Wer sich für Malerei interessiert und in Schwaben wohnt, der müsste Harry Meyer kennen. Hier und im Umkreis hat er vielfach ausgestellt – etwa im Kloster Oberschönenfeld, in den Kunstsammlungen Augsburg und im Diözesanmuseum Eichstätt –, hier ist er künstlerisch groß geworden, hier wohnt er und arbeitet er im alten Schulhaus von Wollishausen bei Augsburg.
Doch der 54-Jährige ist mehr als ein regionaler Maler und Plastiker: Seine Landschafts- und Menschenmalerei befindet sich seit Jahren auch in großen Sammlungen, beispielsweise im Bundestag, in den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, in der Kunsthalle Emden, in den Privatsammlungen von Würth, Waldburg-Wolfegg und SAP. An Preisen hat er unter anderem den Cranach-Preis von Wittenberg und den Kunstpreis der Stadt Limburg eingeheimst.
Harry Meyer gehört also zu jenen Künstlern in Deutschland, die von ihrer Kunst tatsächlich leben können. Gut möglich jetzt, dass er künftig von seiner Kunst besser wird leben können.
Meyer wird im Regierungssitz in Seoul ausgestellt
Seit 2007 schon wird er regelmäßig auch in Galerien und auf Kunstmessen in Südkorea gezeigt; aber jetzt hat seine Malerei dort quasi eine doppelte „ständige Vertretung“: Zum einen hat sie es aus Wertschätzung bis hinein in den Regierungssitz in Seoul geschafft, zum Zweiten hat Harry Meyers Nürnberger Galerist Klaus Bode soeben eine 200-Quadratmeter-Filiale in der südkoreanischen Vier-Millionen-Metropole Daegu eröffnet – obwohl deutsche Kollegen von ihm, die Ähnliches versucht hatten, längst wieder den Rückzug angetreten haben.
Erobert Meyers Kunst also jetzt Südkorea? Gut 200 Bilder des ausgebildeten Architekten, der als Maler Autodidakt ist, hängen bereits in Sammlungen des Landes. Und er erklärt: „Wenn alle meine Bilder tatsächlich genommen werden, die jetzt in der neuen Galerie in Daegu reserviert sind, dann wird das meine erfolgreichste Ausstellung überhaupt.“ Sein Galerist aber ergänzt: „Dies liegt vor allem daran, dass ein südkoreanischer Großsammler noch vor der öffentlichen Vernissage die Großformate für sich auswählte.“
So liegt die Frage auf der Hand: Wie kommt es, dass Meyers ölfarbstrotzende Malerei mit Bergen, Bäumen, Blumenstillleben in diesem fernen Kulturkreis ankommt?
Der Draht zu Lebensgeistern einer anderen Kultur
Der Künstler, der trotz großer Flugangst nach Südkorea reiste, meint: „Ich vermute, dass man bei mir Dinge sieht, die von den Koreanern als hochwertig empfunden werden – etwa die abstrahierte Sicht auf Natur. Und meine Bilder leben von einem gewissen Eigenlicht. Die Farben leuchten und beleuchten sich gegenseitig.“ Worauf Galerist Bode ergänzt: „Die Südkoreaner hängen dem Schamanismus an. Bei ihnen sind die Lebensgeister und die Kultur lebensbestimmende Faktoren. Meyers Natur-Bilder treffen den Nerv der Gesellschaft.“
Aber langt das alles, um auf Dauer einen guten Stand im fernen Asien zu haben? Siehe jene deutschen Galeristen, die ihr Geschäft wieder aufgaben! Meyer mag so weitermalen, wie er malt, doch wie steht es um den, der seine Bilder an Mann und Frau zu bringen hat?
Galerist Bode, 51, zeigt sich mehr als entspannt. „Als ich das erste Mal in Südkorea das Flughafengelände verließ, fühlte ich mich wie zu Hause. Es war mir alles so vertraut. Und zwei Tage später sagte mir ein Südkoreaner, ich müsse in meinem letzten Leben Koreaner gewesen sein. Ich habe einfach Zugang, ich interessiere mich, und ich verstehe diese Kultur.“ Für ihn wie kürzlich für Meyer war es natürlich Pflicht, sich alle Sitten und Gebräuche des Landes anzueignen. Übergebe ein Geschenk nie nur mit einer Hand! Bringe einen Koreaner nie in eine Situation, dass er sich schämen müsste!
Starke Farben und große Formate in den neuesten Bildern
Aber auch dies sei erzählt: So mancher schwäbische Sammler argwöhnt, dass Harry Meyer seine jüngsten, extrem starkfarbigen Bilder, die im Großformat bis zu 18.000 Euro kosten, speziell für den südkoreanischen Markt produziere. Was hält der Künstler dem Argwohn entgegen? Er sagt: „So einfach kann man sich das nicht ausdenken, was mutmaßlich ankommt in einem fremden Land. Im Umkehrschluss könnte man ja auch behaupten, früher hätte ich so gemalt, wie ich meinte, dass es ankommt in Europa. Nach solchen Kriterien müsste jeder halbwegs intelligente Maler erfolgreich sein, wenn er wollte.“