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Late-Night-Show: Jan Böhmermann lässt sich in Late-Night-Show zensieren

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Jan Böhmermann lässt sich in Late-Night-Show zensieren

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    Der ZDF-Moderator Jan Böhmermann tritt im US-Fernsehen auf. Eigentlich war der Besuch in einer amerikanischen Late-Night-Show schon 2016 geplant.
    Der ZDF-Moderator Jan Böhmermann tritt im US-Fernsehen auf. Eigentlich war der Besuch in einer amerikanischen Late-Night-Show schon 2016 geplant. Foto: Rolf Vennenbernd/dpa

    Vielleicht hat Jan Böhmermann seinen Twitter-Account für seinen Auftritt im US-Fernsehen vorbereitet. Der Moderator hat zumindest mehrere Tweets auf Englisch veröffentlicht. Seine Profilbiografie ist schon seit einiger Zeit in englischer Sprache verfasst: "From the motherland of fun" ("Aus dem Mutterland des Spaßes") heißt es dort.

    Vielleicht keine schlechte Idee. Denn seit der Nacht von Montag auf Dienstag könnte eine ganze Menge englischsprachiger Nutzer auf Böhmermanns Profil klicken. Am Abend des 24. Aprils - besser gesagt am 25. April, um 0.35 (nach der Zeit an der amerikanischen Ostküste), trat Böhmermann im US-Fernsehen auf. In Deutschland war es da bereits früher Morgen (6.35 Uhr).

    Böhmermann wird bei seinem Auftritt in der Late-Night-Show zensiert

    Der Neo-Magazin-Royale-Moderator war in der Sendung "Late Night with Seth Meyers" zu Gast, die auf dem Sender NBC ausgestrahlt wurde, sprach der deutsche Satiriker und Moderator mit Gastgeber Seth Meyers über deutschen Humor und US-Präsident Donald Trump. Außerdem erfüllte er sich bei seinem etwa sechsminütigen Auftritt nach eigenen Angaben einen "Kindheitstraum" und ließ sich im US-Fernsehen zensieren. Als er mehrfach das Wort "Fuck" sagte, überblendete die Regie den Ausdruck aus der aufgezeichneten Sendung mit einem Piep-Ton.

    Den größten Lacher erntete der deutsche Gast, der im Anzug und ohne Krawatte auf dem Gästesofa Platz nahm, mit einem Witz über den US-Präsidenten. Auf die Frage, wie in Deutschland das erste Treffen zwischen Donald Trump und Angela Merkel bewertet worden sei, bei der Trump der Bundeskanzlerin den Handschlag verwehrte, sagte Böhmermann: "Die Medien haben sich vorher gefragt: 'Oh Gott. Wird er sie an die Pussy fassen?' Am Ende waren wir überrascht, dass er nicht mal ihre Hand angefasst hat."

    Er spielte damit auf vulgäre Äußerungen des US-Präsidenten aus dem Jahr 2005 an ("Grab Her by the Pussy"), die aufgezeichnet worden waren und für die er im Wahlkampf im vergangenen Jahr viel Kritik bekommen hatte.

    Eigentlich wollte Böhmermann schon 2016 in die Late-Night-Show kommen

    Eigentlich war Böhmermanns Ausflug ins amerikanische Fernsehen schon 2016 geplant. In seinem Podcast, den der Moderator zusammen mit Musiker Olli Schulz veröffentlicht, erzählte er schon damals, dass er in eine amerikanische Late-Night-Show eingeladen wurde. Er erklärte, dass er mit einem Tandem-Partner fleißig Englisch lerne, um vor der Kamera auch in den USA spontan reagieren zu können. Nur, in welche Show es gehen sollte, das verriet er nicht.

    Gänzlich unbekannt ist der Moderator in den USA ohnehin nicht mehr: Im Dezember 2015 hatte die New York Times ein großes Porträt veröffentlicht, für das sich die Times-Autorin mit Böhmermann über Humor in Deutschland unterhalten hatte. (Den englischen Text der New York Times können Sie hier lesen). Auch als er jetzt für den Fersehauftritt in die USA reiste, gab er der Times ein neues Interview, dieses mal auf Video. Das hat die New York Times auf ihrer Facebookseite veröffentlicht.

    Doch im Frühjahr 2016, kurz vor seinem geplanten Besuch in den USA, kam die Affäre rund um das Erdoğan-Schmähgedicht. Böhmermann tauchte kurzzeitig ab. Er sagte seine Teilnahme an der Verleihung des Grimme-Preises ab, setzte seinen Podcast aus und kündigte eine vierwöchige Fernsehpause an. Offenbar fiel der auch sein Gastspiel im amerikanischen Fernsehen zum Opfer.

    Jetzt, ein Jahr später, hat er den verpassten Auftritt nachgeholt.

    Die Böhmermann-Affäre im Überblick

    Jan Böhmermanns Gedicht über den türkischen Präsidenten hat hohe Wellen geschlagen. Was bisher geschah:

    31. März: Der Satiriker benutzt in seiner ZDF-Sendung "Neo Magazin Royale" im Gedicht «Schmähkritik» über den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan Formulierungen, die unter die Gürtellinie zielen. Er will damit nach eigenen Angaben den Unterschied zwischen erlaubter und verbotener Satire zeigen.

    1. April: Das ZDF gibt bekannt, dass der Beitrag aus der Mediathek gelöscht und nicht wie vorgesehen wiederholt wird.

    3. April: Kanzlerin Angela Merkel (CDU) kritisiert das Gedicht in einem Telefonat mit dem türkischen Ministerpräsidenten Ahmet Davutoglu als "bewusst verletzend".

    10. April: Es wird bekannt, dass die Türkei in einer Verbalnote an das Auswärtige Amt rechtliche Schritte gegen Böhmermann verlangt.

    15. April: Die Bundesregierung gibt den Weg für ein Strafverfahren gegen Böhmermann wegen Beleidigung des türkischen Staatschefs nach Paragraf 103 Strafgesetzbuch frei.

    16. April: Böhmermann kündigt "eine kleine Fernsehpause" an.

    22. April: Merkel bezeichnet ihre Äußerung, Böhmermanns Gedicht sei "bewusst verletzend", als Fehler. Dadurch sei der Eindruck entstanden, dass ihre persönliche Bewertung etwas zähle.

    3. Mai: Böhmermann kritisiert in der Wochenzeitung Zeit Angela Merkel: "Die Bundeskanzlerin darf nicht wackeln, wenn es um die Meinungsfreiheit geht." Erdogan nennt darin er einen "nervenkranken Despoten".

    12. Mai: Der Moderator kehrt mit seiner Sendung "Neo Magazin Royale" zurück.

    17. Mai: Das Landgericht Hamburg erlässt auf Antrag Erdogans eine einstweilige Verfügung gegen Böhmermann. Der Moderator darf seine "Schmähkritik" zu großen Teilen nicht öffentlich wiederholen. Böhmermann will die einstweilige Verfügung nicht akzeptieren.

    27. Mai: Ein Satz aus "Neo Magazin 4Royale" löst Spekulationen über Böhmermanns Zukunft beim ZDF aus. Zu seinem Gast Steven Gätjen sagt er: "Du hast gerade den Sprung geschafft vom Privatfernsehen zum öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Ich hab' ja demnächst vor, das andersrum zu machen." Doch schiebt er nach: "Nein, ist ein Spaß."

    2. Juli: Erdogan will das Gedicht komplett verbieten lassen. Erdogans Anwalt reicht daher eine Privatklage beim Hamburger Landgericht ein. Die Verhandlung ist für den 2. November dieses Jahres vorgesehen.

    30. Juli: Erdogan kündigt an, seine Strafanzeigen wegen Beleidigung des Staatspräsidenten zurückzuziehen. Später wird allerdings klargestellt, dass dies für die Klagen in Deutschland nicht gilt.

    4. Oktober: Die Staatsanwaltschaft Mainz gibt die Einstellung der Ermittlungen gegen Böhmermann bekannt. Es seien "strafbare Handlungen nicht mit der erforderlichen Sicherheit nachzuweisen".

    10. Oktober: Wie die Staatsanwaltschaft in Mainz offiziell erklärt, hat der Anwalt Erdogans Beschwerde gegen die Einstellung der Ermittlungen gegen Böhmermann eingelegt. Diese wird in Koblenz geprüft.

    Böhmermanns Auftritt in der Late-Night-Show im Internet ansehen

    Die Sendung gibt es bereits seit 1982. Seit 2014 ist Seth Meyers der vierte Moderator an diesem Sendeplatz, zuvor wurde die Show von den amerikanischen Late-Night-Veteranen David Letterman, Conan O'Brien und Jimmy Fallon präsentiert. In den USA sehen "Late Night with Seth Meyers im Schnitt 1,5 Millionen Menschen.

    Wer auf der Internetseite der NBC versucht, eine ganze Episode von "Late Night with Seth Meyers" anzusehen, wird enttäuscht. "Sorry, this Video is not available from your location", heißt es dann. Aber: Auf dem Youtube-Kanal der Show werden nach der Ausstrahlung Clips aus der Sendung hochgeladen. Auch die Interviews mit den Gästen sind dort zu sehen.

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