Ein Auto wartet am Sonntagabend an einer Ampel im beschaulichen Sarstedt in Niedersachsen. Plötzlich gehen zwei Männer zu dem Auto und schießen auf den 35-jährigen Insassen. Die Polizei geht von einem Mordanschlag aus. Die Hintergründe der Tat waren zunächst völlig offen.
Zeugen der tödlichen Schüsse in Sarstedt hatten am Neujahrstag gegen 23.15 Uhr die Polizei alarmiert. Ihren Schilderungen nach musste der 35-Jährige "verkehrsbedingt" an der Ampel halten. Daraufhin seien die beiden Täter neben sein Auto getreten und hätten ihn durch Schüsse tödlich verletzt. Anschließend flüchteten sie laut Polizei unerkannt.
Keine dringenden Tatverdächtigen
Die Ermittler richteten eine Mordkommission ein. Es gebe im Laufe der Ermittlungen "eine Vielzahl von Überprüfungen", aber noch "keine dringend Tatverdächtigen", sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Hildesheim. Es sei daher bislang auch niemand festgenommen worden.
Bei dem Opfer handelt es sich nach Angaben der Polizei um einen syrischen Staatangehörigen aus Hildesheim, der sich häufig in Sarstedt aufgehalten haben soll. Es gebe keine Hinweise auf ein fremdenfeindliches oder politisches Motiv, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft. So lägen bislang "keine konkreten Anhaltspunkte" für einen Zusammenhang mit den politischen Protesten in Syrien vor. Das Opfer habe sich nach jetzigem Kenntnisstand nicht entsprechend profiliert.
Mehr als 5.000 Tote bei Protesten in Syrien
Das syrische Regime unter Staatschef Baschar al-Assad ist seit Mitte März mit einer zum Teil bewaffneten Protestbewegung konfrontiert. Oppositionsgruppen wollen den autoritär regierenden Präsidenten stürzen. Bei der Unterdrückung der Revolte wurden nach UN-Schätzungen bereits mehr als 5.000 Menschen getötet.
An Weihnachten war in Berlin der syrischstämmige Grünen-Politiker Ferhad Ahma, der in der Oppositionsbewegung gegen al-Assad aktiv ist, in seiner Wohnung von Unbekannten attackiert worden. Die Grünen vermuten einen Angriff des syrischen Geheimdienstes, der Polizei zufolge sind die Hintergründe bisher jedoch unklar.
Der Sarstedter Mordfall habe nichts mit einer in Göttingen getöteten Studentin zu tun, sagte Seemann. Der 24 Jahre alte mutmaßliche Mörder der Studentin ist ebenfalls syrischer Staatsangehöriger. Nach dem 24-Jährigen werde weiterhin international gefahndet, sagte eine Sprecherin der Polizei Göttingen am Montag. dpa/afp/AZ