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Magdalena Neuner: Die neue Neuner

Magdalena Neuner

Die neue Neuner

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    Magdalena Neuner posiert in Wallgau mit ihren Medaillen und Pokalen.
    Magdalena Neuner posiert in Wallgau mit ihren Medaillen und Pokalen. Foto: dpa

    „Ach, ich hab’ zu Hause schon ein bisserl was gemacht. Da braucht’s nicht mehr viel“, sagt Magdalena Neuner lässig. Die Visagistin schaut leicht konsterniert, tippelt einmal um die 25-Jährige herum und fragt tapfer, ob sie wenigstens bei den Haaren was machen solle. „Da kann man nicht mehr so viel rausholen, ich muss bald mal wieder zum Friseur“, antwortet Neuner und lacht ihr unfassbar ansteckendes Lachen, das es einem unmöglich macht, zu widersprechen.

    Magdalena Neuner:  Doppel-Olympiasiegerin im Biathlon

    Die ehemalige Biathletin ist gut gelaunt. Am Nachmittag stehen Aufnahmen für eine Sendung an. Davor und danach hat Neuners Presse-Manager Stefan Schwarzbach zwei Interviews eingeplant. Sein Schützling setzt sich mit einem Glas Wasser an den Tisch. „Griaß di“, sagt sie, „fangen wir an.“

    Magdalena Neuner ist ein Phänomen. Trotz all ihrer sportlichen Erfolge, trotz all der Millionen, die sie in ihrem jungen Leben schon verdient hat, ist sie immer die Lena von nebenan geblieben. Freundlich. Uneitel. Direkt. Als sie vergangene Saison bekannt gab, ihre Karriere zu beenden, war die Überraschung groß. Ihrer Popularität schadete der Rücktritt nicht. Ganz im Gegenteil. Neuner ist gut im Geschäft. Die Marketing-Strategen großer Firmen reißen sich um sie. Viele wollen mit der Doppel-Olympiasiegerin für ihre Produkte werben.

    Einmal Wallgau, immer Wallgau

    Wie begehrt sie ist, zeigt eine Rangliste der Berliner Agentur „Celebrity Performance“, die regelmäßig das Werbewirkungspotenzial von Prominenten ermittelt. Hinter Günther Jauch, Mario Adorf, Dirk Nowitzki und Steffi Graf rangiert Magdalena Neuner auf Platz fünf.

    Sie hat sich immer ferngehalten von den Klatschspalten der Boulevardpresse, fern von Skandalen und Homestorys. Wer verstehen will, wie sie das geschafft hat, muss nach Wallgau fahren. Das Leben in dem beschaulichen Örtchen im Werdenfelser Land ist der Gegenentwurf zur Welt der Stars und Sternchen. „

    Das ist Magdalena Neuner

    Geboren am 9. Februar 1987 in Garmisch-Partenkirchen.

    Beruf: Ist offiziell Zollbeamtin, aber weitgehend für den Sport freigestellt.

    Erfolge: Startet seit 2006 im Weltcup, wo sie bislang 32 Einzelrennen gewonnen hat.

    Schloss 2008 und 2010 als Erste im Gesamtweltcup ab. Führt auch derzeit diese Rangliste an.

    Ist mit zehn Gold- und drei Silbermedaillen die erfolgreichste Athletin in der Geschichte der Biathlon-Weltmeisterschaften.

    Hat darüber hinaus zwei Gold- und eine Silbermedaille bei den Olympischen Spielen 2010 in Vancouver geholt.

    Wurde 2007 und 2011 zur Sportlerin des Jahres gewählt.

    Privates: Lebt seit ihrer Kindheit im oberbayerischen Wallgau. Seit Herbst 2009 liiert mit dem Zimmerermeister Josef Holzer. Er ist drei Tage jünger als Neuner.

    In Wallgau sind viele Häuser mit liebevollen Gemälden verziert, die Paare in Tracht beim Tanzen zeigen oder christliche Motive haben. Hier gibt es eine Pension „Waldeslust“ und die Leberkäsesemmel mit Senf kostet einen Euro. Wer Glück hat, trifft Magdalena Neuner beim Einkaufen. „Damit muss ich leben, dass ich auf der Straße angesprochen werde.“ Noch immer bekommt sie Fanpost aus der ganzen Welt. Im Hause Neuner stapeln sich rund 1000 Briefe aus dem vergangenen Winter und wollen beantwortet werden. Hin und wieder stehen immer noch besonders aufdringliche Fans in ihrem Vorgarten. An all diesen Dingen hat sich nichts geändert.

    Ein Leben ohne Trainingsplan

    Komplett geändert hat sich dagegen ihr Tagesablauf. Früher presste der Trainingsplan die erfolgreichste Biathletin der Welt in ein enges Korsett. Lange Jahre lebte sie im unerbittlichen Takt des Sports. Frühstück. Training. Mittagessen. Regeneration. Training. Abendessen. Schlafen. Davon ist nur noch die morgendliche Joggingrunde übrig geblieben. Danach stehen jetzt Fotoshootings, Sponsorentermine, Talkrunden, Interviews oder auch schlicht Freizeit im Terminkalender. „Kein Tag ist wie der andere“, sagt Neuner. „Gestern zum Beispiel war es ein bisschen ruhiger, da habe ich hauptsächlich den Haushalt gemacht. Waschen, Putzen, Aufräumen, Bügeln. Morgen bin ich auf einem Sponsorentermin einer Bank.“

    Nackter Wahnsinn: Magdalena Neuner in Unterwäsche
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    Nackter Wahnsinn: Magdalena Neuner in Unterwäsche

    Die 25-Jährige genießt ihre neue Freiheit. „Ich bin jetzt mein eigener Chef“, sagt sie. Kam sie früher um 18 Uhr aus dem Training, „war der Tag eigentlich gelaufen, weil ich fix und fertig war. Jetzt treffe ich mich abends mit den Mädels und trinke auch mal zwei Gläser Wein. Als Sportler denkst du dir da immer: Darf ich das?“

    Zu ihren ehemaligen Kolleginnen hat Neuner weiterhin Kontakt. Vor allem mit Miriam Gössner verbindet sie eine enge Freundschaft. „Ich weiß schon noch, was da so los ist“, sagt Neuner und lacht verschmitzt. Trotzdem ist sie froh, dass ihre Zeiten als Sportlerin vorbei sind. „Im Nachhinein denke ich mir, das würde ich nicht mehr machen wollen. Ich bewundere die, die das durchziehen, diese ganze Schinderei.“

    Mit dem Thema Biathlon hat Neuner für sich abgeschlossen. „Warum sollte ich noch einen Wettkampf machen? Das habe ich jahrelang gemacht, das gibt mir gar nichts mehr“, sagt sie. Vor allem die Weltmeisterschaft in Ruhpolding im vergangenen Winter hat Spuren hinterlassen. Fast zwei Wochen drehte sich dort alles um Magdalena Neuner. Die Fans feierten sie bis an die Grenze zur Massenhysterie. „Im Rückblick kann man nur sagen, das war krank“, erinnert sich die Umjubelte. „Ich frage mich manchmal, wie ich das gepackt habe. Aber ich habe mich so brutal fokussiert – ich glaube, ich war einfach in einer anderen Welt.“

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