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Monarchie: Der "König der Belgier" geht in den Ruhestand

Monarchie

Der "König der Belgier" geht in den Ruhestand

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    Der "König der Belgier" geht in den Ruhestand
    Der "König der Belgier" geht in den Ruhestand

    „König von Belgien“ wollte er nicht genannt werden. Albert II. war stets „König der Belgier“, ein kleiner, aber wichtiger Unterschied in diesem zwischen Wallonen, Flamen und der deutschsprachigen Gemeinschaft oft zerrissenen Land. Vor wenigen Wochen 79 Jahre alt geworden, hatten viele Belgischer König Albert II. dankt ab - Prinz Philippe wird Nachfolger erwartet. Als sich der Monarch gestern Abend in Brüssel per Radio und Fernsehen an seine gut zehn Millionen Landsleute wandte, überraschte er sie doch.

    „Es war mir eine Ehre und ein Glück, einen großen Teil meines Lebens in den Dienst meines Landes und seiner Bevölkerung gestellt zu haben“, sagte er. Seine kurze Ansprache schloss er auf Deutsch, eine der Amtssprachen Belgiens: „Meine Damen und Herren, in unserem Herzen bewahren wir Erinnerungen zahlreicher sehr glücklicher Momente und auch sehr schwerer Prüfungen. Das Ende meiner Regierungszeit bedeutet natürlich nicht, dass sich unsere Wege trennen, ganz im Gegenteil. Vive la Belgique!“

    Belgiens Staatsoberhaupt Albert II. dankt ab - Sohn Philippe ist Thronfolger

    Nur wenige Monate nach seiner Königin Beatrix war die perfekte Majestät räumt das Staatsoberhaupt am 21.  Juli, dem belgischen Staatsfeiertag, den Thron für seinen ältesten Sohn Philippe, der mit 53 Jahren die Nachfolge antreten wird – und ein schweres Erbe.

    Denn Albert Felix Humbert Theodor Christian Eugen Maria von Belgien, der sechste König aus dem Hause Sachsen-Coburg und Gotha, hat sich gemausert. Aus dem einstigen Beau Vivant und ständigen Gast in den Klatschspalten wurde im Laufe der Jahre eine Persönlichkeit, die das Land zusammenhielt. Das bekannte vor wenigen Jahren sogar der damalige flämische Ministerpräsident Yves Leterme, als er auf dem Höhepunkt einer endlosen Regierungskrise feststellte, das Land werde nur noch von „Fußball, Bier und dem König“ zusammengehalten. Fest steht, dass Albert II. sich große Verdienste erworben hat, als es darum ging, dass Belgien nicht in drei Teile zerfiel.

    Angebliche Tochter Delphine Boël verklagt Albert II.

    1934 wurde er als eines von drei Kindern König Leopolds III. und Prinzessin Astrid von Schweden geboren. Seine Mutter verlor er ein Jahr später bei einem Autounfall. Im Krieg floh die Familie nach Frankreich, später nach Spanien, 1940 kehrten die belgischen Royals zurück. Doch für den Thron war der Prinz zunächst nicht vorgesehen. Sein älterer Bruder Baudouin übernahm 1951 die Staatsgeschäfte. Als der 1963 kinderlos starb, blieb Albert nichts anderes übrig, als in seine Fußstapfen zu treten.

    1959 heiratete er die italienische Prinzessin Paola Ruffo di Calabria. In den 1960er Jahren gab es erste Gerüchte einer Ehekrise, die später einen Namen bekamen: Königliche Affäre in Belgien: Mutter der angeblichen Tochter spricht, eine heute 45-jährige Künstlerin, die gerade versucht, den Monarchen per Gerichtsbeschluss zu einem Angebliche Tochter will Belgiens König zu Gentest zwingen zu zwingen.

    Doch Albert II. schweigt. Schließlich ist überraschender Familienzuwachs nichts Neues. Erst vor wenigen Jahren musste er erfahren, dass er eine Halbschwester in den Vereinigten Staaten hat – Ergebnis einer zärtlichen Romanze seines Vater Leopold III. mit einer damals 23-jährigen Eislauf-Lehrerin, die auch Albert auf dem zugefrorenen Teich hinter Schloss Laeken in Brüssel beibrachte, wie man sich auf dünnem Eis bewegt.

    Prinz Laurent von Belgien in Paris von Polizei gestoppt

    Kenner der belgischen Royals beschreiben den König allerdings als gewissenhaften Arbeiter, als einen Mann, der keine schnellen Entscheidungen fasst, sondern sich manchmal tagelang Zeit lässt, um in Ruhe nachzudenken. Und dann auch deutliche Worte zu sprechen. So rüffelte er vor einigen Jahren in einer offiziellen Weihnachtsansprache sogar die eigenen Kinder, die sich als blaublütige Mitglieder des Hofes entsprechend zu verhalten hätten.

    Der Appell ging vor allem an den Jüngsten, Belgiens Prinz Laurent verletzt sich auf Skipiste, 50, im Volk als „Prinz Vollgas“ bekannt, weil er auch schon einmal von der Polizei gestoppt wurde, als er nachts mit einem italienischen Sportwagen auf der Autobahn nach Paris einen neben ihm fahrenden TGV-Hochgeschwindigkeitszug bei Tempo 300 zu überholen versuchte.

    Kinder von Albert II. müssen Lebensunterhalt selbst verdienen

    Die belgische Verfassung weist dem Regenten eine deutlich aktivere politische Rolle zu als in anderen europäischen Staaten. Während der über 400 Tage dauernden Regierungskrise sondierte Albert II. denn auch bis tief in die Nacht die Vertreter der heutigen Koalition unter Führung des wallonischen Sozialdemokraten Elio di Rupo. Mitten im Streit der Sprachengemeinschaften wurde der Monarch so zur letzten überparteilichen Integrationsfigur. Zumal er den Rufen nach Reformen im Königshaus aufgeschlossen gegenüberstand. Die Apanage, die derzeit bei rund zehn Millionen Euro im Jahr liegt, wurde mehrfach gekürzt und allein dem amtierenden Monarchen zugeschrieben. Dessen Kinder müssen  selbst für ihren Lebensunterhalt sorgen.

    Dass er seinen Rücktritt ausgerechnet jetzt angekündigt hat, bleibt nicht ohne Symbolkraft. Zwar sind die Politiker, die das Land lieber heute als morgen teilen wollen, nicht verstummt. Aber die großen Streitpunkte wie Staatsreform und Etat-Probleme wurden tatsächlich gelöst. Und bis zu den nächsten Wahlen 2014 bleibt noch genügend Zeit, damit sich der neue König Philippe einarbeiten kann. Für den gesundheitlich angeschlagenen Albert II. beginnt damit endlich der Ruhestand.

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