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Medien: Tatort: Nie wieder frei sein

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Tatort: Nie wieder frei sein

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    Die Kriminalhauptkommissare Ivo Batic (Miroslav Nemec, links) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) stehen bewaffnet vor der Bootshütte. BR
    Die Kriminalhauptkommissare Ivo Batic (Miroslav Nemec, links) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) stehen bewaffnet vor der Bootshütte. BR

    Mit harten Bildern stimmen Regisseur Christian Zübert und Kameramann Philipp Kirsamer die Zuschauer minutenlang auf den Film ein. "Nie wieder frei sein" nennt sich die Folge der ARD-Krimireihe "Tatort", in der die Münchner Kommissare Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) und Ivo Batic (Miroslav Nemec) einem brutalen Mörder und Vergewaltiger auf der Spur sind.

    Das Erste zeigt den aufwühlenden und hervorragend gespielten Streifen des Bayerischen Rundfunks (BR) am Sonntag (19. Dezember) um 20.15 Uhr. Der Täter scheint bald gefunden zu sein: Markus Rapp (Shenja Lacher), vorbestraft wegen sexueller Belästigung und Nötigung. Allerdings können Staatsanwaltschaft und Polizei im Prozess nur Indizien dafür vorbringen, dass er eine Frau getötet und die Studentin Melanie Bauer (Anna Maria Sturm) vergewaltigt haben soll. Beweise, die seine Verteidigerin Regina Zimmer (Lisa Wagner) vor Gericht geschickt zu entkräften weiß. Als Rapp freigesprochen wird, kochen die Emotionen hoch. Melanie verzweifelt und will nicht länger leben, erst recht, als Rapp eines Nachts vor ihrem Fenster auftaucht. Doch auch wenn alles dafür spricht, dass der junge Mann tatsächlich der Täter war, scheint die Justiz nach dem Freispruch machtlos.

    Der "Tatort" der Drehbuchautorin Dinah Marte Golch zeigt auf bedrückende Weise die Schwachstellen des Rechtsstaates auf. Recht und Gerechtigkeit müssen nicht immer übereinstimmen. Ein Angeklagter hat die Möglichkeit, bei unzureichender Beweislage davonzukommen ­ notwendiger Schutz vor staatlicher Willkür, aber mitunter auch ein Fluch. Einfühlsam setzt sich der Film damit auseinander, wie die Opfer und ihre Angehörigen darunter leiden. Ein Drama, etwa für die Eltern, die nicht wissen, wie sie ihrer Tochter helfen können und an dieser Ohnmacht allmählich selber zugrunde gehen.

    Sehenswert sind vor allem Anna Maria Sturm als Melanie und Lisa Wagner als Rapps Verteidigerin Zimmer. Sie überzeugen durch ihre Wut, ihre Trauer und ihre Verzweiflung. Die eine, weil sie die Gräuel der Vergewaltigung nicht vergessen kann. Die andere, weil sie immer mehr das Gefühl hat, durch ihre Verteidigungsstrategie einem Monster zur Freiheit verholfen zu haben.

    Schnell wird klar: die körperlichen Wunden von Gewalttaten können schnell heilen. Doch die tiefen Verletzungen der Seele, sie bleiben und machen das Leben der Opfer zur Hölle. Sie sind gefangen im ewig gleichen Film des Erlebten, der immer und immer wieder vor dem inneren Auge abläuft. Ein Leben lang Angst, Ohnmacht, Schuldgefühle und Selbstzweifel - sie können "nie wieder frei sein". (dpa)

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