Startseite
Icon Pfeil nach unten
Panorama
Icon Pfeil nach unten

#MeToo: So kämpft Hollywood gegen sexuellen Missbrauch

#MeToo

So kämpft Hollywood gegen sexuellen Missbrauch

    • |
    Auf #MeToo folgt nun die Initiative Time's Up.
    Auf #MeToo folgt nun die Initiative Time's Up. Foto: Britta Pedersen, dpa (Symbolbild)

    Der #MeToo-Bewegung um sexuelle Missbrauchsvorwürfe sollen nun konkrete Veränderungen folgen – das fordern einige der bekanntesten Hollywoodstars. Mehr als 300 Schauspielerinnen, Produzentinnen, Regisseurinnen und weitere Frauen aus der US-Unterhaltungsindustrie haben dazu die Initiative Time’s Up (Die Zeit ist reif) gestartet. Und planen, ihren Kampf gegen sexuelle Gewalt am Arbeitsplatz mitten ins Zentrum der Glitzerwelt Hollywoods zu tragen.

    Die Initiative wird unter anderem von den Schauspielerinnen Cate Blanchett, Meryl Streep, Natalie Portman, Reese Witherspoon, Alyssa Milano oder Eva Longoria unterstützt. Am Sonntag will Time’s Up auf dem roten Teppich der Golden-Globe-Verleihung in Los Angeles medienwirksam für ihre Ziele werben. Als Zeichen der Solidarität mit den Opfern sexueller Gewalt sollen die weiblichen Stars ganz in Schwarz gekleidet erscheinen.

    Ihre traditionellen Interviews auf dem roten Teppich vor der Verleihung der Kinofilm- und Fernsehpreise – der wichtigsten Auszeichnungen neben den Oscars, die Anfang März vergeben werden – sollen dazu dienen, auf die Missstände im Showgeschäft und in anderen Bereichen aufmerksam zu machen.

    Eine solche Bühne wird nach Meinung der neuen Initiative dringend gebraucht. Laut einer von Time’s Up zitierten Umfrage ist jede dritte Frau zwischen 18 und 34 Jahren in den USA an ihrem Arbeitsplatz mindestens einmal sexuell belästigt worden – und 71 Prozent der Opfer hätten die Übergriffe für sich behalten. Dagegen müsse endlich etwas getan werden; die Vorwürfe und Skandale um sexuelle Belästigung und sexuellen Missbrauch von Frauen, die im Zuge der Enthüllungen über den Hollywood-Produzenten Harvey Weinstein öffentlich wurden, sollen Folgen haben.

    Die neue Initiative der Stars heißt Time's Up - die Zeit ist reif

    Für Weinstein, aber auch für Stars wie Kevin Spacey oder Politiker wie den US-Senator Al Franken bedeuteten sie das Aus. Time’s Up will grundsätzliche gesellschaftliche Veränderungen und damit in Hollywood beginnen – dort, wo die Reihe der Vorwürfe und Skandale ihren Anfang nahm. Mit Spendengeldern von Stars wie Steven Spielberg oder Meryl Streep wurde ein Rechtshilfefonds für weibliche wie männliche Opfer sexueller Belästigung am Arbeitsplatz eingerichtet. Bislang sind mehr als 13 Millionen Dollar zusammengekommen. Mit dem Geld soll Missbrauchsopfern, etwa Hausmädchen, bei der Durchsetzung ihrer Rechte geholfen werden.

    Zudem will die Initiative innerhalb der nächsten Jahre mehr Frauen in Hollywoods Führungspositionen bringen und strebt einen Frauenanteil von 50 Prozent an. Frauen in Branchen wie der Filmindustrie oder der Politik, die besonders eindeutig von Männern dominiert würden, seien häufiger Opfer von sexueller Belästigung oder Missbrauch als Frauen in anderen Bereichen, argumentiert Time’s Up.

    Das ist ein Zusammenschluss mehrerer Einzelinitiativen. Dazu gehört eine Kommission unter Leitung von Anita Hill, die 1991 dem damaligen designierten Verfassungsrichter Clarence Thomas sexuelle Belästigung vorwarf. Die Kommission arbeitet an Reformvorschlägen zur Bekämpfung der Frauenfeindlichkeit in der Unterhaltungsindustrie. Shonda Rhimes, Produzentin der Erfolgsserie „Grey’s Anatomy“ und eine der Sprecherinnen von Time’s Up, betont die Vorbildfunktion der Frauen in Hollywood beim Kampf gegen den sexuellen Missbrauch.

    Die Frauen in der Filmindustrie müssten die eigene Branche in Ordnung bringen, bevor sie sich über Missstände anderswo echauffieren könnten, sagte Rhimes der New York Times. Wenn nicht einmal die mächtigen Stars der Filmwelt für die Rechte von Frauen eintreten wollten – „wer dann?“

    Und Harvey Weinstein, der mehr als hundert Frauen sexuell belästigt oder gar vergewaltigt haben soll? Der hat über sein Sprecherteam bereits mehrfach Vorwürfe von „nicht einvernehmlichem Sex“ zurückgewiesen. Normalerweise würde er jetzt die Werbekampagnen für Preisanwärter anheizen, nun ist der Oscar-prämierte Produzent eine „Persona non grata“ in Hollywood.

    Das setzt bei der Verleihung der SAG-Awards am 21. Januar ein weiteres öffentlichkeitswirksames Zeichen: Alle 13 Preise, die Hollywoods Schauspielverband dann vergeben wird, sollen auf der Galabühne von weiblichen Filmstars überreicht werden. (mit dpa, afp)

    Wir wollen wissen, was Sie denken: Die Augsburger Allgemeine arbeitet daher mit dem Umfrageinstitut Civey zusammen. Was es mit den Umfragen auf sich hat und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier .

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden