Hauptkommissar Freddy Schenk (Dietmar Bär) futtert die Currywurst allein, und das vor einer Bude im Industriegebiet anstatt am Kölner Rheinufer. So vehement sind die streitbaren Kumpel Schenk und Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) noch nie aneinandergeraten wie in „Mitgehangen“.
Von einer Lebens- und Sinnkrise, in der vor allem Ballauf steckt, handelt der aktuelle, starke Tatort. Als aus einem Baggersee ein Pkw samt Leiche gefischt wird, ist es Ballauf, der einen feinfühligen Familienvater als Mörder ausgemacht haben will: „Warte nur ab, bis wir ihn weichgekocht haben“. Indizien gibt es nicht, was Schenk nachdenklich macht. Selbst nach dem Suizid des Tatverdächtigen in der U-Haft bleibt Ballauf stur.
Kritik: Die Tatort-Dinos können es einfach noch
Ballauf, dem die Falten vieler Dienstjahre ins Gesicht geschrieben stehen, verbeißt sich in den Fall, in dem es um Geld, eine wackelige Autoreifenfirma und ein schnell durchschaubares Alibi geht. Und da ist der kriminelle Tote, rumänischer Mitbesitzer des Reifenhandels, der seinen Kompagnon mobbt und erotische Bilder von dessen Ehefrau und Tochter ins Netz gestellt hat. So kommt es zwangsläufig zur Auseinandersetzung zwischen den Buddys, zwischen Papa Schenk, dem Verteidiger des Familienlebens, und dem kinderlosen Ballauf.
Selten waren die Auseinandersetzungen des Veteranenduos so dramatisch. Ballauf entdeckt beim Anblick des Baggersees die Schwimmleidenschaft seiner Jugend wieder, um so den Frust über die grausamen Erfahrungen des beruflichen Alltags zu bewältigen. Eine schöne Metapher.
Schmerzhaft dagegen die langsam gefilmten Bilder der Ehefrau, als sie vom Tod ihres Mannes erfährt – akustisch untermalt vom zartbitteren Klang der Stimme Leonard Cohens. „Mitgehangen“ ist ein Beispiel dafür, wie man mit Dinos einen ebenso plausiblen wie formal zeitgemäßen und gut gespielten Tatort inszenieren kann. Den neuen Assi Norbert Jütte (Roland Riebeling) hätte es mit seinen Sprüchen („Einarbeiten dauert natürlich“) da echt nicht gebraucht.