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Lkw-Unfall in Hessen: Syrer verursacht Lkw-Zusammenstoß in Limburg - Haftbefehl erlassen

Lkw-Unfall in Hessen

Syrer verursacht Lkw-Zusammenstoß in Limburg - Haftbefehl erlassen

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    Ein Polizist dokumentiert mit einer Kamera die Unfallstelle in Limburg.
    Ein Polizist dokumentiert mit einer Kamera die Unfallstelle in Limburg. Foto: Sascha Ditscher, dpa

    Ein Mann stiehlt einen Lastwagen, rammt mehrere Autos und verletzt acht Menschen - doch über die Hintergründe der Gewalttat von Limburg und das Motiv wird noch gerätselt. Gegen Tatverdächtigen ist am Dienstag Haftbefehl erlassen worden. Die Tatvorwürfe lauten versuchter Mord, gefährliche Körperverletzung und gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr, sagte ein Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Abend.

    "Auch wenn der Tathergang an die schrecklichen Anschläge von Nizza oder Berlin erinnert, ist das Motiv des festgenommenen Mannes nach wie vor unklar", sagte Hessens Innenminister Peter Beuth (CDU). Der tatverdächtige Syrer habe nach derzeitigen Erkenntnissen keine Verbindungen in die gewaltbereite islamistische Szene gehabt (Was wir nach dem Lkw-Zusammenstoß wissen - und was nicht). 

    Die für Terrorermittlungen zuständige Bundesanwaltschaft verzichtete am Dienstag darauf, den Limburger Fall an sich zu ziehen. Man habe das Geschehen aber im Blick und stehe in engem Kontakt mit den hessischen Strafverfolgungsbehörden, sagte ein Sprecher der Karlsruher Behörde auf Anfrage.

    Limburg: Festgenommener Syrer hatte wohl keinen Kontakt zu Extremisten

    Nach Informationen derDeutschen Presse-Agentur ist der 32-Jährige, der seit 2015 in Deutschland lebt und seit 2016 einen subsidiären, also eingeschränkten Schutzstatus hat, bisher mit Drogendelikten und Gewaltkriminalität aufgefallen. Es lägen noch keine gesicherten Erkenntnisse dazu vor, ob der Mann vor der kurzen Lkw-Fahrt in Limburg Drogen oder Alkohol konsumiert hatte, sagte Alexander Badle von der Frankfurter Generalstaatsanwaltschaft.

    Der 32-Jährige war am späten Montagnachmittag in der hessischen Kleinstadt mit einem gekaperten Lastwagen auf acht Autos aufgefahren und hatte sie ineinander geschoben. Dabei wurden neben dem Täter acht Menschen leicht verletzt.

    Der Lkw-Vorfall von Limburg ruft Erinnerungen an den großen Terroranschlag in Berlin vor knapp drei Jahren wach - aber auch an den Amoklauf von Münster. In Berlin war der Tunesier Anis Amri am 19. Dezember 2016 mit einem gekaperten Lastwagen auf den Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche gerast, zwölf Menschen wurden damals getötet. Im Sommer 2016 starben in Nizza 86 Menschen bei einer Lkw-Attacke auf der Uferpromenade. Keinen Terror-Hintergrund hatte eine Gewalttat in Münster: Dort hatte im April 2018 ein Amokfahrer in der Innenstadt vier Menschen getötet, mehr als 20 teilweise lebensgefährlich verletzt und sich anschließend selbst erschossen. Der Mann galt als psychisch labil.

    Polizei schließt einen Anschlag in Limburg nicht aus

    Die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt teilte mit, es werde zu Limburg in alle Richtungen ermittelt. Derzeit könnten insbesondere zum Tatmotiv noch keine Angaben gemacht werden. Es werde unter anderem wegen des Verdachts eines versuchten Tötungsdelikts ermittelt. Der Tatverdächtige sollte noch am Dienstag einem Ermittlungsrichter vorgeführt werden. 

    Nach dpa-Informationen besaß er eine Aufenthaltserlaubnis, die allerdings am 1. Oktober abgelaufen war. Ob er sich bei der zuständigen Behörde bereits um eine Verlängerung gekümmert hatte, war zunächst nicht bekannt. Angaben soll der 1987 geborene Syrer noch keine gemacht haben.

    Für ein terroristisches Motiv gebe es bislang noch keine Hinweise, es könne aber auch nicht ausgeschlossen werden, hieß es in Sicherheitskreisen. Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) sagte am Vormittag in Luxemburg auf die Frage nach möglichen Hinweisen auf einen Terroranschlag: "Da wird ermittelt, und ich kann Ihnen zur Stunde noch nicht sagen, wie diese Tat zu qualifizieren ist."

    In der Nacht zum Dienstag durchsuchte die Polizei eine Wohnung im südhessischen Langen, rund 80 Kilometer von Limburg entfernt. Die Durchsuchung, an der ein Spezialeinsatzkommando (SEK) beteiligt war, habe im Zusammenhang mit den Geschehnissen in Limburg gestanden. Eine weitere Wohnung wurde laut Generalstaatsanwaltschaft im Kreis Limburg-Weilburg durchsucht. Es seien unter anderem Mobiltelefone und USB-Sticks sichergestellt worden.

    Die dpa meldet, dass der Mann bereits Ende August im nordrhein-westfälischen Moers bei der Polizei auffällig geworden war. Er hat demnach am 31. August auf der Moerser Kirmes eine 16-Jährige belästigt, danach kam es zu einem Gerangel mit der Mutter des Mädchens. Er bekam deshalb eine Anzeige wegen Körperverletzung. Zunächst hatte bild.de über die Ermittlungen berichtet. Warum sich der Mann in Moers aufhielt, blieb zunächst unklar. Er lebte in einer Wohnung im südhessischen Langen - rund 80 Kilometer von Limburg entfernt.

    Limburg: Eigentlicher Fahrer wurde aus seinem Lastwagen gezerrt

    Der Täter hatte den eigentlichen Fahrers des Lastwagens am Montag laut Generalstaatsanwaltschaft gewaltsam aus der Fahrerkabine gezogen. Dann fuhr er mit dem Laster wenige Meter, bis er nahe einer Kreuzung ungebremst auf vor ihm stehende Fahrzeuge auffuhr. Sieben Pkw und ein Kleintransporter wurden zusammengeschoben. Beamte der Bundespolizei, die zufällig in ihrer Freizeit in der Nähe waren, nahmen den Syrer fest und übergaben ihn der Polizei.  

    Die "Frankfurter Neue Presse" hatte den eigentlichen Fahrer des Lasters am Montagabend zitiert: "Mich hat ein Mann aus meinem Lkw gezerrt." Als er vor einer roten Ampel wartete, habe der Unbekannte die Fahrertür des Lasters aufgerissen und ihn mit weit geöffneten Augen angestarrt, so der Fahrer. "Was willst Du von mir?", habe er den Mann gefragt. "Aber er hat kein Wort geredet. Ich habe ihn noch mal gefragt. Dann hat er mich aus dem Lkw gezerrt", heißt es weiter. 

    Der Zeitung zufolge soll der Tatverdächtige, der bei der Kollision am Steuer saß, von Passanten erstversorgt worden sein. Dabei soll er laut den Passanten mehrmals "Allah" gesagt haben, wie ein Reporter berichtete. 

    Das Logistikunternehmen Pfenning mit Sitz in Heddesheim im baden-württembergischen Rhein-Neckar-Kreis, dem der Lkw gehört, teilte auf seiner Homepage mit, der Laster sei auf einer Auslieferungstour gewesen. "Unserem Fahrer geht es den Umständen entsprechend", hieß es weiter in der Mitteilung. "Unsere Gedanken gelten ihm sowie den Geschädigten." (dpa)

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