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Masern: Masern-Impfung: Zehntausende Kleinkinder in Deutschland nicht geschützt

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Masern-Impfung: Zehntausende Kleinkinder in Deutschland nicht geschützt

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    In Deutschland sind viele Kleinkinder nicht gegen gefährliche Masern geschützt. Sollte die Masern-Impfung Pflicht werden?
    In Deutschland sind viele Kleinkinder nicht gegen gefährliche Masern geschützt. Sollte die Masern-Impfung Pflicht werden? Foto: Daniel Karmann (dpa)

    Um die Masern in Europa auszurotten, müssten laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) 95 Prozent der Bevölkerung geimpft sein. Davon ist Deutschland offenbar weit entfernt: Viele Kleinkinder in Deutschland sind nicht gegen Masern geimpft. Mehr als 73.000 Kleinkinder der Geburtsjahrgänge 2009 bis 2012 sind laut Wissenschaftlern vom Versorgungsatlas nicht gegen Masern geschützt. Die nötige Doppel-Impfung vor ihrem zweiten Geburtstag erhalten nur 63 Prozent der Kinder. Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) nennt diese Entwicklung "besorgniserregend" und fordert eine Impfpflicht. "Ob Kinder die lebenswichtige Masernimpfung bekommen, hängt von ihrem Wohnort und der Einsicht der Eltern ab", sagte Verbandspräsident Thomas Fischbach.

    Masern-Impfung: Schlusslichter in Bayern

    Denn zwischen einzelnen Regionen in Deutschland gibt es laut der Studie große Unterschiede, teilweise sinken die Impfquoten. Am meisten geimpft wird in Niedersachsen. In Peine und Wolfsburg sind 78 Prozent der Kleinkinder vollständig geimpft. Im Süden der Republik sind hingegen die Schlusslichter zu finden: In den Landkreisen Garmisch-Partenkirchen, Bad Tölz und Rosenheim in Bayern haben nur 36 bis 42 Prozent der Kinder die nötigen beiden Impfungen bekommen. Im Bundesländervergleich liegt Schleswig-Holstein an der Spitze. Bayern belegt im Ranking den letzten Platz.

    Unterschiede beim Impfen gibt es auch zwischen Ost- und Westdeutschland: Die Quote für die erste Masernimpfung lag in allen Geburtsjahrgängen in Ostdeutschland etwa ein bis zwei Prozent über der Quote in Westdeutschland. Bei der zweiten Masernimpfung ist es umgekehrt. Hier sind die Kinder im Westen häufiger geimpft als im Osten.

    "Impflücken bei Kleinkindern können in Kindertagesstätten und -horten fatale Folgen haben, wenn die Infektion eingeschleppt wird", sagt der Leiter des Versorgungsatlas, Jörg Bätzing-Feigenbaum. In Berlin starb im vergangenen Jahr ein vorerkranktes Kleinkind infolge der Masern. Bundesweit erkrankten 2015 nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) knapp 2500 Menschen daran.

    Eltern sind teilweise nachlässig mit Masern-Impfung

    In der Politik werde die Tatsache ausgeblendet, dass Eltern zum Teil durch sachliche Argumente nicht zu erreichen oder nachlässig bei Impfterminen seien. Gut gemeinte Kampagnen reichten nicht aus. "73.000 ungeschützte Kinder sind der Beweis. Und sie sind eine Mahnung: Wir brauchen eine Impfpflicht", sagte BVKJ-Präsident Fischbach. Eine solche Forderung wurde in den vergangenen Jahren auch in der Politik geäußert, konnte sich aber nicht durchsetzen.

    Das sind die Masern

    Die Masern sollten in Deutschland eigentlich bis zum Jahr 2015 ausgerottet sein. Das Gegenteil ist der Fall. Was Sie über die Krankheit wissen müssen:

    Masern werden durch ein Virus ausgelöst und sind hochansteckend.

    Der Masern-Erreger wird über die Luft (aerogen) und bei direktem körperlichem Kontakt verbreitet.

    Symptome der Krankheit sind Fieber, Husten, Schnupfen, und ein Masern-typischer Ausschlag.

    Mögliche Komplikationen bei Masern sind Lungenentzündung oder Gehirnentzündung (Meningitis).

    Mit steigendem Alter steigt das Risiko für Komplikationen.

    Bei Erwachsenen sind Komplikationen häufiger als bei Kindern, und der Krankheitsverlauf ist schwerer.

    Masern gehören zu den meldepflichtigen Krankheiten.

    Wer einmal an Masern erkrankt ist, wird in seinem gesamten Leben nicht noch einmal daran erkranken. Das Immunsystem bildet Antikörper gegen das Virus und speichert diese im Körper.

    Masern sind eine hochansteckende Krankheit, die von Mensch zu Mensch durch Tröpfchen übertragen wird. Nach anfänglichen Symptomen wie Fieber, Husten und Schnupfen bekommen Infizierte einen charakteristischen roten Hautausschlag. Masern schwächen das Immunsystem und können auch schwere Komplikationen wie Gehirnentzündungen mit sich bringen. Schwere Verläufe werden vor allem bei Säuglingen und Erwachsenen beobachtet. In seltenen Fällen kann die Krankheit sogar zum Tod führen. 

    Masern-Impfung: Impfquote von 95 Prozent der Gesamtbevölkerung nötig

    Für ihre Untersuchung haben die Forscher den Impfstatus von 2,2 Millionen gesetzlich versicherten Kindern analysiert. Als Grundlage dienten dabei die bundesweiten vertragsärztlichen Abrechnungsdaten der Jahre 2009 bis 2014. Darüber hinaus wurden weitere statistische Maßzahlen zur Beschreibung der Masernimpfsituation herangezogen. Der Versorgungsatlas ist ein Studienportal des Zentralinstituts für die Kassenärztliche Versorgung.

    Deutschland strebt ebenso wie die gesamte WHO-Region Europa die Elimination der Masern an. Hierzu ist eine Impfquote von 95 Prozent der Gesamtbevölkerung notwendig. (dpa)

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