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London: Hochhausbrand: Großbritannien sucht die Schuldigen

London

Hochhausbrand: Großbritannien sucht die Schuldigen

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    Großbritannien sucht nach dem Londoner Hochhausbrand nach den Schuldigen, die für den Tod von mindestens 58 Menschen verantwortlich sind.
    Großbritannien sucht nach dem Londoner Hochhausbrand nach den Schuldigen, die für den Tod von mindestens 58 Menschen verantwortlich sind. Foto: Ray Tang/dpa

    Nach der Brandkatastrophe mit Dutzenden Toten in London richtet sich der Blick auf die Klärung der Ursachen und mögliche Lehren für die Zukunft. Schatzkanzler Philip Hammond geht davon aus, dass die am Grenfell Tower benutzte brennbare Gebäudeverkleidung in Großbritannien verboten ist. Die strafrechtliche Untersuchung des Unglücks solle nun prüfen, ob es bei der Renovierung des Wohnhochhauses gesetzliche Verstöße gegeben habe, sagte der Tory-Politiker im BBC-Fernsehen am Sonntag.

    Sowohl die Behörden als auch das zuständige Bauunternehmen waren nach dem Brand des Hochhauses im Stadtteil Kensington in die Kritik geraten. Die erst vor kurzer Zeit angebrachte Verkleidung des Gebäudes soll Berichten zufolge zu der Katastrophe beigetragen haben.

    Nach dem verheerenden Feuer geht die britische Polizei derzeit von mindestens 58 Todesopfern aus. Die Zahl könne aber noch steigen, hieß es. Berichten zufolge lebten zwischen 400 und 600 Menschen in dem 24 Stockwerke hohen Sozialbau.

    Abriss von alten Gebäuden?

    18 Verletzte waren am Sonntag noch im Krankenhaus, neun von ihnen in kritischem Zustand, wie die britische Gesundheitsbehörde NHS mitteilte.

    Der Londoner Bürgermeister Sadiq Khan brachte derweil den Abriss von veralteten Gebäuden ins Gespräch. Dies könne bei Hochhäusern aus den 60er und 70er Jahren aus Sicherheitsgründen nötig werden, schrieb er in einem Beitrag für den "Observer". In der Wiederaufbauphase nach dem Krieg seien viele Hochhäuser entstanden, die heutigen Standards nicht mehr entsprächen, so Khan. Im Grenfell Tower soll es Berichten zufolge keine angemessenen Fluchtwege gegeben haben.

    Grenfell Tower: Das Unglückshaus

    Der Grenfell Tower ist ein 24-stöckiges Hochhaus mit 120 Wohnungen und liegt in einem der teuersten Bezirke Londons, dem Royal Borough of Kensington and Chelsea.

    Das Gebäude wurde 1974 erbaut und von 2014 bis 2016 für 8,6 Millionen Pfund renoviert.

    Dabei wurden neue Wohneinheiten geschaffen, eine neue Heizungsanlage eingebaut und die Außenwand mit einer gedämmten Vorhangfassade versehen.

    Die nicht von den Sanierungsarbeiten betroffenen Mieter blieben in dieser Zeit im Haus wohnen.

    Neben Sozialwohnungen und Büroräumen befanden sich auch ein Boxklub und ein Kindergarten in dem Gebäude.

    Es wird im Auftrag des Bezirks verwaltet.

    Mit einer Schweigeminute an diesem Montag wollen die Briten der Opfer des Unglücks gedenken. Um 11.00 Uhr Ortszeit (12.00 Uhr MESZ) soll in allen öffentlichen Gebäuden Stille herrschen.

    May reagiert auf Kritik

    Premierministerin Theresa May hatte bei einem Treffen mit Opfern und freiwilligen Helfern am Samstag Fehler der Regierung bei der Reaktion auf das Unglück eingeräumt. Die Unterstützung der Angehörigen, die kurz nach der Katastrophe Hilfe oder Informationen brauchten, sei "nicht gut genug" gewesen. May kündigte weitere Hilfen an - unter anderem zur psychologischen Betreuung der Rettungsdienste und der Angehörigen der Opfer.

    Besondere Vorschriften für Hochhäuser

    Hochhäuser sind Gebäude mit besonderen Gefahren, daher gibt es im deutschen Baurecht auch besondere Vorschriften.

    Jedes moderne Hochhaus über 22 Meter muss einen geschützten Feuerwehraufzug und eine Steigleitung haben.

    Das sind Wasserleitungen, die nur für die Feuerwehr zur Verfügung stehen und in jedem Stockwerk Wasser zum Löschen bereitstellen.

    Die Grenze von 22 Metern ist deshalb wichtig, da man bis dahin mit Leitern kommt.

    Nach den deutschen Baubestimmungen dürfen die Fassadenmaterialien hoher Gebäude nicht brennbar sein, damit die Flammen sich nicht darüber ihren Weg nach oben bahnen.

    Nach Meinung mancher Experten gelten in Deutschland in dieser Hinsicht europaweit die schärfsten Richtlinien.

    Kritiker hatten der Premierministerin vorgeworfen, nach dem Großbrand nicht schnell genug reagiert und die Opfer im Stich gelassen zu haben. Bei wütenden Protesten in der britischen Hauptstadt am Freitag und Samstag hatten Demonstranten den Rücktritt Mays gefordert. dpa

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