spaziergänger entdeckt die Leiche von Maria Bögerl in der Nähe von ihrem Haus im Wald. Die Obduktion ergibt, dass Maria Bögerl erstochen wurde. Am 9. Juni wird sie unter großer Anteilnahme beigesetzt.

    11. Juli 2011: Maria Bögerls Ehemann Thomas erhängt sich in seinem Haus. Auch er war zwischenzeitlich in Verdacht geraten.

    14. Juli 2011: Die Kinder der Bögerls kritisieren öffentlich die Polizei.

    5. September 2012: Die Polizei wendet sich über die Sendung "Aktenzeichen XY" des ZDF an die Bevölkerung. Mehr als 500 Zuschauer melden sich.

    Januar 2013: Die Soko wird von 16 auf 12 Ermittler verkleinert. Mehr als 3000 Speicheltests machten die Beamten bis dato auf der Suche nach dem Täter oder den Tätern. Gut 9800 Hinweise gingen bisher ein.

    8. Mai 2013: Es ist ausschließlich die Rede von mehreren Tätern. Sie werden im Spielhallen-Milieu im Raum Neresheim, Giengen an der Brenz oder Dillingen gesucht.

    14. Februar 2014: In Neresheim (Ostalbkreis) soll ein DNA-Massentest die entscheidenden Hinweise bringen. Mehr als 3000 Männer sollen zur Reihenuntersuchung antreten.

    21. August 2014: Die zweite Auflage des Massentests: Auch in Giengen an der Brenz werden rund 500 Männer zum DNA-Test aufgefordert.

    Februar 2015: Ein Zeuge, der früher in Augsburg lebte, behauptet, er kenne die beiden Täter. Die Polizei ist skeptisch, da es sich beim Zeugen um einen notorischen Betrüger handelt.

    13. Februar 2015: Das Amtsgericht Ellwangen will mehrere Männer zur Speichelprobe zwingen. Diese hätten die Teilnahme an den freiwilligen DNA-Massentests bislang verweigert, gegen sie lägen aber "weitere Verdachtsmomente" vor.

    23. April 2015: Die Staatsanwaltschaft Ellwangen verkündet, den angeblichen neuen Zeugen vorerst nicht mehr vernehmen zu wollen.

    November 2015: Auf der Suche nach dem Täter werten die Ermittler mit einer neuen Software 600.000 alte Datensätze aus – darunter vor allem Handy-Verbindungsdaten aus dem Tatzeitraum.

    April 2016: Knapp sechs Jahre nach dem Mord an der Bankiersgattin geht die Polizei noch einmal 150 neuen Ermittlungsansätzen nach.

    Dezember 2016: Sechseinhalb Jahre Arbeit, über 10.300 Hinweise und keine heiße Spur. Beim Mordfall Maria Bögerl tappen die Ermittler seit Jahren im Dunkeln – aber der Fall treibt sie weiter um.

    5. April 2017: Die Ermittler suchen nach einem Verdächtigen und gehen einer entscheidenden Spur nach. Der Mann ist in Nordrhein-Westfalen gesehen worden. In der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY" suchen die Ermittler erneut nach Zeugen. Sie veröffentlichen ein Phantombild und Teile einer Tonaufnahme.

    6. April 2017: Ein Verdächtiger im Mordfall Bögerl wurde festgenommen. Er soll die Tat vergangenen Sommer betrunken vor Zeugen gestanden haben. Ein DNA-Abgleich verlief aber negativ.

    Die Taxifahrerin hatte die im Mai 2010 entführte und später getötete Heidenheimer Bankiersfrau Maria Bögerl zwei Monate vorher vom Stuttgarter Hauptbahnhof zu einem Arzt gefahren. Die Polizei erhofft sich von der Zeugin Erkenntnisse darüber, ob Maria Bögerl womöglich über Wochen vom mutmaßlichen Täter ausspioniert worden war. Laut bild.de hatte Bögerl damals kein Geld dabei, um die Taxifahrerin zu bezahlen - für sie, die angeblich niemals knapp bei Kasse war, höchst ungewöhnlich. 

    Wie in der Sendung ebenfalls bekannt wurde, gehen die Ermittler inzwischen davon aus, dass der oder die Täter aus der Region nordöstlich von Heidenheim im Bereich Neresheim, Elchingen, Nattheim, Auernheim und Nördlingen stammen oder sich regelmäßig dort aufhalten. Nach der Entführung von Maria Bögerl sollen sie sich mit dem Auto der Bankiersgattin auch in diesem Raum bewegt haben. Gestützt wird diese These von einer Aussage, die Thomas Bögerl vor seinem Suizid gemacht hatte, und laut der der Täter am Telefon „Härtsfelder Dialekt“ gesprochen habe.

    Die Ehefrau des Sparkassenchefs war im Mai 2010 entführt und nach einer gescheiterten Lösegeldübergabe tot aufgefunden worden. Ihr Mann nahm sich ein Jahr später das Leben. Die Soko "Flagge" mit 16 Mitgliedern, die nach der Sendung zeitlich begrenzt aufgestockt wurde, tappt seither im Dunkeln. AZ/dpa

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