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MDG-Trendmonitor: Studie zeigt, wie enttäuscht Katholiken von ihrer Kirche sind

MDG-Trendmonitor

Studie zeigt, wie enttäuscht Katholiken von ihrer Kirche sind

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    Ein Wegekreuz - auch die katholische Kirche steht vor dem Weg in eine ungewisse Zukunft..
    Ein Wegekreuz - auch die katholische Kirche steht vor dem Weg in eine ungewisse Zukunft.. Foto: Felix Kästle, dpa

    Es sind schockierende Erkenntnisse, die der vierte „MDG-Trendmonitor“ seit 1999 für die katholische Kirche in Deutschland bereithält. Die Studie, für die im vergangenen Sommer 1690 Katholikinnen und Katholiken ab 14 Jahren repräsentativ befragt wurden und die die Deutsche Bischofskonferenz jetzt vorgestellt hat, kommt unter anderem zu folgenden Befunden:

    • Mehr als jeder dritte befragte Katholik (39 Prozent) hat schon einmal mit dem Gedanken gespielt, aus der Kirche auszutreten. Im Jahr 2009 waren es 30 Prozent. Es sei weiterhin mit Austrittszahlen auf hohem Niveau zu rechnen. Austrittsbereite finden sich, wie es heißt, insbesondere bei den 18- bis 29-Jährigen.
    • Die Glaubensüberzeugungen von Katholiken decken sich lediglich zum Teil mit denen der Kirche. Nur 74 Prozent der Befragten glauben an Gott; nur 55 Prozent, dass es ein Leben nach dem Tod gibt.
    • 70 Prozent haben den Eindruck, die Kirche halte teilweise zu starr an überholten Normen fest. 59 Prozent vertreten die Meinung, dass sie sich mehr an die Erwartungen der Menschen von heute anpassen müsse.
    • 46 Prozent der Befragten geben an, dass die Kirche das, was sie vertritt, oft zu wenig glaubwürdig vorlebe. Als Anwalt für die Schwachen und Unterdrückten nehmen gerade einmal 18 Prozent der Katholiken ihre Kirche wahr.
    • 59 Prozent meinen, die Kirche verhindere die Aufklärung von Missständen in den eigenen Reihen.
    • 46 Prozent beklagen, dass Frauen von der Kirche nicht ausreichend anerkannt werden.

    Auf die Frage unserer Redaktion, wie die Bischöfe angesichts dieser Befunde und der kirchlichen Finanz- und Missbrauchsskandale in die Offensive kommen wollten, antwortete Gebhard Fürst, Bischof von Rottenburg-Stuttgart: „Das ist die Frage aller Fragen, die uns beschäftigt und bedrückt. Patentrezepte haben wir nicht.“

    Die Bischöfe fühlen sich "stark in der Defensive", sagt der Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart

    Die Bischöfe fühlten sich „stark in der Defensive“. Sie gingen zwar an die Öffentlichkeit, etwa beim Thema Klimawandel, nur erhielten sie dafür nicht die erhoffte breite Aufmerksamkeit – im Unterschied zu der bei kirchenpolitisch umstrittenen Themen.

    Gebhard Fürst, Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart, ist besorgt über die Befunde der Studie "MDG-Trendmonitor".
    Gebhard Fürst, Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart, ist besorgt über die Befunde der Studie "MDG-Trendmonitor". Foto: Marijan Murat, dpa

    Die gestiegene Austrittsneigung und die große Zahl derer, denen die Kirche nicht viel bedeutet, besorgten ihn sehr, sagte Fürst. „Wir müssen unsere Kirche – und das ist auch Element des Synodalen Weges – so organisieren, dass sie insgesamt attraktiver wird.“ Eine attraktive Kirche sei eine Kirche, in der man mitbestimmen könne. Auch müsse die Kirche auf allen Kanälen kommunikationsfähig bleiben, so der Medienbischof der Bischofskonferenz.

    Trotz der bitteren Befunde: Es gibt Themen, "bei denen die Kirche gebraucht wird"

    Der „Trendmonitor“ wurde durchgeführt vom Institut für Demoskopie Allensbach und dem Heidelberger Sinus-Institut im Auftrag der Münchner Medien-Dienstleistung GmbH (MDG), einer Unternehmensberatung der Kirche.

    MDG-Geschäftsführerin Ariadne Klingbeil sagte, die Studie sei ein wichtiger Baustein für die Entwicklung von Konzepten für kirchliches Handeln. Dabei wies sie auf Themen hin, bei denen die Kirche gebraucht werde. So interessierten sich Katholiken besonders für soziale Gerechtigkeit oder Menschenrechte. Gerade bei sozialer Gerechtigkeit werde erwartet, dass die Kirche Stellung beziehe.

    Ihre moralische Kompetenz wird dagegen der Studie zufolge, vor allem in Bezug auf Abtreibung, Verhütung und Zölibat sowie dem Umgang mit Frauen oder Homosexuellen, massiv in Frage gestellt.

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