Startseite
Icon Pfeil nach unten
Panorama
Icon Pfeil nach unten

Medizin: Tipps für den Krankenhaus-Aufenthalt

Medizin

Tipps für den Krankenhaus-Aufenthalt

    • |
    54 Prozent der Deutschen fürchten sich davor, ins Krankenhaus zu müssen. Doch wer Ärzten die richtigen Fragen stellt, weiß auch, was mit ihm geschieht.
    54 Prozent der Deutschen fürchten sich davor, ins Krankenhaus zu müssen. Doch wer Ärzten die richtigen Fragen stellt, weiß auch, was mit ihm geschieht. Foto: Heike Lyding

    Herr Otto, als angehender Arzt kennen Sie die Stationen eines Krankenhauses von innen heraus. Ihre Einblicke teilen Sie in Ihrem Buch „Wie geht eigentlich Krankenhaus?“ mit den Lesern. Ja, wie geht denn nun Krankenhaus tatsächlich?

    Felix Otto: Das lässt sich so einfach nicht sagen, weil da viele Faktoren zusammenspielen. Das fängt schon bei der Frage an: Wie treffe ich im Krankenhaus ein – als Patient...?

    Ja, als Patient, das ist für unsere Leser die wahrscheinlichste Art.

    Otto: Für den Patienten ist sehr undurchsichtig, wie so ein Krankenhaus funktioniert. Denn der kommt da rein und hat das Problem: Er weiß nicht recht, was da auf ihn zukommt.

    Mehr als die Hälfte der Deutschen fürchtet sich vor einem Krankenhausaufenthalt. Vor allem gesetzlich Versicherte sind überdurchschnittlich besorgt, wie eine Umfrage des Forsa-Instituts ergeben hat. Warum?

    Otto: Es ist ganz klar, dass ein Privatversicherter weniger Angst hat, weil ihm zugearbeitet wird: sowohl vom Personal als auch den Besuchern. Privatpatienten werden Wünsche erfüllt, die eher an eine Dienstleistung aus dem Hotel- und Gaststättengewerbe als an eine Klinik erinnern. Zumindest in dem Krankenhaus, in dem ich arbeite, klärt Kassenpatienten der Assistenzarzt auf, die privaten Patienten der Oberarzt. Zudem hat der Kassenpatient im Gegensatz zum privaten oft wechselnde Ansprechpartner.

    Worauf sollte ich als Patient im Krankenhaus achten?

    Otto: Ich würde, wenn ich die Zeit habe, niemals in eine Untersuchung oder OP gehen, ohne dass ich mir vorher einen Fragenkatalog aufgesetzt hätte. Denn viele Patienten haben zwar Fragen, aber in der Aufregung entfallen die ihnen. Also: Besser vorher Gedanken machen und aufschreiben. Man muss seine eigenen Vorstellungen dem Arzt auch verständlich machen. Und ich würde immer darauf bestehen, einen festen Ansprechpartner zu haben.

    Aber gibt es auch eine Fachkraft, die mir das für Laien oft unverständliche Ärztelatein übersetzt?

    Otto: Jeder Arzt lernt das eigentlich in der Ausbildung, sich dem Patienten klar zu erklären. Und jeder Arzt könnte das auch, wenn er die Zeit dazu hätte. Eigentlich müsste das Gespräch auf Augenhöhe stattfinden. Nur im Krankenhaus passiert das oft nicht. Da spricht der Arzt oft von einer erhöhten Position herab und ist schneller wieder verschwunden, als sich der Patient umschauen kann.

    Und dann?

    Otto: Dann muss der Patient hartnäckig sein und den Arzt so lange festnageln, bis die offenen Fragen geklärt sind. Man soll sich bloß nicht abspeisen lassen. Denn es gibt einige Tricks der Ärzte, wie sie aus Gesprächen schnell rauskommen.

    Welche Fallen lauern denn für Patienten im Krankenhaus?

    Otto: Die größte Falle ist die, dass man erst einmal zu allem Ja und Amen sagt und Untersuchungen über sich ergehen lässt, ohne sie zu hinterfragen. Selbst bei einer simplen Blutabnahme kann man nachfragen, wozu die eigentlich nötig ist.

    Wenn man innerhalb eines Krankenhauses zwischen zwei Abteilungen verlegt wird, merkt man, dass es selbst innerhalb eines Hauses so etwas wie Sektoren gibt. Und dass die Urologen mit den Orthopäden nicht abgestimmt sind und die Kardiologen nicht mit den Gynäkologen. Richtig?

    Otto: Absolut. Ich hatte zum Beispiel das Problem in meiner Doktorarbeit, dass die Ärzte der Unfallchirurgie mit den Orthopäden zerstritten waren. Die haben mir das Material, das mir die Unfallchirurgen eigentlich zur Verfügung hätten stellen müssen, einfach nicht zukommen lassen. So ähnlich kann das auch Patienten gehen.

    Beruhigend klingt das nicht.

    Otto: Ist es auch nicht. Das war auch ein Grund, warum ich das Buch geschrieben habe.

    Müssten Krankenhäuser nicht stärker auf die Bedürfnisse der Patienten hin ausgerichtet werden?

    Otto: Das versuchen sie schon. Und sie machen dafür inzwischen alle ganz gutes Marketing. Aber im Grunde bieten viele Kliniken ähnliche Dinge auf einem ähnlichem Niveau an – wenn nicht gerade zum Beispiel irgendein Ärzte-Papst dort tätig ist.

    Wie entkommt man den berühmt-berüchtigten Krankenhaus-Keimen am besten?

    Otto: Die kann ich mir schon in der Straßenbahn holen. Es laufen ja nicht wenige damit Infizierte herum. Für Gesunde sind die meisten Keime gar nicht so gefährlich, aber sie selbst gefährden dann ältere oder immungeschwächte Patienten.

    Letzte Frage an Sie persönlich. Sie waren Leistungssportler in der deutschen Rudernationalmannschaft. Treiben Sie jetzt als angehender Arzt noch Sport?

    Otto: Ich habe das Rudern ja quasi als Beruf gemacht – sechs Stunden täglich. Jetzt mit Kindern und Studium ist es nicht mehr ganz so einfach, den Sport unterzubringen. Ich habe zwar das innere Bedürfnis und auch mein Körper schreit nach mehr Bewegung. Aber das muss ich hintanstellen, sonst komme ich in den im Leben wichtigen Dingen nicht weiter. Aber ich versuche, zumindest dreimal die Woche noch Sport zu machen. Interview: Josef Karg

    Felix Otto, 1983 in Düsseldorf geboren, ist als Medizinstudent und angehender Arzt schon mehrere Jahre lang in deutschen Krankenhäusern im Einsatz. Sein Buch „Wie geht eigentlich Krankenhaus?“ (400 Seiten, 16,99 Euro) erscheint im Berliner Verlag Schwarzkopf &

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden