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Manfred Stolpe: Manfred Stolpe wird 80: Politik auf beiden Seiten der Mauer

Manfred Stolpe

Manfred Stolpe wird 80: Politik auf beiden Seiten der Mauer

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    Der ehemalige Ministerpräsident von Brandenburg, Manfred Stolpe, wird 80 Jahre alt.
    Der ehemalige Ministerpräsident von Brandenburg, Manfred Stolpe, wird 80 Jahre alt. Foto: Gregor Fischer, dpa

    Als Kirchenjurist verhandelte er zu DDR-Zeiten mit der Staatssicherheit, in der Ära von Bundeskanzler Helmut Schmidt war er ein Vermittler zwischen Deutschland-Ost und -West, über lange Jahre der erste Ministerpräsident des neugegründeten Bundeslandes Brandenburg und schließlich Bundesverkehrsminister. Der Sozialdemokrat Manfred Stolpe blickt zu seinem 80. Geburtstag auf ein politisches Leben in den unterschiedlichsten Systemen zurück: Er war gerade neun Jahre alt, als der Krieg vorbei war, 25, als die Mauer gebaut wurde und 53, als sie wieder fiel.

    Stolpe: Im Westen gebe es zu wenig Verständnis für Funktionsweise der DDR

    Seine Arbeit auf beiden Seiten der Mauer hat sein ganzes politisches Leben geprägt. Nach der Wende wehrte sich Stolpe jahrelang gegen Vorwürfe, zu DDR-Zeiten als Mitglied der evangelischen Kirchenleitung unter dem Decknamen "IM Sekretär" eng mit der Stasi zusammengearbeitet zu haben. Dagegen prozessierte er - auch gegen die Stasi-Unterlagenbehörde des heutigen Bundespräsidenten Joachim Gauck - bis zum Bundesverfassungsgericht. Das höchste Gericht entschied 2005, dass Stolpe nicht als "früherer IM" bezeichnet werden dürfe.

    Bis heute treibt ihn um, dass es vor allem im Westen zuwenig Verständnis dafür gebe, wie die DDR funktioniert habe. "Wenn es ernst wurde und um verzweifelte Menschen ging, war die Stasi die erste Instanz, mit der man was erreichen konnte", sagt Stolpe. "Das war mit der Gestapo nicht anders." 

    So habe er etwa einem Pfarrer helfen können, der mit seiner Familie in Japan lebte und bei einem Heimaturlaub vom Mauerbau überrascht wurde. Ein Gespräch des Kirchenjuristen mit der Stasi ebnete dem Pfarrer den Weg zurück zu seiner Familie. "Das war für mich das Urerlebnis, dem viele weitere folgten", erzählt Stolpe.

    Als eine bittere Niederlage seiner Amtszeit als Ministerpräsident empfindet Stolpe noch immer die im Mai 1996 am Widerstand der Brandenburger gescheiterte Länderfusion mit Berlin. "Da wirkte neben einer schlechten wirtschaftlichen Lage und der hohen Verschuldung Berlins auch noch die langjährige Erfahrung der Brandenburger aus DDR-Zeiten nach", sagt Stolpe. "Damals ging alles Gute nach

    Manfred Stolpe feiert seinen 80. Geburtstag

    Dabei hätte sich mit der Fusion auch das Desaster mit dem immer noch nicht startbereiten Hauptstadtflughafen BER in Schönefeld vermeiden lassen, meint der 79-Jährige. "In einem gemeinsamen Parlament hätte der Standort Sperenberg eine Mehrheit gehabt", ist er noch heute überzeugt. Der rund 60 Kilometer südlich von Berlin gelegene, seinerzeit als Alternative diskutierte Standort wäre mit einem Transrapid in wenigen Minuten Fahrzeit erreichbar gewesen. "Wie so etwas geht, habe ich dann erst in Shanghai erlebt."

    Stolpe wirkt heiter und gelassen, nach langen Krankheitsjahren stört ihn derzeit nur seine leicht belegte Stimme. "Ich hoffe, dass ich bald nicht mehr so krächze wie ein Rabe", sagt er. Jahrelang litt der SPD-Politiker an Krebs, gemeinsam mit seiner ebenfalls erkrankten Frau Ingrid sprach er darüber offen im Fernsehen, und sie veröffentlichten ein Buch darüber. 

    Gemeinsam werben sie weiter öffentlich für Vorsorge-Untersuchungen. "Ich würde nicht hier sitzen, wenn mich nicht meine Frau gedrängt hätte, diese Vorsorge-Untersuchung zu machen", sagte er. Nun kann er seinen 80. Geburtstag feiern. "2004 wurde mir vorhergesagt, ich würde keine drei Jahre mehr leben", sagt Stolpe. "Ich bin ein Beispiel dafür, wie weit sich die Medizintechnik entwickelt hat - und ich fühle mich wohl dabei." dpa/AZ

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