Mehr als 80 Prozent Zustimmung aus der Bevölkerung sind für eine Monarchie nach 40 Amtsjahren ein gutes Royal-Zeugnis. Dänemarks Königin Margrethe II. kann sich zu ihrem Thronjubiläum am Samstag laut einer Umfrage von Anfang des Jahres ziemlich sicher sein, dass eine Riesenmehrheit unter den 5,5 Millionen Dänen sie für die richtige Person am richtigen Platz hält: 82 Prozent Zustimmung sind die höchste Zustimmungsquote für eine Monarchie in Europa.
Als die 31-jährige Kronprinzessin Margrethe 1972 zur Königin ausgerufen wurde, sah es ganz anders aus: Ganze 42 Prozent standen hinter dem Königshaus mit seiner über tausendjährigen Geschichte. Der Kopenhagener Historiker Jes Fabricius Møller führte den dramatischen Sprung nach oben in der Zeitung "Politiken" auf eine erstaunliche Leistung zurück: "Die Königin hat in ihrer gesamten Amtszeit nicht einmal einen Fuß verkehrt gesetzt."
Tatsächlich muss man in Kopenhagen lange suchen, ehe man endlich einen Kritiker der 71-Jährigen aufgetrieben hat: die Regentin selbst. Sie sei ihren Söhnen Kronprinz Frederik (43) und Joachim (42) wohl keine gute Mutter gewesen, als die klein waren, bekennt sie oft in Interviews.
Dass Ehemann Prinz Henrik (78) in einer Art royaler Midlife-Krise vor ein paar Jahren alles hinschmeißen wollte und auf seine Weinschlösschen im heimischen Frankreich flüchtete, hält Margrethe nachträglich auch für das Ergebnis eigener Mängel. "Ich habe meinem Mann wohl nicht wieder so auf die Beine geholfen, wie es hätte sein sollen. Ich habe das Problem übersehen. Ich glaube, ich habe einfach nicht genug nachgedacht", sagt die Königin in einer neuen Biografie, die zu ihrem 40. Thronjubiläum erscheint.
Hinter solchen Bekenntnissen mag auch ein bisschen Berechnung stecken, denn Margrethe weiß inzwischen ganz genau, dass solche Aussagen ihre Popularität noch steigern. So kann die in der Familie gerne "Daisy" genannte Königin denn auch immer mal wieder bekennen, dass ihr enormer Zigarettenkonsum ein Laster sei, von dem sie nun mal nicht lassen könne.
Wenn das die schlimmsten Leichen im Keller vom Kopenhagener Schloss Amalienborg sind: was für ein Glück! Während im benachbarten Schweden König Carl XVI. Gustaf, ein Vetter Margrethes, sich nur mühsam gegen Vorwürfe wegen Rotlicht-Aktivitäten verteidigen kann, erleben die Dänen ihre Königin als künstlerisch breit interessiert und weiter höchst aktiv sowie bei Ausstellungseröffnungen oder Brückeneinweihungen nach wie vor voll bei der Sache.
"Man guckt in den Spiegel, und - hoppla - schon schmeißt man sich auf das nächste spannende Projekt", erklärt sie ihrem Biografen Jens Andersen das eigene Lebensgefühl kurz nach dem 70. Geburtstag. Ihr Alter vergesse sie oft. Das mag es Margrethe erleichtern, ihrem Sohn Frederik und dessen höchst aktiver Ehefrau Prinzessin Mary, einer gelernten PR-Frau aus Australien, zunehmend mehr Platz bei der Außendarstellung des Königshauses zu geben.
Beim Amtsantritt nach dem Tod des Vaters, König Frederik IX., am 14. Januar 1972 war dieser positive Verlauf auch mit Blick auf die persönlichen Voraussetzungen nicht zu erwarten. Die mit 31 Jahren als schüchtern und unsicher geltende Kronprinzessin fragte nach eigener Aussage recht verzweifelt Königin Ingrid: "Mutter, was sollen wir tun?" Die knappe Antwort: "Daisy, jetzt musst du entscheiden. Du hast das Sagen." Das habe geholfen, berichtet Margrethe in der Biografie:. "Als ich kapiert hatte, dass man den Kopf nicht abschalten muss, wenn das Herz spricht, machte das Ganze plötzlich Sinn." (dpa)