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Madeleine McCann: Wo ist Maddie?

Madeleine McCann

Wo ist Maddie?

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    Madeleine McCann (undatiertes Archivfoto) ist seit zehn Jahren verschwunden.
    Madeleine McCann (undatiertes Archivfoto) ist seit zehn Jahren verschwunden. Foto: EPA/Real Madrid TV (dpa)

    Im Kinderzimmer hat sich nichts verändert. Bis auf die vielen ungeöffneten Geburtstagsgeschenke und die Weihnachtspräsente. Sie stapeln sich im Raum und warten darauf, endlich von einem 13 Jahre alten Mädchen aufgemacht zu werden. Doch seit zehn Jahren sind sie lediglich Symbol für die unerschütterliche Überzeugung von Kate und Gerry McCann, dass ihre Tochter Madeleine eines Tages nach Hause zurückkehren wird.

    Die damals Dreijährige verschwand am 3. Mai 2007 – kurz vor ihrem vierten Geburtstag – während eines Urlaubs an der portugiesischen Algarveküste aus einer Ferienanlage. Seitdem vergeht kaum eine Woche, in der Maddie nicht die Boulevardpresse auf der Insel beschäftigt – egal, ob sich ein Kindermädchen äußert oder ein Beobachter neue Beweise entdeckt haben mag. Trotzdem bleibt der Fall ungeklärt. Er gehört zu den aufsehenerregendsten und mysteriösesten der britischen Kriminalgeschichte.

    Am Haustor der Familie in Rothley in der mittelenglischen Grafschaft Leicestershire sind grüne und gelbe Bänder angebunden – die Farben für Hoffnung und Solidarität. In den vergangenen zehn Jahren aber hat der Kummer überwogen. „Wir vermissen sie jeden Tag“, sagten die Eltern mehrfach in die Kameras und Kate McCann bezeichnete den anstehenden Jahrestag in einer emotionalen Nachricht an die Öffentlichkeit als eine „furchtbare Erinnerung an gestohlene Zeit“. Sie hat nie wieder als Allgemeinärztin gearbeitet, sondern sich um die beiden jüngeren Zwillinge gekümmert. Gerry McCann machte als Kardiologe Karriere. Und doch lässt die beiden die Vergangenheit nicht los. Sie würden niemals aufgeben, heißt es in der Botschaft, „aber das Beste aus dem Leben machen, das wir haben“.

    Vermisstenfall Madeleine McCann: Der schicksalhafte 3. Mai

    Am Abend des schicksalhaften 3. Mai brachte die Mutter ihre Tochter Maddie sowie die jüngeren Zwillinge nach einem aufregenden Tag am Meer ins Bett. Die Familie hatte die Ferienwohnung 5A in einer Anlage in Praia da Luz gemietet. Erdgeschoss, zwei Zimmer, Terrasse. Die drei Kinder schliefen gemeinsam in einem Raum. Kate und Gerry McCann verschlossen die Fenster und die Haustür, bevor sie sich noch mit Freunden zum Abendessen in der nahen Tapas-Bar auf dem Resort-Gelände trafen. Nur die Schiebetür zur Terrasse ließen sie offen, sodass sie jederzeit schnell nach den Kindern sehen konnten. Kurz nach neun schaute der Vater vorbei und fand seine Kinder schlafend vor. Noch dachte er für sich, welch großes Glück er und seine Frau doch haben, wie er später erzählte. Das wurde jäh zerstört, als die Mutter um 21.55 Uhr ein leeres Bett vorfand. Madeleine war verschwunden.

    Eine groß angelegte Suchaktion begann, die McCanns starteten eine aufwendige Medienkampagne und als die portugiesischen Behörden die Ermittlungen einstellten, heuerten sie Privatdetektive an. Dann leitete Scotland Yard ein eigenes Verfahren ein und auch in Portugal nahm man die Untersuchung wieder auf. Die Fotos des kleinen, blonden Mädchens gingen derweil um die Welt. Auf der Website namens „Find Madeleine“ werden regelmäßig Bilder veröffentlicht, auf denen sie künstlich gealtert dargestellt wird.

    Fall Maddie: Eltern als Verdächtige

    Kurzzeitig standen sogar die Eltern selbst im Zentrum der Ermittlungen. Und noch immer liefern sie sich einen erbitterten Rechtsstreit mit dem ehemaligen portugiesischen Chefermittler Gonçalo Amaral, der nicht an eine Entführung glauben will. In seinem 2008 erschienenen Buch „Die Wahrheit über die Lüge“ mutmaßte er, dass das Kind bei einem Unfall ums Leben gekommen sei und die Eltern die Tragödie vertuschen wollten. Die McCanns klagten erfolgreich. Über das Urteil, 600000 Euro zu zahlen, wird derzeit vor einem Berufungsgericht verhandelt.

    Die britische Polizei schließt eine Beteiligung der McCanns an einem Verbrechen aus, wie Mark Rowley, Leiter für Sonderermittlungen bei Scotland Yard, erst kürzlich betonte. Die Beamten nehmen noch immer an, dass Maddie entführt wurde. Es gebe eine „kleine Zahl von entscheidenden Ermittlungssträngen“, so Rowley. Seit die Untersuchung von britischer Seite aufgenommen wurde, durchforsteten zeitweise bis zu 30 Beamte rund 40000 Dokumente und befragten mehr als 600 Menschen. Umgerechnet mehr als 13 Millionen Euro sollen allein die Ermittlungen im Königreich gekostet haben. Erst im März bewilligte das Innenministerium weitere 85000 Pfund für die nächsten sechs Monate.

    Der rätselhafte Fall Maddie McCann

    Das mysteriöse Verschwinden des dreijährigen britischen Mädchens Madeleine «Maddie» McCann vor mehr als sechs Jahren in Portugal ist bis heute nicht geklärt.

    3. Mai 2007: Madeleine verschwindet aus einer Luxus-Ferienanlage in Praia da Luz an der portugiesischen Algarve-Küste.

    Die Eltern, ein britisches Ärzte-Paar, waren in der Nähe der Ferienanlage beim Abendessen. Ihre drei Kinder ließen sie schlafend zurück.

    7. Mai: Im britischen Fernsehen fleht Madeleines Mutter mögliche Entführer an, das Kind freizulassen. Die Eltern wenden sich mit einer Medienkampagne an die Öffentlichkeit.

    Fotos der blonden Maddie gehen um die Welt. Kurz darauf ruft Fußballer David Beckham zur Hilfe auf. Prominente setzen vier Millionen Euro als Belohnung für Hinweise aus.

    15. Mai: Die Polizei verdächtigt einen Briten. Er bestreitet die Vorwürfe.

    5. August: Leichenspürhunde sollen Spuren entdeckt haben, die darauf hindeuten, dass Madeleine im Hotelzimmer gestorben ist. Die Spuren stammen aber wahrscheinlich nicht von dem Mädchen.

    Dennoch gehen die Ermittler davon aus, dass Madeleine in der Wohnung umgekommen ist. Die Fahnder konzentrieren sich auf die Eltern und deren Bekannte.

    6. September: Beide Eltern gelten nun offiziell als Verdächtige. Medien zufolge geht die Polizei davon aus, dass es ein «Unglücksfall» war und sie die Leiche verborgen haben.

    Juli 2008: Die portugiesische Polizei stellt die Ermittlungen ohne Ergebnis ein. Für ein Verbrechen gebe es keine Beweise. Der Fall sei aber noch nicht zu den Akten gelegt.

    Januar 2009: Ein Team ehemaliger Fahnder von Scotland Yard hat sich im Auftrag der Eltern auf die Suche nach Madeleine gemacht. Finanziert wird die Aktion von einem wohlhabenden Geschäftsmann.

    Mai 2009: Zwei Jahre nach Maddies Verschwinden flehen ihre Eltern mögliche Entführer um die Freilassung ihre Tochter an. Sie nutzen dazu ein Gespräch mit der US-Talkshow-Queen Oprah Winfrey, das Millionen Zuschauer sehen.

    März 2010: Die Eltern fordern Einsicht in Ermittlungs-Unterlagen, die die portugiesische Polizei ihnen bisher vorenthalten haben soll.

    März 2011: Madeleines Eltern protestieren vergeblich gegen den Verkauf eines Buches, das der portugiesische Ex-Chefermittler Gonçalo Amaral über den Fall geschrieben hat.

    Er vertritt im Kern die These, dass das Kind im Jahr 2007 bereits im Urlaubshotel der Familie in Portugal gestorben ist und nicht entführt wurde. Die Eltern hätten etwas mit dem Verschwinden zu tun gehabt.

    Mai 2011: Die Mutter Kate McCann veröffentlicht ein Buch mit ihrer Version der Geschichte.

    In den Memoiren beschreibt sie unter anderem ihre Qualen und Zerrissenheit nach dem Verschwinden ihrer Tochter, die sie an den Rand des Zusammenbruchs gebracht habe. Nach außen sei sie aber immer gefasst aufgetreten.

    Mitte Mai 2011 kündigt die britische Polizei an, den Fall erneut zu untersuchen. Die Ermittlungsakten würden erneut überprüft, kündigt Premierminister David Cameron an.

    April 2012: Die britische Polizei erklärt, dass Maddie möglicherweise noch am Leben ist. Es gebe Anhaltspunkte für Ermittlungslücken.

    Juli 2013: Scotland Yard gibt nicht auf: Bei weiteren Untersuchungen will die Polizei 38 «Personen von Interesse» überprüfen.

    Oktober 2013: Die Polizei geht nochmals in eine Ermittlungsoffensive. Die Beamten wollen anhand von Telefondaten alle Personen identifizieren, die sich zum Zeitpunkt des Verschwindens Maddies aus der Ferienanlage in dem Ort befunden haben.

    Die Hoffnung, sie wird nicht aufgegeben. Und so werden die McCanns auch weiterhin zu jedem Geburtstag von Madeleine und jährlich zum Weihnachtsfest Geschenke für ihre Tochter kaufen und zu all den anderen in ihrem Zimmer legen – auch wenn das Rätsel um ihr Verschwinden unter Umständen niemals gelöst werden wird.

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