Eine französische Lehrerin, die für den Serienattentäter Mohammed Merah am Morgen eine Schweigeminute abgehalten hatte, ist vom Dienst beurlaubt worden. Die Rektorin der Schule im nordfranzösischen Rouen sagte, die Frau sei suspendiert und dürfe das Gelände nicht mehr betreten. Nach Angaben der Lehrergewerkschaft handelt es sich nicht um eine Extremistin.
Schweigeminute für Serienkiller Merah
"Die Lehrerin erschien mir ziemlich durcheinander und labil", sagte die Rektorin der Gustave Flaubert-Oberschule, Florence Robine, am Freitagabend. Sie scheine erst langsam zu begreifen, was sie getan habe. Ein Disziplinarverfahren gegen die Englischlehrerin, die seit sieben Jahren an der Schule unterrichtete, laufe.
Lehrerin suspendiert in Frankreich
Bildungsminister Luc Chatel hatte die Suspendierung der Frau gefordert. "Es handelt sich um ein absolut unerhörtes Verhalten", sagte Chatel im Fernsehsender BFMTV. Zu einer möglichen politischen Motivation wollte er sich nicht äußern.
Frau soll keine Extremistin sein
Der Vorsitzende der Lehrergewerkschaft SGEN-CFDT, Pascal Bossuyt, versicherte, dass es sich bei der Frau nicht um eine Extremistin handele. Die Frau habe Gesundheitsprobleme und sei in psychologischer Behandlung. Die etwa Fünfzigjährige hatte eine Abiturklasse am Morgen aufgefordert, eine Schweigeminute für Mohammed Merah einzulegen. 16 von 20 Jugendlichen verließen daraufhin das Klassenzimmer und wandten sich an die Schulleitung.
"Mohammed Merah ist ein Opfer"
Die Lehrerin habe "klar gesagt, dass Mohammed Merah ein Opfer ist" und dass die Verbindung zu dem islamistischen Terrornetzwerk Al-Kaida eine Erfindung der Medien und von Staatspräsident Nicolas Sarkozy sei, schrieben die Schülervertreter in einem Brief.
Merah tötete im Großraum Toulouse sieben Menschen
Merah hatte in den vergangenen Tagen im Großraum Toulouse sieben Menschen getötet, darunter drei jüdische Kinder. Er war am Donnerstag bei einem Polizeieinsatz erschossen worden. In allen französischen Schulen war am Dienstag im Gedenken an die Opfer des Serienattentäters eine Schweigeminute abgehalten worden. afp/AZ