Im Jahr 2010 erreichte die Zahl der Kirchenaustritte mit 181.193 Menschen den zweithöchsten Stand der Geschichte, wie aus der am Freitag von der Deutschen Bischofskonferenz veröffentlichten Kirchenstatistik für das Jahr 2010 hervorgeht. Dies waren 57.000 Austritte mehr als noch im Jahr 2009. Nur 1992 gab es etwa 11.500 Kirchenaustritte mehr. Dies ging allerdings auf einen Sondereffekt nach der Wiedervereinigung zurück; viele in den Kirchenbüchern der DDR geführte Katholiken traten damals wegen der Kirchensteuerpflicht aus.
Missbräuche erschüttern Kirchen
Zum ersten Mal lag zudem im vergangenen Jahr die Zahl der Kirchenaustritte höher als die der Taufen, diese Zahl lag bei nur noch 170.000. Die Zahl der Eintritte und Wiederaufnahmen erreichte knapp 11.000, im Jahr 2009 hatte sie noch bei gut 12.650 gelegen.
Anfang des Jahres war eine bisher beispiellose Welle an Fällen von sexuellem Missbrauch durch Geistliche bekannt geworden, die Fälle reichten zum Teil Jahrzehnte zurück. In der Folge hatten immer wieder Bistümer über eine Vielzahl von Kirchenaustritten berichtet. Insgesamt ging die Zahl der Katholiken durch die demographische Entwicklung sogar um 258.331 zurück. Damit verringerte sich der Anteil der Katholiken an der deutschen Gesamtbevölkerung von 30,5 Prozent im Jahr 2009 auf nun noch 30,2 Prozent. Die katholische Kirche bleibt dennoch knapp mit rund 24. 650.000 Mitgliedern die größte Glaubensgemeinschaft in Deutschland vor der evangelischen Kirche mit fast 24.200.000 Mitgliedern.
Weniger Taufen als Kirchenaustritte
Auch im kirchlichen Dienst schrumpfte die katholische Kirche weiter. Zuletzt gab es noch 9857 Priester im aktiven Dienst, im Jahr 2009 waren es noch 10.182 Geistliche. Einen Rückgang musste die katholische Kirche auch bei der Zahl der sonntäglichen Gottesdienstteilnehmer hinnehmen, diese verringerte sich von 13 auf 12,6 Prozent.