Lou Bega, lange nichts von Ihnen gehört, jetzt haben Sie ein neues Album.
Lou Bega: Das letzte liegt ja schon einige Jahre zurück. Damals arbeitete ich viel in Augsburg und die Single „Sweet like Cola“ habe ich mit dem Augsburger Produzenten Wolfgang von Webenau gemacht.
17 Jahre sind seit Ihrem Superhit Mambo Nr. 5 vergangen. Was ist passiert in Ihrem Leben?
Lou Bega: Nach dem Mambo war ich zwei, drei Jahre nur in der Welt unterwegs. Das ist bis heute so. Der Mambo ist ein Klassiker geworden. Erst vor kurzem war ich in Mexiko auf einem Festival. Es ist verrückt!
Können Sie das Stück noch singen oder ist es bei Ihnen innerlich abgenudelt?
Lou Bega: Nein, das ist wie mit einem Baby, das wächst. Es ist wunderschön bei der Geburt und auch nach 18 Jahren. Man verstößt sein Kind ja nicht – und schon gar nicht, wenn es so beliebt ist. Ich will mich nicht mit Prince vergleichen, aber wie die meisten ihn mit „Purple Rain“ verbinden, ist es bei mir mit dem Mambo. Wenn ich sterbe, steht vielleicht ein Fünfer auf meinem Grabstein.
1999 war die Clinton-Affäre mit Monica Lewinsky und dazu lief Ihr Hit mit Monica pausenlos im Radio.
Lou Bega: Es war seltsam. Ich konnte die Affäre nicht voraussehen. Das war ideales Futter für Satiriker in den USA. Ich habe einen Bekannten, der in US-Regierungskreisen arbeitet, und ich hätte Frau Clinton treffen können. Wir haben es aber abgeblasen, weil Journalisten wahrscheinlich sofort die Verbindung zur Lewinsky-Affäre hergestellt hätten.
War das damals der beste Sommer Ihres Lebens?
Lou Bega: Auf eine bestimmte Art, ja. Mein Vater ist im März gestorben und im April begann der Siegeszug des Mambo. Immer mehr Anfragen kamen aus Japan, Australien und den USA und sonst woher. Ich war damals emotional und finanziell ziemlich am Ende. Das Hobby Musik wollte irgendwie nie so richtig zum Beruf werden. Plötzlich war alles anders.
Lou Bega: "Klar würde ich gerne Hits schreiben"
Sie müssen dank Ihres Superhits nie mehr arbeiten. Was machen Sie den ganzen Tag?
Lou Bega: Dass ich nicht mehr arbeiten muss, ist übertrieben. Rein finanziell vielleicht, aber natürlich arbeite ich. Und ich bin Geschichtsfreak. Alles, was Vergangenheit ist, interessiert mich. Ich versuche zudem, mich zu bilden – für das eigene Wohl.
Haben Sie noch die Ambition, neue Hits zu schreiben?
Lou Bega: Klar würde ich gerne Hits schreiben. Ich mache das einfach aus Freude, und es ist schön, wenn ein Song von vielen gehört wird. Aber es war nie das Ziel, einen Welthit zu schreiben. In den Tagen, als ich ganz bewusst einen Hit machen wollte, funktionierte es nicht.
Eines der aktuell dominierenden Themen sind die Flüchtlinge. Wie stehen Sie zu der Situation?
Lou Bega: Die Kriege, die heute geführt werden, sind so schwer durchschaubar. Es gibt keine Guten oder Schlechten mehr. Die meisten Flüchtlinge sind arme Wesen. Ich glaube, kaum einer flieht, wenn daheim alles in Ordnung ist. Ich weiß das von meinem Vater.
Erzählen Sie.
Lou Bega: Er war unter dem Machthaber Idi Amin Student. Jeder, der damals in Uganda zur intellektuellen Elite gehörte, war des Todes. Er hätte meinen Papa wohl den Krokodilen im Victoriasee zum Fraß vorgeworfen. Da musst du abhauen. Ich muss Idi Amin allerdings fast dankbar sein, sonst wäre ich nicht der, der ich bin. Aber ich habe auch für diejenigen Verständnis, die heute angesichts der vielen Flüchtlinge Bedenken äußern. Aber von einem bin ich felsenfest überzeugt: Der Hauptmotor dieses Universums ist die Liebe, auch wenn das kitschig klingt.
"Da geht etwas vor, noch wissen wir nicht was"
Die Musikwelt trauert in diesen Monaten um viele Künstler. Zuletzt starb Prince. Wer war für Sie der größte aller Musiker und Komponisten?
Lou Bega: Michael Jackson und Prince waren für mich sehr berührend. Sie waren so unterschiedlich und doch ähnlich. Ich finde es richtig seltsam, dass die beiden weg sind.
Glauben Sie, dass es Zufall ist, dass zurzeit so viele Künstler sterben?
Lou Bega: Ich glaube nicht an Zufall. Da geht etwas vor, noch wissen wir nicht was, aber es wird sich in nächster Zeit offenbaren. Ich hatte nach zwei, drei Jahren Extremstress übrigens auch ein Erweckungserlebnis. Ich hatte 2001 einen stillen Herzinfarkt, der erst später festgestellt wurde. Ich überlebte. Damals habe ich zu viel gemacht und zu wenig geschlafen.