Da brachte auch die schönste Beschwörung des Maya-Kalenders nichts: Der Weltuntergang 2012 ist "erstaunlicherweise" ausgeblieben. Seit Jahrzehnten hatten Apokalyptiker rund um den Globus dem heutigen Tag entgegen gefiebert: Manche glaubten, dass etwas Außerordentliches - womöglich der Weltuntergang - bevor stehe.
Weltweit gab und gibt es deshalb reichlich Rummel um den heutigen Tag. Ein Überblick über den aktuellen Stand der Dinge in der - sich immer noch drehenden - Welt:
Da wäre es sicher: 1,5 Millionen Bunker rund um Moskau
Auf einen Weltuntergang wäre die russische Hauptstadt Moskau gut vorbereitet gewesen. Rund um die größte Stadt Europas stehen etwa eineinhalb Millionen Bunker. Dutzende der unterirdischen Schutzräume seien tiefer als die Schächte der weltberühmten Moskauer Metro, sagte Wadim Michailow von der Organisation der russischen "Digger" am Freitag. Bei den meisten Schutzräumen handelt es sich um renovierte Anlagen aus dem Zweiten Weltkrieg.
Nur die wenigsten seien von Katastrophenjüngern für den erwarteten Weltuntergang am 21. Dezember gebaut worden. Die "Digger" - nach dem englischen Verb "to dig" (graben) - erkunden unterirdische Tunnel und Hohlräume.
Bunkerbesucher im Elsass warten mit Glühwein und Lebkuchen auf Weltuntergang
Keine Apokalyptiker, Sektenmitglieder oder Katastrophenjünger - dafür haben rund 100 Besucher im elsässischen Fort de Schoenenbourg in der Nacht zum Freitag mit Glühwein auf den Weltuntergang gewartet. Die Besucher nutzten die Gegelegenheit und erkundeten auf einem Rundgang die Bunkeranlage. Die Veranstalter wollten nach eigenen Angaben in dem unterirdischen Atombunker Menschen einen Unterschlupf bieten, die sich vor dem von Esoterikern vorausgesagten Ende der Welt am 21. Dezember fürchteten.
Das Fort ist die größte zugängliche Anlage im Elsass. 28 Meter geht es unter die Erde. Die sechs Bunker könnten einer Atombombe stand halten. Platz für Überlebende der Apokalypse wäre also durchaus gewesen - allerdings wäre es mit der Versorgung schwierig geworden: Zum Glühwein gab es Lebkuchen.
Scherz zum "Weltuntergang" sorgt für Anrufe bei der Polizei
Den von Esoterikern für diesen Freitag prophezeiten Weltuntergang haben Scherzbolde in Jena für einen Spaß genutzt. Sie nahmen einen im Internet verbreiteten "Programmablauf" für den Weltuntergang wörtlich - zumindest den ersten Punkt "Wecken der Weltbevölkerung". Nach Angaben einer Polizeisprecherin kursierten seit Donnerstag in der Stadt offiziell wirkende Schreiben einer "Sonderschutzstelle", in denen vor "akustischen Störungen" gewarnt wurde. Am Freitagmorgen gingen bei der Polizei dann Anrufe ein, in denen sich Bürger über lautes Piepen beschwerten.
Wie sich herausstellte, hatten Unbekannte an mehreren Häusern Verteilerdosen mit der Aufschrift "Signalgeber" angebracht, in denen Wecker versteckt waren. Über die Häuserwände seien die Wecker-Geräusche sehr laut und störend gewesen, so die Polizei. Die Anrufer wurden von den Beamten gebeten, die Wecker auszustellen. Auf eine Anzeige will die Polizei verzichten. Die weiteren Programmpunkte des Weltuntergangs hätten sich nicht bewahrheitet.
China: Weltuntergang als Chance für mehr Internet-Zensur
Chinas Staatsmedien nahmen die Gerüchte über den Weltuntergang zum Anlass, um mehr Zensur im ohnehin streng überwachten Internet zu fordern. "Nur Regulierung kann das Netz sicherer machen", schrieb das kommunistische Parteiorgan "Volkszeitung" (Renmin Ribao) am Freitag. Die Gerüchte hätten "Individuen, der Gesellschaft und der Nation" Schaden zugefügt. Auch andere Blätter schlossen sich dem Appell an.
In den vergangenen Wochen hatte die chinesische Polizei mehr als 1000 Anhänger einer verbotenen christlichen Untergrundkirche festgenommen. Diese sollen angelehnt an die Weltuntergangszenarien rund um den Maya-Kalender Gerüchte über die ihrer Ansicht nach nahende Ankunft einer Erlöserin verbreitet haben.
Südamerika feiert Maya-Kalender
Weltuntergang und Apokalypse
Die Angst vor dem Weltuntergang ist so alt wie die Menschheit selbst. Hier Wissenswertes zur Apokalypse.
Das Wort «Apokalypse» stammt aus dem Griechischen und bedeutet in seinem Ursprung «Enthüllung» oder «Offenbarung».
Apokalypse dient aber auch als Bezeichnung für prophetische Schriften, die das Ende der Welt voraussagen.
Altchristliche Apokalypsen aus dem 2. bis 7. Jahrhundert thematisieren den Gegensatz von Himmel und Hölle, Gott und Teufel, den Kampf des Guten gegen das Böse.
Ein beliebtes Motiv in der bildenden Kunst sind die vier «Apokalyptischen Reiter», die im Neuen Testament (in der Offenbarung des Johannes) erwähnt werden und als Sinnbilder für Krieg, Pest, Hungersnot und Tod stehen.
Der 21. Dezember 2012 galt einigen Menschen als möglicher Termin für den Weltuntergang - wegen des angeblichen Endes des Maya-Kalenders.
Der bekannte Regisseur Roland Emmerich beschrieb einen Weltuntergang in seinem Film 2012.
Wissenschaftler halten verschiedene Szenarien für einen Weltuntergang für möglich.
So könnte die Erde durch einen Asteroideneinschlag zerstört werden.
Auch ein Supervulkan könnte die Bevölkerung der Erde möglicherweise auslöschen.
In Guatemala wird offiziell das Ende des 13. Zyklus des Maya-Kalenders in 13 Maya-Stätten gefeiert. Auf den Plätzen der Maya-Dörfer in Südmexiko wie etwa Cuncunul empfingen die Menschen den 21. Dezember als großen Tag, an dem eine lange Phase der Zeitrechnung von über 5000 Jahren zu Ende geht und eine neue Ära beginnt.
Vor den archäologischen Stätten Mexikos wie Chichén Itzá, die während der Nacht geschlossen blieben, hielten zahlreiche Menschen eine Nachtwache. In Ek Balam, wo die Maya-Pyramide der Unterwelt steht, versammelten sich rund 2000 Maya-Geistliche, um gemeinsam den Sonnenaufgang zu erleben.
Maya-Indios mit buntem Kopfschmuck und Lendenschurz versammelten sich ebenfalls in der alten Ruinenstadt, um mit spirituellen Tänzen die 13. Periode ihres Kalenders zu verabschieden. In Mérida, der Hauptstadt des Bundesstaates Yucatán, wurde der Übergang ins nächste Zeitalter mit Partys auf den Straßen sowie in Bars, Restaurants und Hotels gefeiert.
Vor allem in Guatemala wird die Vereinnahmung der Maya-Traditionen für politische und wirtschaftliche Zwecke kritisiert. Die Friedensnobelpreisträgerin Rigoberta Menchú brandmarkte die Weltuntergangsprognosen als reinen Kommerz. "Die Sensationsgier hat uns überwältigt, aber all diese Erwartungen werden glücklicherweise am 21. aufhören", sagte die Maya-Vertreterin aus Guatemala.
Frankreich: Bugarach gesperrt
Das südfranzösische Dorf Bugarach überstand den Beginn des vermeintlichen Weltuntergangstages unbeschadet. Für die Nacht hatte der zuständige Präfekt vorsorglich zwei Rave-Partys in der Nähe verboten. Um die knapp 200 Einwohner zählende Gemeinde an den Pyrenäen ist noch bis zum Samstag (22.12.) eine Sperrzone errichtet. Seit einigen Jahren kursiert die Theorie, vom 1230 Meter hohen Pic de Bugarach würden Außerirdische am vermeintlichen Tag der Apokalypse mit Raumschiffen ins rettende All starten.
Deutschland: Liveticker und Anrufer
Und auch in Deutschland beschäftigt die Menschen die angeblich bevorstehende Apokalypse. So berichtete ein Sprecher der Polizei in Essen von mehreren besorgten Anrufern, die sich in der Nacht zum Freitag nach dem Weltuntergang erkundigt hätten. Auf die Frage, ob er sie habe beruhigen können, sagte er nur: "Ich bin nicht sicher."
Maya-Kalender "ein großartiges Zeugnis der Hochkultur"
Der Generaldirektor der Sächsischen Landes- und Universitätsbibliothek Dresden, Thomas Bürger, sieht im "Weltuntergangs-Hype" um den 21. Dezember eine Chance, die Maya-Kultur wieder stärker ins öffentliche Bewusstsein zu rücken. Der Maya-Kalender sei ein großartiges Zeugnis der Hochkultur, das heute noch viel zu sagen habe und die Völker verbinde, sagte Bürger am Freitag im Deutschlandradio Kultur. Einen datierten Weltuntergang enthalte der sogenannte Dresdner Kodex nicht. Die im 13. Jahrhundert entstandene Maya-Handschrift lagert in der Schatzkammer der Dresdner Bibliothek und gilt als weltweit einzige Handschrift der Maya, die noch im Original zu sehen ist.
Verschiedene Online-Medien starteten Liveticker zum angeblichen Weltuntergang - in aller Regel mit einem gehörigen Schuss Ironie. In den sozialen Netzwerken wie Facebook und Twitter kursierten Party-Ablaufpläne zur Apokalypse oder auch kuriose Kurzmeldung. Bei Twitter etwa hieß es, der Weltuntergang verzögere sich - er reise mit der Bahn an. AZ/dpa/bo/igr