Eine 65 Jahre alte Lehrerin aus Berlin bekommt Vierlinge. RTL berichtet heute Montagabend über die spätgebärende Annegret R. in der Sendung "Extra" mit Birgit Schrowange (22.15 - 23.30 Uhr)
Die 65-jährige Schwangere hat bereits 13 Kinder und sieben Enkel, berichtete RTL vorab. Falls die Schwangerschaft gut verläuft, sollen die Vierlinge im Sommer zur Welt kommen. Bislang gebe es keine größeren Komplikationen.
Vierlinge mit 65: Annegret R. ließ sich künstlich befruchten
Die alleinerziehende Russisch- und Englischlehrerin Annegret R. hatte sich im Ausland künstlich befruchten lassen. Sie bekam sowohl eine Samen- als auch eine Eizellspende. Ihr 13. Kind war 2005 geboren worden. Schon damals trat sie mit ihrer Familie in Fernsehshows auf.
Die Schwangerschaft der 65 Jahre alten Lehrerin aus Berlin wirft medizinische und ethische Fragen auf. Zwei Experten erklären, wie eine Frau in diesem Alter noch Mutter werden kann - und welche Risiken ihr und den Kindern drohen.
Ist eine Schwangerschaft im Alter über 60 medizinisch vertretbar?
"Bei jeder Schwangerschaft, bei der die Frau älter als 45 ist, müssen wir schon von einer Risikoschwangerschaft reden", sagt Stepan. "Über 60 ist natürlich extrem." Aus medizinischer Sicht sei diese Situation, "die absolute Katastrophe". "Der 65-jährige Körper ist definitiv nicht darauf ausgerichtet, eine Schwangerschaft auszutragen, nicht von einem Kind und schon gar nicht von Vierlingen", betont der Mediziner. "Man kann die Risiken dieser Schwangerschaft nicht mehr seriös abschätzen."
Wie kann eine Frau mit 65 Jahren überhaupt noch schwanger werden?
Nach der Menopause bedürfe es dazu der Eizellspende einer jüngeren Frau, erläutert Prof. Jan-Steffen Krüssel vom Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Reproduktionsmedizin. Diese ist jedoch in Deutschland durch das Embryonenschutzgesetz verboten. In anderen Ländern ist das Vorgehen dagegen nach Angaben des Düsseldorfer Mediziners eine Standardtherapie, die entweder legal vorgenommen wird, wie in Spanien, oder aber nicht klar geregelt ist, etwa in Tschechien.
Was passiert dabei?
Die Eizelle der Spenderin wird mit dem Sperma eines Spenders im Reagenzglas befruchtet und dann der Frau implantiert. Oft bekommen Frauen mehr als einen Embryo eingepflanzt. Dadurch steigt die Wahrscheinlichkeit einer Mehrlingsschwangerschaft. Wie viele Embryonen der Berlinerin implantiert wurden, ist unklar, vermutlich aber mindestens zwei. Die Wahrscheinlichkeit für eine anschließende Schwangerschaft hängt laut Krüsell vor allem vom Alter der Eizellspenderin ab, das Risiko für Probleme während der Schwangerschaft dagegen eher vom Alter der Empfängerin.
Wie oft gibt es Schwangerschaften bei älteren Frauen?
"Ich kenne Vierlingsschwangerschaften, ich kenne auch Schwangerschaften von sehr reifen Frauen, aber diese Kombination ist für mich absolut neu", sagt Prof. Holger Stepan, Leiter der Geburtsmedizin am Universitätsklinikum Leipzig. Aufsehen erregten im Jahr 2008 Berichte über eine 70-jährige Inderin, die nach künstlicher Befruchtung eine Tochter zur Welt brachte. Vor drei Jahren gebar eine 66 Jahre alte Pfarrerin in der Schweiz Zwillinge.
Wie häufig kommt es zur Geburt von Vierlingen?
Laut deutschem IVF-Register gab es von 2000 bis 2012 in Deutschland 18 Vierlingsgeburten nach künstlicher Befruchtung. Bei nur einer davon war die Mutter über 40 Jahre alt.
Was kann der Mutter passieren?
In diesem Alter ist das Risiko für Bluthochdruck, eine Schwangerschaftsvergiftung oder Diabetes extrem hoch, wie Stepan sagt. "Die Frau kann in einen lebensbedrohlichen Zustand kommen."
Welche Gefahren drohen den Kindern?
Die Vierlinge werden laut Stepan, sofern sie die Schwangerschaft überhaupt überleben, mit Sicherheit zu früh zur Welt kommen. "Keine Vierlingsschwangerschaft hat je den Termin erreicht. Die Frage ist nur: wie früh?" Risiken für die Kinder seien etwa Hirnblutungen, Infektionen oder Lungenschäden.
Warum nimmt ein Zentrum überhaupt bei einer Frau in diesem Alter solche Eingriffe vor?
"Ein Kinderwunschzentrum, das so etwas macht, ist nicht auf medizinische Gesundheit ausgerichtet", sagt Stepan. "Hier geht es wahrscheinlich nur um die Schlagzeile, das ist unseriöser Extremsport. Man kann das nur verurteilen." dpa/AZ