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London: Brand in Hochhaus: Zahl der Opfer steigt auf 17

London

Brand in Hochhaus: Zahl der Opfer steigt auf 17

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    Das Feuer hat das Hochhaus in London zerstört und forderte Tote.
    Das Feuer hat das Hochhaus in London zerstört und forderte Tote. Foto: Rick Findler, dpa

    Nach der Brandkatastrophe in einem Wohnhochhaus in London ist die Zahl der Todesopfer auf mindestens 17 gestiegen. Wie die

    Das Gebäude im Stadtteil Kensington gilt entgegen ersten Befürchtungen nicht als einsturzgefährdet. In den oberen Stockwerken suchten die Rettungskräfte dennoch vorerst nicht mehr nach Vermissten. Die Ränder des 24-stöckigen Grenfell Towers seien unsicher, sagte Feuerwehrchefin Dany Cotton. "Ich schicke keine Feuerwehrleute da rein."

    Cotton kündigte an, mit einem Spezialteam und mit Hunden in das Gebäude zu gehen - weil Hunde leichter sind. Der Kern des Gebäudes sei strukturell sicher - gefährlich sei es am Rand der oberen Etagen. Anhand von Fingerabdrücken solle geklärt werden, wer alles im Gebäude war. Das alles könne Wochen dauern. Cotton sagte, die Rettungskräfte gingen nicht davon aus, noch jemanden lebend zu finden.

    Brand in London: 400 bis 600 Menschen lebten im Hochhaus

    Bei dem gewaltigen Brand wurden am Mittwoch 65 Menschen von der Feuerwehr aus den Flammen gerettet, anderen gelang selbst die Flucht. Nach Angaben der Rettungskräfte wurden mindestens 78 Patienten in Kliniken behandelt, 18 von ihnen seien in einem kritischen Zustand. In dem Sozialbau mit 120 Wohnungen lebten britischen Medienberichten zufolge zwischen 400 und 600 Menschen.

    Das Feuer hat das Hochhaus in London zerstört und forderte Tote.
    Das Feuer hat das Hochhaus in London zerstört und forderte Tote. Foto: Rick Findler, dpa

    Die Feuerwehr hat nach Angaben Cottons alle 24 Stockwerke kurz durchsuchen können. Für eine gründlichere Suche müssten vor allem die oberen Stockwerke erst gesichert werden. Niemand wisse, wie viele Menschen sich zum Zeitpunkt des Feuers in dem Gebäude aufgehalten hätten. Neun Feuerwehrleute hätten sich bei der Suche nach Vermissten leicht verletzt. Sie sei aber mehr besorgt "über die psychische Gesundheit" ihrer Feuerwehr, sagte Cotton.

    Unter den Vermissten sollen zwei junge Italiener sein, die vor kurzem nach London gezogen seien und im Grenfell Tower gewohnt hätten. Das berichtete die Nachrichtenagentur Ansa unter Berufung auf Angehörige und das italienische Außenministerium.

    Premierministerin Theresa May besuchte am Donnerstag den Brandort. Auf Fotos war sie zusammen mit Feuerwehrleuten zu sehen. Bereits am Mittwoch hatte May den Opfern ihre Anteilnahme ausgedrückt. Sie kündigte eine "sorgfältige Untersuchung" an.

    Auch Königin Elizabeth II. drückte ihre Anteilnahme aus. Ihre Gedanken und Gebete seien bei den Familien, die Angehörige verloren hätten, sowie bei den vielen Menschen, die schwer verletzt im Krankenhaus lägen, teilte der Buckingham-Palast mit. Es sei ermutigend, zu sehen, wie viele Freiwillige nun zur Hilfe kämen. Hunderte Londoner spendeten Decken, Kleider oder Babynahrung für die Bewohner. Auch mehr als eine Million Pfund an Spendengeldern kamen zusammen.

    Beschwerden über unzureichenden Brandschutz im Grenfell Tower?

    Die Ursache des Brands ist noch nicht geklärt. Londons Bürgermeister Sadiq Khan versprach umfassende Aufklärung. "Es wird im Laufe der nächsten Tage viele Fragen zur Ursache dieser Tragödie geben, und ich möchte den Londonern versichern, dass wir dazu alle Antworten bekommen werden."

    Das Feuer hat das Hochhaus in London zerstört und forderte Tote.
    Das Feuer hat das Hochhaus in London zerstört und forderte Tote. Foto: Matt Dunham, dpa

    Der britische Brandschutz-Experte Jon Hall nannte den Brand einen Unfall, wie er in der "Dritten Welt" vorkomme. "Alle Bestandteile der Feuersicherheit und des Gebäudemanagements" müssten versagt haben, vermutete er auf Twitter. Matt Wrack, der Chef der Feuerwehr-Gewerkschaft, sagte, nach dem Brand hätten die Bewohner des Gebäudes das Recht, kritische Fragen zu stellen - etwa, ob die Fassadenverkleidung die Feuersicherheit beeinträchtigt habe.

    Das Gebäude wurde 1974 erbaut und von 2014 bis 2016 saniert. Es hatte bereits Beschwerden über unzureichenden Brandschutz in dem Hochhaus gegeben.

    Besondere Vorschriften für Hochhäuser

    Hochhäuser sind Gebäude mit besonderen Gefahren, daher gibt es im deutschen Baurecht auch besondere Vorschriften.

    Jedes moderne Hochhaus über 22 Meter muss einen geschützten Feuerwehraufzug und eine Steigleitung haben.

    Das sind Wasserleitungen, die nur für die Feuerwehr zur Verfügung stehen und in jedem Stockwerk Wasser zum Löschen bereitstellen.

    Die Grenze von 22 Metern ist deshalb wichtig, da man bis dahin mit Leitern kommt.

    Nach den deutschen Baubestimmungen dürfen die Fassadenmaterialien hoher Gebäude nicht brennbar sein, damit die Flammen sich nicht darüber ihren Weg nach oben bahnen.

    Nach Meinung mancher Experten gelten in Deutschland in dieser Hinsicht europaweit die schärfsten Richtlinien.

    Kann es so einen Brand wie in London auch in Deutschland geben?

    Auch in Deutschland werden Rufe nach Konsequenzen laut. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) will die energetische Gebäudesanierung in

    Das Feuer hat das Hochhaus in London zerstört und forderte Tote.
    Das Feuer hat das Hochhaus in London zerstört und forderte Tote. Foto: Matt Dunham, dpa

    Die Berliner Feuerwehr drängte auf schärfere Vorschriften beim Brandschutz auch für niedrigere Gebäude. Landesbranddirektor Wilfried Gräfling wies im RBB-Inforadio darauf hin, dass bei Häusern mit einer Höhe von weniger als 22 Metern brennbares Dämmmaterial erlaubt sei. "Das bemängeln wir als Feuerwehr, weil wir da schon schlechte Erfahrungen gemacht haben - nicht hier in Berlin, aber schon in anderen Städten."

    Nach Angaben des Eigentümerverbands Haus und Grund gibt es schon seit längerem Hinweise, "dass polystyrolhaltige Dämmungen im Brandfall extrem gefährlich sind". Der Verband verlangte, den Einsatz von Polystyrol zur Dämmung von Gebäudefassaden "sofort auszusetzen". dpa

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