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Las Vegas: Massaker von Las Vegas: Paddocks teuflischer Plan

Las Vegas

Massaker von Las Vegas: Paddocks teuflischer Plan

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    US-Präsident Donald Trump 2.v.l und First Lady Melania Trump besuchten das University Medical Center in Las Vegas , um Opfer und Rettungskräfte nach dem Massaker zu treffen.
    US-Präsident Donald Trump 2.v.l und First Lady Melania Trump besuchten das University Medical Center in Las Vegas , um Opfer und Rettungskräfte nach dem Massaker zu treffen. Foto: Evan Vucci, dpa

    Auf dem gemusterten Teppich liegt ein Mann auf dem Rücken, der Bildausschnitt zeigt seine Beine in einer dunklen Hose und seine linke Hand, die in einem Handschuh steckt. Um ihn herum sind Schnellfeuergewehre und Patronenhülsen verstreut, in einer Ecke ist ein Hammer zu erkennen: Ein US-Fernsehsender hat die ersten Bilder von jenem Ort veröffentlicht, von dem aus der 64-jährige Stephen Paddock am Sonntagabend das schlimmste Massaker der neueren amerikanischen Geschichte verübte. Die Polizei findet unterdessen immer mehr Hinweise auf die präzise Planung des Massakers von Las Vegas – hat aber nach wie vor keine Anhaltspunkte für ein Motiv.

    Eines der Fotos, die dem Sender Boston25 zugespielt wurden, zeigt den Eingang zu Paddocks Suite 32135 im Hotel Mandalay Bay in Las Vegas. Die Tür steht offen, gelbes Absperrband der Polizei ist kreuz und quer über die Öffnung gespannt. Durch diese Tür drang ein Spezialeinsatzkommando in die Suite, nachdem Paddock aus dem 32. Stockwerk elf Minuten lang auf die Besucher eines Countrymusik-Festivals auf der anderen Straßenseite geschossen und dabei 58 Menschen getötet und mehr als 500 weitere verletzt hatte.

    Paddock wusste, dass die Beamten vor der Tür waren: Er hatte Überwachungskameras am Türspion und im Gang vor seiner Suite installiert. In dem Moment, in dem die Polizisten die Tür aufsprengten, schoss er sich in den Mund und wurde zum 59. Todesopfer dieses blutigen Abends.

    Las Vegas: Paddock hat das Massaker gewissenhaft geplant

    Die Kameras sind nur ein Teil eines teuflischen Plans, der von den Ermittlern Stück für Stück rekonstruiert wird. Nachdem er die Suite am Donnerstag bezogen hatte, hängte Paddock das „Bitte nicht stören“-Zeichen an die Tür, damit ihn niemand beim Aufbau des Mordwerkzeugs überraschen konnte; einige Gewehre waren mit Stativen und Zielfernrohren versehen. In insgesamt zehn Koffern schleppte Paddock über die Tage insgesamt 23 Schusswaffen und mehrere tausend Schuss Munition in das Hotelzimmer. Mit dem Hammer schlug er am Sonntagabend Löcher in zwei Fenster, damit er von verschiedenen Winkeln aus schießen konnte.

    Zwölf seiner Waffen hatte Paddock mit Spezial-Gewehrkolben versehen, die es ihm ermöglichten, aus einer halb automatischen Schusswaffe lange Feuerstöße wie aus einem Maschinengewehr abzugeben. Diese Rückstoßkolben, genannt „bump stock“, sind in den USA legal; die billigsten Modelle kosten 99 Dollar, wie die New York Times meldete. Mit einem „bump stock“ kann ein Waffenbesitzer die strengen Vorschriften für den Kauf von vollautomatischen Waffen umgehen. In Washington fordern die oppositionellen Demokraten ein Verbot dieser Vorrichtungen, doch die Chancen stehen angesichts des Einflusses der Waffenlobby nicht besonders gut.

    Kameras, „bump stock“, das Waffenarsenal, der Hammer und die genau ausgesuchte Suite zeigen, dass Paddock das Massaker gewissenhaft geplant hatte. Medien berichten unter Berufung auf Ermittler, möglicherweise habe Paddock zunächst ein anderes Ziel für die Gewalttat ausgekundschaftet und sich erst dann für den Anschlag auf das Musikfestival entschieden. Um welches andere potenzielle Ziel es dabei ging, blieb zunächst unklar.

    Seine Freundin schickte Paddock auf eine Reise

    Paddock schickte seine Freundin Marilou Danley vor der Gewalttat auf eine Reise in ihre philippinische Heimat, sagt Paddocks Bruder Eric: Stephen Paddock wollte seine um zwei Jahre jüngere Lebensgefährtin offenbar aus dem Verbrechen heraushalten. In den vergangenen Wochen habe der wohlhabende Pensionär und Glücksspieler 100.000 Dollar auf ein Konto auf den Philippinen überwiesen. Eine Schwester Danleys sagte dem aus-tralischen Fernsehsender 7News Sydney, Paddock habe Marilou mit einem Flugticket überrascht. Sie habe nichts von den Anschlagsplänen gewusst. Danley ist inzwischen in die USA zurückgekehrt und wird von der Polizei vernommen.

    Obwohl immer mehr Einzelheiten über den Ablauf des Massenmords bekannt werden, bleibt die Frage nach dem Warum vorerst unbeantwortet. Paddock hinterließ offenbar keinen Abschiedsbrief oder andere Hinweise. Das lässt die Spekulationen ins Kraut schießen. Präsident Donald Trump sprach vor einem Besuch in Las Vegas am Mittwoch von neuen Erkenntnissen über die Tat, die derzeit aber noch nicht öffentlich diskutiert werden sollten. In seinen ersten Reaktionen auf die Tat hatte Trump den Todesschützen Paddock ein „sehr, sehr krankes Individuum“ genannt.

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