Startseite
Icon Pfeil nach unten
Panorama
Icon Pfeil nach unten

Mordanklage: Oscar Pistorius: So geschickt verteidigt ihn sein knallharter Staranwalt

Mordanklage

Oscar Pistorius: So geschickt verteidigt ihn sein knallharter Staranwalt

    • |
    Oscar Pistorius soll seine Freundin erschossen haben.
    Oscar Pistorius soll seine Freundin erschossen haben. Foto: dpa

    Pistorius-Anwalt knallhart: Niemand in Südafrika kann sich erinnern, dass jemals länger über die Freilassung eines Mordverdächtigen gegen Kaution verhandelt worden wäre: Der Fall des Paralympics-Stars Oscar Pistorius (26) sprengt schon lange vor Prozessbeginn alle bisherigen Dimensionen eines Strafverfahrens in

    Pistorius-Anwalt: Geschickte Argumentation

    Vor allem Staranwalt Barry Roux demonstriert mit seiner geschickten Argumentation und dem schonungslosen Entlarven von Ermittlungsmängeln, mit welcher Härte er gedenkt, Pistorius zu verteidigen. Am Donnerstag platzte erstmal die Nachricht über Mordversuch-Ermittlungen gegen den Chef-Ermittler wie eine Bombe in das Anhörungsverfahren.

    Zweifellos waren die Ermittlungen gegen Polizeioffizier Hilton Botha noch vor den tödlichen Schüssen auf Reeva Steenkamp (29) wieder aufgenommen worden - aber die Bekanntgabe der wenig aussichtsreichen Ermittlungen gegen Botha spielte den Verteidigern von Pistorius natürlich in die Hände.

    Botha, der auf der Jagd nach einem Mörder im Jahr 2009 mit Schüssen einen Kleinbus zu stoppen versuchte, steht zwar kaum ernsthaft im Verdacht, ein Verbrechen begangen zu haben. Aber seine Glaubwürdigkeit war erschüttert. Er musste gehen.

    Machte die Polizei schwere Fehler?

    Die Strategie der Verteidigung ist klar: Sie beschuldigt Polizei und Staatsanwaltschaft, Unwahrheiten zu verbreiten und in der konkreten Ermittlungsarbeit zu pfuschen. Die Angaben, es seien im Haus des beinamputierten Profisportlers Steroide gefunden worden, sei ebenso falsch wie die Behauptung, Pistorius besitze in Italien ein Haus.

    Auch in der Tatnacht seien im Haus von Pistorius schwere Fehler gemacht worden, sagte Barry Roux. Botha selbst sei im Haus herumgegangen, ohne dass seine Schuhe - wie bei der Spurensicherung vorgeschrieben - verhüllt waren. Die Polizei habe eine Pistolenkugel übersehen und zudem ignoriert, dass es Pistorius selbst gewesen sei, der den Rettungsdienst angerufen habe.

    Strittig blieb auch die Frage ob Pistorius beim Schießen seine Prothesen getragen habe oder nicht. Der 26-Jährige war nach seinen eigenen Worten bei Geräuschen im Badezimmer in Panik geraten und habe sich ohne Prothesen im Dunkeln Richtung Badezimmer bewegt.

    Keine ballistischen Ergebnisse

    Die Verteidigung betonte, dass keine ballistischen Ergebnisse vorlägen, die die Angaben stützten, Pistorius habe sich erst die Prothesen angelegt und dann geschossen. Das nämlich würde die These stützen, Pistorius habe überlegt und geplant gehandelt. Noch hat der Staatsanwalt auch nichts über das mögliche Mordmotiv des vermögenden Sportstars gesagt, das es angeblich gibt.

    Völlig gleichgültig, ob der 26-Jährige an diesem Freitag freigelassen wird oder nicht - sein bisheriges Leben liegt in Trümmern. Es macht zwar einen riesigen Unterschied aus, ob er schuldig ist oder nicht, schuldig gesprochen wird oder nicht - aber unabhängig davon befindet sich die Sport-Ikone "in einem schrecklichen Alptraum, wie er schlimmer nicht sein könnte", schrieb der Kolumnist David Bullard. "Es ist schwer, angesichts der öffentlichen Vorverurteilung nicht auch Mitleid mit der tragischen Figur von Pistorius zu haben."  (dpa, AZ)

    Das ist Oscar Pistorius

    Geburtsdatum: 22. November 1986

    Geburtsort: Sandton/Südafrika

    Behinderung: Pistorius wird durch einen Gendefekt ohne Wadenbeine und äußere Fußseiten geboren. Im Alter von elf Monaten werden ihm beide Beine unterhalb der Knie amputiert.

    Größte Erfolge: - Paralympics 2004 in Athen Gold über 200 m, Bronze über 100 m; - Paralympics 2008 in Peking Gold über 100, 200 und 400 m; - Paralympics 2012 in London Gold über 400 und 4 x 100 m, Silber über 200 m Weltmeisterschaften 2011 in Daegu Halbfinale über 400 m Olympische Spiele 2012 in London Halbfinale über 400 m

    Wichtige Entscheidungen: 14. Januar 2008: Der Leichtathletik-Weltverband IAAF entscheidet, dass seine Karbon-Prothesen Pistorius Vorteile verschaffen und er deshalb nicht an den Olympischen Spielen in Peking teilnehmen darf.

    16. Mai 2008: Der Internationale Sportgerichtshof CAS hebt die IAAF-Entscheidung wieder auf. Pistorius verpasst aber die sportliche Qualifikation für die Spiele in Peking.

    8. August 2011: Pistorius wird zusammen mit dem Sprinter Jason Smyth als erster behinderter Sportler für eine Leichtathletik-WM nominiert.

    4. August 2012: Pistorius startet als erster beinamputierter Sportler der olympischen Geschichte bei den Spielen in London.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden