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Kurzkritik "Sonnenwende": Tatort "Sonnenwende": Schwarzwaldkrimi zeigt trügerisches Idyll

Kurzkritik "Sonnenwende"

Tatort "Sonnenwende": Schwarzwaldkrimi zeigt trügerisches Idyll

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    Franziska Tobler (Eva Löbau) und Friedemann Berg (Hans-Jochen Wagner) in einer Szene des Tatorts "Sonnenwende".
    Franziska Tobler (Eva Löbau) und Friedemann Berg (Hans-Jochen Wagner) in einer Szene des Tatorts "Sonnenwende". Foto: Benoît Linder, SWR

    Innerhalb der Tatort-Reihe hat die Abteilung Schwarzwald alle Chancen, eine eigene Gattung aufzumachen. Da ziehen Nebelschwaden durch den dunklen Tann, pflegen Sonderlinge ihre Lebensentwürfe und brennen Schnaps aus dem „Ziebärtle“, einer Primitivpflaume.

    Dass man die SWR-Produktion „Sonnenwende“ in Verbindung bringt mit „Goldbach“, dem ersten Schwarzwald-Krimi, hat mit Traditionen und fest verwurzelten Weltanschauungen zu tun – da führt ein kurzer Weg vom biologisch korrekten Bio-Bauern und Globalisierungsgegner hin zu Neonazis, dubiosen Heimatschützern und V-Männern. Rechts außen keine Idylle.

    Dass mit der Familie des Bauern Volkmar Böttger einiges nicht stimmt, registriert der Zuschauer schon nach wenigen Bildern. Im Gegensatz zum Hauptkommissar Friedemann Berg (Hans-Jochen Wagner), der sich von der Landschaft und den einfachen Menschen einfangen lässt.

    Kritik: Der neue Schwarzwald-Tatort hat etwas von einem Heimatfilm

    Als die verliebte Tochter Sonnhild im Schulunterricht eine Stelle aus dem Nibelungenlied vorträgt, bricht sie zusammen und stirbt an den Folgen eines Diabetes Typ 1. Wie zuvor schon ein Neonazi. Bei der Trauerfeier für Sonnhild allerdings gehen „Frieda“, wie Friedemann genannt wird, die Augen auf.

    Böttger sieht sich als „Wehrbauer“ in stetigem Kampf gegen die Umvolkung“, als „Schutzmacht für deutsches Blut und deutschen Boden“. O je. Wagner spielt seinen Ermittler Berg zwischen Pflicht und Liebe zur Heimat bravourös und überzeugend, während Kollegin Franziska „Franz“ Tobler (Eva Löbau) den Bauern-Clan als „Hardcore-Ökos“ abtut. Und der ihr Freund vorhält, sie wolle ja gar nicht schwanger werden (für einen „Running Gag“ aber reicht das nicht).

    Gäbe es da nicht die Frage, warum sich die Gerichtsmedizinerin hinter dem Begriff „Staatswohl“ und den dafür unter Umständen nötigen Opfern verschanzt, wäre aus dem Tatort ein Heimatfilm mit einem schreienden Großbauern geworden. Auf gute Schauspieler aber darf man sich, was üblich geworden ist, nicht immer rausreden. 

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