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Mord-Prozess: Wiederaufnahme im Fall Peggy: Gute Aussichten für verurteilten Ulvi K.

Mord-Prozess

Wiederaufnahme im Fall Peggy: Gute Aussichten für verurteilten Ulvi K.

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    Ein Gedenkstein mit dem Porträt des Mädchens Peggy steht auf dem Friedhof in Nordhalben. Das Verfahren könnte nun wieder aufgenommen werden.
    Ein Gedenkstein mit dem Porträt des Mädchens Peggy steht auf dem Friedhof in Nordhalben. Das Verfahren könnte nun wieder aufgenommen werden. Foto: David Ebener, dpa

    Im Fall Peggy geht der Anwalt des als Mörder verurteilten Ulvi K. zuversichtlich in das Wiederaufnahmeverfahren. "Es gibt keine Beweise", sagte Michael Euler am Donnerstag. Das Gericht habe nichts mehr in der Hand, um Ulvi K. den Mord nachzuweisen.

    Peggy gilt seit Mai 2001 als vermisst

    Das Wiederaufnahmeverfahren beginnt im April in Bayreuth. Unterdessen laufen die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft weiter - "völlig unabhängig von der Wiederaufnahme", betonte der Leitende Oberstaatsanwalt Herbert Potzel.

    Am Vortag hatten die Ermittler auf dem Friedhof im oberfränkischen Lichtenberg (Landkreis Hof) nach der Leiche des vor zwölfeinhalb Jahren verschwundenen Mädchens gesucht - allerdings vergeblich. Peggy gilt seit dem Mai 2001 als vermisst. Von ihrer Leiche fehlt bislang jede Spur.

    2004 wurde Ulvi K. wegen Mordes in einem Indizienprozess verurteilt, allerdings sind die Zweifel an seiner Schuld nie verstummt. Im vergangenen Dezember ordnete nun das Landgericht die Wiederaufnahme des Verfahrens an, nachdem Euler entlastendes Material zusammengetragen und im April 2013 den Antrag gestellt hatte.

    Ulvi K. hat Kinder sexuell missbraucht

    Der Fall Peggy

    07. Mai 2001: Die neunjährige Peggy aus dem oberfränkischen Lichtenberg wird letztmalig auf dem Heimweg von der Schule gesehen. Ihre alleinerziehende Mutter gibt noch am Abend eine Vermisstenanzeige auf. Wochenlange Suchaktionen - unter anderem mit Tornados der Bundeswehr - bleiben ohne Erfolg.

    August 2001: Der geistig behinderte Gastwirtssohn Ulvi K. wird festgenommen. Er gesteht, sich an Peggy und drei weiteren Kindern sexuell vergangen zu haben.

    22. Oktober 2002: Die Ermittler präsentieren den 24-jährigen Gastwirtsohn als mutmaßlichen Mörder der spurlos verschwundenen Schülerin.

    28. Februar 2003: Die Staatsanwaltschaft Hof erhebt Anklage wegen Mordes.

    07. Oktober 2003: Vor dem Landgericht Hof beginnt der Prozess. Nach fünf Verhandlungstagen platzt er wegen einer fehlerhafter Besetzung der Strafkammer.

    11. November 2003: Das Verfahren beginnt erneut.

    30. April 2004: Nach 26 Verhandlungstagen wird Ulvi K. wegen Mordes an Peggy zu lebenslanger Haft verurteilt.

    17. September 2010: Ein wichtiger Belastungszeuge hat seine Aussage widerrufen und erhebt schwere Vorwürfe gegen die Ermittlungsbehörden.

    19. Juli 2012: Die Staatsanwaltschaft Bayreuth kündigt eigene Prüfungen an.

    04. April 2013: Der Anwalt Michael Euler beantragt beim Landgericht Bayreuth die Wiederaufnahme des Falls.

    22. April 2013: Die Polizei sucht wieder nach Peggys Leiche. Hinweise führen die Ermittler zu einem Anwesen mitten in Lichtenberg. Knochen in einer Sickergrube stammen aber nicht von Peggy-

    21. November 2013: Ein Mann aus Halle in Sachsen-Anhalt ist ins Visier der Ermittler gerückt. Er war ein enger Freund von Peggys Familie und gilt für die Staatsanwaltschaft mittlerweile als Tatverdächtiger. Sein Elternhaus wird durchsucht.

    09. Dezember 2013: Das Landgericht Bayreuth ordnet die Wiederaufnahme des Verfahrens gegen Ulvi K. an.

    08. Januar 2014: Auf dem Friedhof Lichtenberg öffnen die Ermittler ein Grab - sie vermuten, dass im Zuge einer Beerdigung im Mai 2001 Peggys Leiche dort abgelegt worden sein könnte. Doch es gibt laut Staatsanwaltschaft keine Hinweise auf die sterblichen Überreste eines Kindes in dem Grab.

    02. April 2014: Der im Fall Peggy zuständige Staatsanwalt wird auf eigenen Wunsch ausgewechselt. Er hatte einem neuen Verdächtigen bei einer Vernehmung den Anwalt verweigert.

    10. April 2014: Prozessauftakt im Wiederaufnahmeverfahren gegen Ulvi K. vor dem Landgericht Bayreuth.

    07. Mai 2014: Das Landgericht Bayreuth beendet die Beweisaufnahme aus Mangel an Beweisen nach nur sechs Verhandlungstagen vorzeitig.

    14. Mai 2014: Ulvi K. wird freigesprochen.

    Der geistig behinderte Ulvi K. ist derzeit in einer psychiatrischen Einrichtung untergebracht, weil er Kinder sexuell missbraucht hat. Die lebenslange Freiheitsstrafe wegen des Mordes an Peggy verbüßt der 36-Jährige nicht.

    Ermittlungen der Staatsanwaltschaft und der Kripo Bayreuth laufen offiziell wieder seit 2012. Im Frühjahr 2013 ließen sie ein Anwesen in Lichtenberg durchsuchen. Doch auch hier gab es keine Hinweise auf Peggys Leiche. Im Visier der Polizei steht außerdem ein Mann aus Halle in Sachsen-Anhalt, der als enger Freund von Peggys Familie galt und inzwischen wegen sexuellen Missbrauchs eines Kindes in Haft sitzt.

    Überprüft wird auch sein Halbbruder, ein früherer Nachbar Peggys. Sein damals angegebenes Alibi sei nicht mehr wasserdicht, betonte die Staatsanwaltschaft. Weitere Einzelheiten nannte die Anklagebehörde nicht. dpa/lby

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