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Mallorca: Bezahlt die EU dem Ballermann eine Straßenbahn?

Mallorca

Bezahlt die EU dem Ballermann eine Straßenbahn?

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    Der „Rote Blitz“ ist eine Touristenattraktion – und weniger Blitz, denn Bummelzug. Weitaus ambitionierter und teurer wäre dagegen der Bau einer Straßenbahnstrecke, mit der unter anderem der Flughafen von Palma besser erschlossen werden könnte.
    Der „Rote Blitz“ ist eine Touristenattraktion – und weniger Blitz, denn Bummelzug. Weitaus ambitionierter und teurer wäre dagegen der Bau einer Straßenbahnstrecke, mit der unter anderem der Flughafen von Palma besser erschlossen werden könnte. Foto: Ferrocarril de Sóller, dpa (Archiv)

    Mallorca-Urlauber kennen das Problem: die schlechte Verkehrsanbindung des Flughafens, der acht Kilometer von Palma entfernt liegt. Er ist zwar das größte Urlauberdrehkreuz Spaniens. Aber in Sachen Erreichbarkeit ist der Airport, auf dem in normalen Jahren 30 Millionen Reisende abgefertigt werden, ein Provinzflughafen geblieben. Nicht einmal einen Schienenanschluss gibt es.

    Da klingt die Idee also verlockend, auf Mallorca eine Straßenbahnstrecke zu bauen. Diese soll die Inselhauptstadt Palma mit den Touristengebieten an der Playa de Palma verbinden. Auch das „Ballermann“-Viertel, in dem deutschsprachige Partyurlauber so gerne feiern, wenn eine Pandemie dies nicht unmöglich macht, soll eine Haltestelle bekommen. Und eben der auf dem Weg liegende internationale Airport.

    Mallorca-Urlauber ärgern sich über schlechte Verkehrsanbindung des Flughafens

    Fluggäste könnten dann bequem per Bahn vom Terminal nach Palma oder in den östlich gelegenen Urlaubsort El Arenal fahren. Bislang bleiben den Touristen zur Weiterreise in Hotels oder Ferienwohnungen nur Taxi, Bus oder Selbstfahrer-Mietwagen. Diese Verkehrsmittel sind aber vor allem in der Hochsaison nicht einfach zu ergattern; Mietwagen oft ausgebucht. Die Ankunft im Urlaubsparadies wird so für manchen zur Hölle: lange Warteschlangen an Taxi- und Bushaltestellen, teils überteuerte Preise.

    Selbst Umweltschützer halten den Bau einer Straßenbahn für sinnvoll. Ihrer Ansicht nach gibt es ohnehin zu wenig Schienenverkehr, auch im Norden Mallorcas – wo im öffentlichen Personennahverkehr „Zustände wie in der Dritten Welt“ herrschten.

    Nur: Der Traum von der Straßenbahn – Pläne dafür gibt es bereits seit mehr als zehn Jahren – ist noch nicht Wirklichkeit geworden, weil es an Geld fehlt. Rund 400 Millionen Euro würde der Streckenbau wohl kosten. Die Kassen der Inselregierung jedoch sind leer, und das hat mit der Corona-Pandemie zu tun. Durch sie ist das Tourismusgeschäft massiv eingebrochen – und damit auch Steuereinnahmen.

    „Mit unseren eigenen Mitteln ist dieses Projekt nicht machbar“, sagte nun der regionale Verkehrsminister Marc Pons und verwies auf die Zahlen: Im Jahr 2020 kamen wegen der Pandemie nur noch zwei Millionen in- und ausländische Urlauber auf die Insel, in normalen Jahren verzeichnet Mallorca zwölf Millionen Feriengäste. Auch dieses Jahr dürfte überaus schwierig werden: Mallorca ist wegen vieler Ansteckungen weiterhin Risikogebiet; die Hoteliers haben die Ostersaison bereits abgeschrieben. Wie es im Sommer aussehen wird, weiß niemand.

    Tourismus und Steuereinnahmen sind massiv eingebrochen

    Dennoch ist der Traum vom Straßenbahn-Bau nicht ausgeträumt. Angesichts der Finanznot soll Europa ihn erfüllen. Inselpräsidentin Francina Armengol setzt auf den milliardenschweren EU-Wiederaufbaufonds, mit dem Brüssel den besonders von der Pandemie getroffenen Ländern unter die Arme greifen will. Und Spanien ist tatsächlich besonders hart von Corona getroffen: Allein auf Mallorca brach die Wirtschaftsleistung im Jahr 2020 um 21 Prozent ein.

    Das ambitionierte Straßenbahnprojekt passt dabei zu den Vorgaben des Wiederaufbaufonds. Kommt also endlich eine Verkehrswende auf der Urlauberinsel? Die Bahn-Planer hoffen darauf. Es gebe einen ganz klaren Bedarf, sagen sie und argumentieren mit folgender Zahl: Mit 13 Millionen Fahrgästen jährlich seien die Busse zum Flughafen und an die Playa de Palma bisher das meistgenutzte öffentliche Verkehrsmittel der Insel. Wenn die EU-Gelder flössen, könne schon 2023 Baubeginn sein. Damit nicht genug: Neben einer Küstenbahnlinie will man am liebsten gleich noch eine zweite Strecke von Palmas Innenstadt zum nördlich gelegenen Krankenhaus Son Espases bauen.

    Der Ballermann könnte bald mit einer Straßenbahn erschlossen werden.
    Der Ballermann könnte bald mit einer Straßenbahn erschlossen werden. Foto: Patrick Schirmer, dpa

    Der Euphorie der Planer sind allerdings nicht nur finanzielle Grenzen gesetzt. Auch in der Öffentlichkeit stieß das Straßenbahn-Projekt auf ein geteiltes Echo – nachzulesen in den Leserbriefspalten der Inselzeitungen. „So werden die EU-Corona-Hilfen verschleudert“, hieß es. Oder: „Man sollte das Geld für Wichtigeres verwenden.“ Etwa um die Tourismusbetriebe der Insel zu unterstützen, die vorm Bankrott stehen. Gleichwohl gab es durchaus auch viel Zustimmung, etwa im Forum der Mallorca Zeitung. Mallorca verdiene es, dass für die Infrastruktur etwas getan werde, um attraktiv zu bleiben, las man dort.

    Am Dienstag berichtete die Zeitung dann, dass Spaniens Tourismusministerin Reyes Maroto als Ziel ausgegeben habe, Reisen zu Ostern wieder aufzunehmen – zumindest innerhalb von Spanien.

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