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Mordfall Bögerl: DNA-Massentest als letzte Option?

Mordfall Bögerl

DNA-Massentest als letzte Option?

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    Der Polizei fehlt offenbar der entscheidende Hinweis im Mordfall Maria Bögerl.
    Der Polizei fehlt offenbar der entscheidende Hinweis im Mordfall Maria Bögerl. Foto: Stefan Puchner, dpa (Archiv)
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    Wie die Südwest Presse am Montag mit Verweis auf Polizeikreise berichtet, ziehen die Ermittler nun offenbar einen Massen-Gentest in Erwägung. Bei dieser Reihenuntersuchung würde dann - regional begrenzt - eine große Anzahl an Menschen, bei denen es Parallelen zum Täter gibt, zu einer DNA-Probe gebeten. Bislang lag der Schwerpunkt der Ermittlungen auf der Region nordöstlich von Heidenheim an der Brenz.

    Über 10.000 Hinweise nach Mord an Maria Bögerl

    Dort war Maria Bögerl im Mai 2010 aus dem Familienhaus entführt und später ermordet worden. Der Fall hatte bundesweit für Schlagzeilen gesorgt.

    Bei der eingerichteten "Soko Flagge" gingen in den vergangenen drei Jahren über 10.000 Hinweise ein. Zudem wurden die an den verschiedenen Tatorten sichergestellte DNA-Spuren mit Speichelproben von mehr als 3000 Männern aus der Region abgeglichen - ein Treffer ist bislang jedoch nicht dabei.

    Mordfall Bögerl: Wird die "Soko Flagge" aufgelöst?

    Chronologie: Der Fall Maria Bögerl

    12. Mai 2010: Am Vormittag wird die Ehefrau des Vorsitzenden der Kreissparkasse Heidenheim, Maria Bögerl, aus ihrer Wohnung in Heidenheim-Schnaitheim von unbekannten Tätern entführt.

    Wenig später erhält ihr Ehemann eine telefonische Lösegeldforderung über 300.000 Euro. Der Anrufer spricht einen regional typisch schwäbischen Dialekt und verwendete die Formulierung "machen Sie keine Sperenzchen".

    13. Mai 2010: Eine Lösegeldübergabe am Nachmittag des Entführungstages scheitert. An der Übergabestelle an der A7 holen die Täter das deponierte Lösegeld nicht ab.

    14. Mai 2010: Maria Bögerls Handy wird gefunden. Ihre schwarze Mercedes Benz A-Klasse, in der sie entführt wurde, entdeckt die Polizei nach Hinweisen im Hof des Klosters Neresheim.

    18. Mai 2010: Die Belohnung für Hinweise zur Aufklärung des Falls wird auf 100.000 Euro verdoppelt. Die Sonderkommission "Flagge" wird gebildet.

    19. Mai 2010: Mit einem verzweifelten Appell wendet sich die Familie in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY... ungelöst" an die Täter. Trotz zahlreicher Hinweise gibt es keine heiße Spur.

    3. Juni 2010: Ein Spaziergänger entdeckt die Leiche von Maria Bögerl in der Nähe von ihrem Haus im Wald. Die Obduktion ergibt, dass Maria Bögerl erstochen wurde. Am 9. Juni wird sie unter großer Anteilnahme beigesetzt.

    11. Juli 2011: Maria Bögerls Ehemann Thomas erhängt sich in seinem Haus. Auch er war zwischenzeitlich in Verdacht geraten.

    14. Juli 2011: Die Kinder der Bögerls kritisieren öffentlich die Polizei.

    5. September 2012: Die Polizei wendet sich über die Sendung "Aktenzeichen XY" des ZDF an die Bevölkerung. Mehr als 500 Zuschauer melden sich.

    Januar 2013: Die Soko wird von 16 auf 12 Ermittler verkleinert. Mehr als 3000 Speicheltests machten die Beamten bis dato auf der Suche nach dem Täter oder den Tätern. Gut 9800 Hinweise gingen bisher ein.

    8. Mai 2013: Es ist ausschließlich die Rede von mehreren Tätern. Sie werden im Spielhallen-Milieu im Raum Neresheim, Giengen an der Brenz oder Dillingen gesucht.

    14. Februar 2014: In Neresheim (Ostalbkreis) soll ein DNA-Massentest die entscheidenden Hinweise bringen. Mehr als 3000 Männer sollen zur Reihenuntersuchung antreten.

    21. August 2014: Die zweite Auflage des Massentests: Auch in Giengen an der Brenz werden rund 500 Männer zum DNA-Test aufgefordert.

    Februar 2015: Ein Zeuge, der früher in Augsburg lebte, behauptet, er kenne die beiden Täter. Die Polizei ist skeptisch, da es sich beim Zeugen um einen notorischen Betrüger handelt.

    13. Februar 2015: Das Amtsgericht Ellwangen will mehrere Männer zur Speichelprobe zwingen. Diese hätten die Teilnahme an den freiwilligen DNA-Massentests bislang verweigert, gegen sie lägen aber "weitere Verdachtsmomente" vor.

    23. April 2015: Die Staatsanwaltschaft Ellwangen verkündet, den angeblichen neuen Zeugen vorerst nicht mehr vernehmen zu wollen.

    November 2015: Auf der Suche nach dem Täter werten die Ermittler mit einer neuen Software 600.000 alte Datensätze aus – darunter vor allem Handy-Verbindungsdaten aus dem Tatzeitraum.

    April 2016: Knapp sechs Jahre nach dem Mord an der Bankiersgattin geht die Polizei noch einmal 150 neuen Ermittlungsansätzen nach.

    Dezember 2016: Sechseinhalb Jahre Arbeit, über 10.300 Hinweise und keine heiße Spur. Beim Mordfall Maria Bögerl tappen die Ermittler seit Jahren im Dunkeln – aber der Fall treibt sie weiter um.

    5. April 2017: Die Ermittler suchen nach einem Verdächtigen und gehen einer entscheidenden Spur nach. Der Mann ist in Nordrhein-Westfalen gesehen worden. In der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY" suchen die Ermittler erneut nach Zeugen. Sie veröffentlichen ein Phantombild und Teile einer Tonaufnahme.

    6. April 2017: Ein Verdächtiger im Mordfall Bögerl wurde festgenommen. Er soll die Tat vergangenen Sommer betrunken vor Zeugen gestanden haben. Ein DNA-Abgleich verlief aber negativ.

    Laut Südwest Presse wird eine Massen-DNA-Test in Ermittlerkreisen daher inzwischen als letzte Option gesehen, um im Mordfall Bögel doch noch einen Durchbruch zu erreichen. Ansonsten soll die anfangs 80, heute jedoch nur noch 15 Mann starke "Soko Flagge" ihre Arbeit in einem halben Jahr beenden. Der

    Bei der zuständigen Staatsanwaltschaft äußert man sich weder zum Bericht zur mögliche Reihenuntersuchung noch zu einem eventuellen Ende der "Soko Flagge". Wie so oft heißt es dort lediglich "kein Kommentar zu laufenden Ermittlungen".

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