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Metzelder-Prozess: Geständnis vor Gericht: Christoph Metzelder bittet um Vergebung

Metzelder-Prozess

Geständnis vor Gericht: Christoph Metzelder bittet um Vergebung

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    Christoph Metzelder bekam zehn Monate Haft auf Bewährung.
    Christoph Metzelder bekam zehn Monate Haft auf Bewährung. Foto: Rolf Vennenbernd

    Eine Viertelstunde vor Prozessbeginn kommt Christoph Metzelder am Düsseldorfer Amtsgericht an. Enges graues Sakko, helles Shirt, schwarze Hose, schwarze FFP2-Maske. Metzelder geht aufrecht durch ein Heer von Fotografen, die sich vor dem Gerichtsgebäude an der Werdener Straße in Düsseldorf-Oberbilk versammelt haben. Mit ihm hinein geht eine Anwältin. Der ehemalige Fußballstar ist sehr angespannt.

    Im Gerichtssaal sitzen nur wenige Pressevertreter und Zuschauer. Dann geht es los. Staatsanwältin Kathrin Radtke trägt die Anklage vor: 29 Mal soll der inzwischen 40-Jährige im August 2019 an drei Frauen über sein iPhone in WhatsApp-Chats kinderpornografisches Material zum Zwecke sexueller Erregung versendet haben. Die Anklägerin beschreibt die Bilder detailliert: Bilder von unter 14-jährigen Mädchen beim oralen und vaginalen Geschlechtsverkehr mit Erwachsenen, ein Bild zeige ein zehnjähriges Mädchen beim Oralverkehr mit einem Mann. An eine Frau im Raum Münster sei auch ein Videoclip gegangen. Auf dem Iphone Metzelders sind laut Staatsanwaltschaft 234 kinderpornographische Bild-Dateien und zwei kinderpornographische Video-Dateien gefunden worden.

    Christoph Metzelder, ehemaliger Fußball-Nationalspieler, verlässt das Gericht.
    Christoph Metzelder, ehemaliger Fußball-Nationalspieler, verlässt das Gericht. Foto: Rolf Vennenbernd, dpa

    Dann wirbt Metzelders Hauptverteidiger Ulrich Sommer für ein gerechtes Strafmaß. Metzelder äußert sich zu seinem Werdegang. Er wirkt zunächst ruhig, mechanisch, konzentriert. Hat bei der Anklage mitgeschrieben. Er sei als eines von vier Kindern in seiner Familie mit Eltern im Schuldienst aufgewachsen, die älteren beiden Brüder beide Ärzte, die jüngeren beide „Leistungssportler“.

    Metzelder streift durch seinen Karriereweg, Borussia Dortmund, Real Madrid, Schalke 04, erwähnt sein soziales Engagement mit zwei Stiftungen und einer Jugendtrainer-Tätigkeit in der U19 beim TuS Haltern – „darauf bin ich stolz“. Er berichtet von den Auszeichnungen – „Landesverdienstorden NRW und das Bundesverdienstkreuz“. Dann die Wende im Ton: Er werde diese Auszeichnungen „alle zurückgeben“, weil aus ihnen auch ein Anspruch „an den Ordensträger“ erwachse, „der an die Zukunft gerichtet ist“.

    Die Bild-Zeitung war bei der Durchsuchung im Fall Metzelder dabei

    Mit der Durchsuchung am 3. September in der Sportschule Hennef „durch das LKA Hamburg und die Bild-Zeitung“, wie Metzelder vielsagend ausführt, habe sein Leben eine Zäsur erfahren. Er lebe seither zurückgezogen. Amtsrichterin Astrid Stammerjohann unterbricht den Prozess nach Metzelders Ausführungen. Es folgt ein nicht-öffentliches Rechtsgespräch, in dem die Prozessbeteiligten besprechen, wie es weitergeht, wie eine mögliche Strafe aussehen kann.

    Danach gesteht Christoph Metzelder. Der ehemalige Fußball-Nationalspieler liest langsam, stockt, schluchzt. Die Richterin hatte ihm vorher klargemacht, dass eine Frau aus Hamburg, der Metzelder kinderpornografische Inhalte per Chat gesendet hatte, nicht als motivierender Treiber der Chats angesehen werde. Man werde beim Strafmaß aber die „Presseberichterstattung“ berücksichtigen.

    Ulrich Sommer, Anwalt des ehemaligen Fußball-Nationalspielers Metzelder.
    Ulrich Sommer, Anwalt des ehemaligen Fußball-Nationalspielers Metzelder. Foto: Rolf Vennenbernd, dpa

    Sollte Metzelder sich einlassen und gestehen, so die Richterin, käme eine Strafe von bis zu zehn Monaten ohne Bewährungsauflagen infrage. Dann gesteht Metzelder tatsächlich. Er sagt: Unabhängig von „einigen offenen Fragen bleibt meine tatsächliche Verantwortung“. Er habe sich mit seinem generellen Chatverhalten auseinandergesetzt. Er habe „alles getan“, wie er sagt, dem Gericht „eine Entscheidung zu ermöglichen, die angemessen ist, aber nicht darüber hinausgeht“.

    Er habe nur das an Material besessen, was er verschickt habe, frei zugängliche Bilder aus dem Internet per Screenshot gesichert und „für Extremfantasien ausgetauscht“. Aus „Faszination der gemeinsamen Grenzüberschreitung“. Es habe keine Übergriffe gegeben, das sei auch niemals geplant gewesen. Den Besitz von mehr als 200 Dateien auf seinem Telefon gesteht er nicht.

    Metzelder räumt seine moralische Schuld ein

    Metzelder spricht von einer „ausschließlich digitalen Parallelwelt“. Dann sagt er: „Neben der strafrechtlichen Bedeutung geht es hier um meine moralische Schuld.“ Und mit brüchiger Stimme: „Ich akzeptiere die Strafe und bitte um Vergebung. Ich weiß, dass ich eine Wunde hinterlasse, die möglicherweise niemals verheilen wird. Damit werde ich den Rest meines Lebens als Teil der Gesellschaft leben müssen.“ Die Richterin nimmt sich 20 Minuten Bedenkzeit, bevor sie ihr Urteil fällt: Zehn Monate Haft auf Bewährung. Wegen Besitz und Weiterleitung kinderpornografischer Dateien. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

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