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Medien: "Homeland" und "House of Lies" machen deutschen Fernsehserien Konkurrenz

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"Homeland" und "House of Lies" machen deutschen Fernsehserien Konkurrenz

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    Die Schauspieler Janina Hartwig und Fritz Wepper posieren in Niederaichbach während einer Drehpause zur ARD-Serie «Um Himmels Willen». Die Privatsender setzen auf Formate wie "Homeland" oder "House of Lies".
    Die Schauspieler Janina Hartwig und Fritz Wepper posieren in Niederaichbach während einer Drehpause zur ARD-Serie «Um Himmels Willen». Die Privatsender setzen auf Formate wie "Homeland" oder "House of Lies". Foto: Armin Weigel, dpa

    Deutschland, deine Fernsehserien! Was ist daraus geworden? Man denkt sofort an "In aller Freundschaft" (ARD), "Um Himmels Willen" (

    Und wer mag, kann die "Lindenstraße" im Ersten als sozialkritische Soap sehen, die aber keine Seifenoper ist, weil der Alltag da seit 27 Jahren über die Bewohner brutal und humorlos hereinbricht. Man wundert sich, warum die alle noch nicht aus ihrem fiktiven München weggezogen sind, nach Garmisch etwa, wo es dort doch so nette Polizisten gibt.

    Private Sender sind mit Cartoon-Serien erfolgreich

    Hauptsache, die Quote stimmt. So gesehen benehmen sich die subventionierten öffentlich-rechtlichen Anstalten wie die privaten Anbieter. Die allerdings müssen sich etwas einfallen lassen, um ihrer Klientel zu gefallen. Das geschieht auch seit Jahren. Die Privaten feiern Erfolge mit der Cartoon-Serie "Die Simpsons" oder "How I Met Your Mother" und "Two And A Half Men".

    Und dann gibt es eine Serie, die die Folgen des Terrorkriegs im Irak behandelt, und das in einer filmischen Qualität, die die Vereinigung der Programmdirektoren der ARD neidisch machen müsste.

    "Homeland" ist anders als alle deutschen Serien

    Viele internationale Kritiker fanden, dass "Homeland" (sonntags, 23.15 Uhr Sat.1) ein ungewöhnliches Unterfangen ist. In der mehrfach  preisgekrönten Serie geht es um politische Traumata.

    Da gibt es die CIA-Agentin Carrie Mathison (Claire Danes), die nicht von der fixen Idee lassen kann, dass sie bei 9/11, beim Anschlag auf die New Yorker Twin Towers, etwas Entscheidendes übersehen hat. Und als sie bei einem Einsatz im Irak erfährt, dass ein amerikanischer Kriegsgefangener zu einem islamistischen Terrornetzwerk übergelaufen sein soll, will sie den so genannten "Schläfer" überführen.

    Den spielt Damian Lewis im Zustand seelischer Zertrümmerung so überzeugend, dass man als Zuschauer fasziniert ist. Recht und Unrecht, der Glaube an Gerechtigkeit und Kritik am sturen Militärbetrieb - das alles findet sich in kinoreifen Bildern, die der Psychologie dennoch Raum geben.

    Dritte Staffel von "Homeland" wird vorbereitet

    Freilich gab es auch Kritik in deutschen Medien, weil stilistische Komponenten eine große Rolle spielten und die Getriebenheit vor allem der Agentin Mathison immer etwas dekorativ daherkäme.

    Nur: Vergleichbares hat die subventionierte deutsche Serienlandschaft mit ihren festgefügten Typenschemata Nonne - Arzt - Kommissar nicht zu bieten. Allein die Bilder, in denen die CIA-Frau vor dem Ausgehen mehrfach ihr schwarzes Top wechselt, verraten mehr über die Verunsicherung der Hauptfigur als lange Dialoge.

    Was man wissen muss: "Homeland" stammt von den Produzenten der in Echtzeit produzierten Serie "24", die wenige Wochen nach dem die Welt erschütternden Anschlag vom 11. September 2001 in den USA anlief und später auch bei uns zu sehen war. Kiefer Sutherland alias Jack Bauer stand wie selbstverständlich für den Kampf gegen den Terrorismus.

    Mehr als zehn Jahre sind seither vergangen. In "Homeland" ist es eine Frau, die sich über Vorschriften hinwegsetzt und auf Recht und Gesetz pfeift. Die Schauspielerin Claire Danes wird von der Regie ernst genommen. Wie sie zwischen Paranoia und professionellem Insistieren auf Gerechtigkeit der TV-Serie ihren Stempel aufdrückt, ist sehenswert. In den USA ist bereits die zweite Staffel gelaufen, eine dritte ist in Vorbereitung.

    Interessantes wird in die Nischenkanäle abgeschoben

    Das ZDF weiß, dass da Interessantes passiert im lange Zeit (nicht zu Unrecht) als flach bezeichneten US-Serien-Fernsehen. Wie praktisch, dass es da die digitalen Nischenkanäle gibt, deren Zukunft allerdings abhängig ist vom Willen der Ministerpräsidenten und den Parlamenten der jeweiligen Länder.

    Noch kann man interessante Formate in ZDFneo abschieben, so wie die jetzt gestartete US-Serie "House of Lies", die am Mittwoch um 23.15 Uhr läuft.

    Da versucht eine abgezockte Truppe von kalifornischen Unternehmensberatern, in New York den großen Deal zu machen. Schwarz oder Weiß als Hautfarbe spielt da keine Rolle. Da geht es so cool und für amerikanische Verhältnisse sexuell deftig zu, dass die ARD-Nonnen in Kaltental erröten würden. Und die Mainzer würden diese Serie ihren Zuschauern im Hauptprogramm niemals zumuten wollen. Was würde denn Carmen Nebel dazu sagen?

    Man kann sich auch fragen, warum ARD und ZDF, die ja angeblich junge Zuschauer suchen, die Fantasy-Saga "Game of Thrones" RTL 2 überlassen haben. Aber solange die Zukunft des Klosters Kaltental und humorvolle bayerische Polizisten ein Thema sind, bleibt alles halt, wie es ist.

    Rückblick: Anfang der 1970er Jahre sah man in der ARD die ebenso unterhaltsame wie sozialkritische Serie "Acht Stunden sind kein Tag" - von Rainer Werner Fassbinder inszeniert. Das ist in der Tat lange her. Aber es war möglich.

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