Der Sonderstaatsanwalt für Korruptionsbekämpfung in Palma de Mallorca, José Castro, habe entschieden, den Ehemann der Infantin Cristina am 6. Februar vorzuladen, berichtete die Zeitung "Diario de Mallorca" in ihrer Online-Ausgabe am Donnerstag unter Berufung auf den Obersten Gerichtshof der Balearen in Palma de Mallorca. Das Gericht gewährte zugleich Einsicht in den Ermittlungsbericht.
Der Herzog von Palma und ehemalige Handball-Nationalspieler steht unter dem Verdacht der Untreue. Er soll als Vorsitzender der von ihm gegründeten gemeinnützigen Stiftung Nóos in den Jahren 2004-2006 zusammen mit einem Geschäftspartner Geldmittel in Millionenhöhe der Regionalregierungen der Balearen und Valencias veruntreut haben. Allein mit der Organisation zweier Konferenzen zum Thema "Sport und Tourismus" in Palma de Mallorca hätten Urdangarín und sein Partner einen Großteil der von der Regierung der Balearen gewährten Gelder - insgesamt 2,3 Millionen Euro - in ihre Privatfirmen geschleust. Der Schwiegersohn des Königs beteuert seine Unschuld.
Als 2006 der erste Verdacht der Korruption gegen Urdangarín aufgetaucht war, hatte der König seinen Schwiegersohn dazu bewegt, den Vorsitz der Stiftung Nóos niederzulegen. Drei Jahre später zog das adelige Paar mit seinen vier Kindern nach Washington um. Dort arbeitet der Herzog von Palma als Berater des spanischen Telekommunikationskonzerns Telefónica.
König Juan Carlos ging in den vergangenen Wochen deutlich auf Distanz zu Urdangarín; er respektiert das Vorgehen der Justiz gegen den 43-Jährigen. Am 12. Dezember bezeichnete der Monarch das Verhalten seines Schwiegersohns als "nicht vorbildlich". Er beschloss, Urdangarín und Cristina von allen offiziellen Auftritten der Königsfamilie auszuschließen. In seiner Weihnachtsansprache erklärte Juan Carlos, dass "jedes Fehlverhalten von Personen, die öffentliche Verantwortung tragen, gerichtlich verfolgt und bestraft werden" müsse.
Für das spanische Königshaus ist der Fall heikel. Im Zuge der Affäre legte das Königshaus am Mittwoch erstmals seine Finanzen offen und versicherte, dass der Monarch seinem Schwiegersohn niemals staatliche Subventionsmittel habe zukommen lassen. (dpa)