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Limburger Bischof: Tag der Entscheidung in Rom für Tebartz-van Elst?

Limburger Bischof

Tag der Entscheidung in Rom für Tebartz-van Elst?

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    Schon vor einigenTagen war der Limburger Bischof Tebartz-van Elst nach Rom gereist. Auf ein Audienz beim Papst wartet er derzeit immer noch.
    Schon vor einigenTagen war der Limburger Bischof Tebartz-van Elst nach Rom gereist. Auf ein Audienz beim Papst wartet er derzeit immer noch. Foto: Thomas Kwon

    Wird heute über die Zukunft des umstrittenen Limburger Bischofs Franz-Peter Tebartz-van Elst entschieden. Mit Spannung wird zumindest das Treffen zwischen dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, und dem Papst erwartet.

    Tebartz-van-Elst wartet bislang vergeblich auf Papst-Gespräch

    Papst Franzikus empfängte heute Zollitsch. Ein Privileg für den Erzbischof, auf das Tebartz-van-Elst seit Tagen vergeblich wartet. Der sogenannte "Protz-Bischof" war bereits vor Tagen nach Rom gereist, um mit dem Papst über seine Angelegenheit zu sprechen.

    Heute ist aber Erzbischof Zollitsch dran. Bei dem schon länger geplanten Gespräch soll es auch um die Vorwürfe gegen den Limburger Bischof gehen, der wegen der hohen Kosten für seine Residenz und eines drohenden Strafbefehls wegen Falschaussage massiv in der Kritik steht.

    Zollitsch will Affäre mit Papst erörtern

    Robert Zollitsch hat angekündigt, dass er die Affäre mit dem Pontifex erörtern will. Der Erzbischof hatte sich zuletzt mehrfach deutlich von seinem Limburger Glaubensbruder distanziert. Wann die Audienz beginnt und ob der Papst sofort eine Entscheidung in dem Fall trifft, ist unklar. Neben Zollitsch hält sich seit Sonntag auch Tebartz-van Elst in Rom auf. Er wartet seitdem auf eine Audienz beim Papst - bislang vergeblich. Zahlreiche Politiker, Verbände und Kirchenorganisationen haben ihn zum Amtsverzicht aufgefordert.

    Situation im Bistum Limburg "schwierig und bedrückend"

    Der Fall Tebartz-van Elst

    Der Fall des Limburger Bischofs Franz-Peter Tebartz-van Elst - eine Chronologie:

    19. August 2012: Tebartz-van Elst sei erster Klasse nach Indien geflogen, um dort soziale Projekte zu besuchen, berichtet das Magazin «Der Spiegel». Das Bistum weist die Vorwürfe zurück.

    29. Mai 2013: Die Hamburger Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den Bischof wegen möglicher Falschaussage über seinen Flug nach Indien.

    28. Juni: Die umstrittene neue Bischofsresidenz hat nach Angaben des Limburger Bistums knapp 10 Millionen Euro gekostet - rund viermal so viel wie ursprünglich geplant. Der Bischof betont, dass der Bau schon 2007 vor seinem Antritt beschlossen worden sei.

    9. Juli: Das Bistum korrigiert die Gesamtkosten für die neue Residenz nach oben. Sie lägen deutlich über 10 Millionen Euro.

    25. August: Im Bistum beginnt mit einem Offenen Brief eine Unterschriftensammlung gegen die Amtsführung des Bischofs. Gefordert wird eine umfassende Aufklärung über die Kosten der Residenz.

    29. August: Das streng konservative «Forum Deutscher Katholiken» ruft zur Solidarität mit dem Oberhirten auf.

    1. September: Tebartz-van Elst bittet alle Gläubigen seines Bistums in einem Brief um Vertrauen und räumt Fehler ein.

    6. September: Gläubige überreichen dem Bischof ihren Offenen Protestbrief mit rund 4400 Unterschriften.

    9. September: Der päpstliche Gesandte Giovanni Kardinal Lajolo besucht Limburg. Der Bischof sichert wenige Tage später zu, alle Kosten für die Baumaßnahmen Prüfern zugänglich zu machen.

    23. September: Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, kritisiert Tebartz-van Elst wegen der Finanzaffäre. Eine Kommission werde untersuchen, warum die Kosten für das neue Domizil explodierten.

    7./8. Oktober: Das Bistum beziffert die Kosten für den neuen Bischofssitz jetzt auf 31 Millionen Euro. Kritiker werfen dem Bischof Täuschung vor und fordern seinen Rücktritt.

    10. Oktober: Tebartz-van Elst verteidigt die Kostenexplosion. «Wer mich kennt, weiß, dass ich keinen pompösen Lebensstil brauche», sagt er der «Bild»-Zeitung. Die Hamburger Staatsanwaltschaft beantragt in Zusammenhang mit dem Flug nach Indien einen Strafbefehl.

    12. Oktober: Einem Medienbericht zufolge will der Bischof rasch nach Rom fliegen. Er wolle damit Erzbischof Robert Zollitsch zuvorkommen, der am Donnerstag mit Papst Franziskus über die Limburger Situation rede.

    13. Oktober: Der Druck auf Tebartz-van Elst wächst weiter: «Welt am Sonntag» und «Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung» berichten über bis zu 40 Millionen Euro Gesamt-Finanzbedarf für die Limburger Residenz und Versuche, die Kostenexplosion zu verschleiern. Der Bischof reist am Vormittag nach Rom - zu Gesprächen mit dem Papst.

    23. Oktober: Papst Franziskus verordnet dem Bischof eine mehrmonatige Auszeit, belässt ihn aber im Amt.

    26. März 2014: Franz-Peter Tebartz-van Elst kehrt nicht in sein Bistum zurück. Nach einer monatelangen Hängepartie nahm Papst Franziskus das Rücktrittsgesuch des seit Oktober suspendierten Bischofs an.

    Zollitsch hat die Situation im Bistum Limburg als schwierig und bedrückend bezeichnet. "Ich bin sicher, dass sich der Bischof gründlich mit der notwendigen Selbstkritik auseinandersetzen wird", sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz vor einigen Tagen und rief seine Glaubensbrüder zur Bescheidenheit auf. Über eine Amtsenthebung des Limburger Bischofs kann letztlich nur Franziskus entscheiden. Er könnte Tebartz-van Elst zudem den Amtsverzicht nahelegen.

    Baukosten von mindestens 31 Millionen Euro

    Dem Limburger Bischof wird Verschwendung beim Bau seiner neuen Residenz vorgeworfen. Inzwischen ist klar, dass sich die Baukosten auf mindestens 31 Millionen Euro belaufen. Ursprünglich waren 2,5 Millionen Euro genannt worden. Zudem hat die Hamburger Staatsanwaltschaft einen Strafbefehl gegen Tebartz-van Elst wegen falscher Erklärungen an Eides statt beantragt. Dabei geht es um Aussagen des Geistlichen wegen eines Erste-Klasse-Flugs nach Indien.

    Auch die Limburger Staatsanwaltschaft will in den kommenden Tagen entscheiden, ob sie ein Ermittlungsverfahren gegen den Bischof eröffnet. Ihr liegen wegen der hohen Baukosten für die Residenz mehrere Anzeigen wegen Untreue vor.

    In den vergangenen Tagen hatten zahlreiche Bistümer auf die öffentliche Kritik am Finanzgebaren von Bischof und Kirche reagiert und ihre Finanzen offengelegt. Bisher hatten die meisten Diözesen über die bischöflichen Vermögen, die nicht Teil des regulären Haushalts sind, im Einklang mit dem geltenden Staatskirchenrecht nicht öffentlich Rechenschaft abgelegt. Kritiker sprechen deshalb von Schattenhaushalten. dpa/AZ

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