Mit spektakulärer Akrobatik ist das tschechische Pilsen (Plzen) ins Jahr als Kulturhauptstadt gestartet. Tausende Zuschauer hielten bei der Eröffnungsshow am Samstag den Atem an, als ein Seiltänzer über ihren Köpfen balancierte. Aufgabe des Artisten David Dimitri war es, den Turm der Kathedrale zu ersteigen und dort vier neue Glocken zu läuten. Wind sei die größte Gefahr, hatte er im Vorfeld gesagt.
Pilsen: "Symphonie der Glocken" für die Kulturhauptstadt 2015
Eigens für diesen Augenblick hatte der Komponist Marko Ivanovic die "Symphonie der Glocken" geschrieben, die auf dem Platz uraufgeführt wurde. Die Originalglocken der Kirche waren im Zweiten Weltkrieg eingeschmolzen worden. Tschechiens bisher größte Videoprojektion auf 5000 Quadratmetern beleuchtete zugleich die Fassaden. "Wir zeigen im Schnelldurchlauf die Geschichte der Stadt", sagte der künstlerische Leiter Petr Forman.
In der Kulturhauptstadt Pilsen wurde das Pils erfunden
Tagsüber hatten die Pilsener trotz wechselhaften Wetters mit bunten Straßenumzügen den Beginn des Festivaljahrs gefeiert. Kleinkünstler auf Stelzen und Tänzer amüsierten die Besucher. Zu den Hauptattraktionen zählte auch eine Bar aus Eis. Die Großbrauerei Pilsener Urquell öffnete ihre historischen Keller. Der Bayer Josef Groll hatte in der Stadt 1842 das erste Pils der Welt erfunden.
Motto: "Pilsen, öffne dich!"
Rund 500 Polizisten sorgten für die Sicherheit in der Stadt mit etwa 170.000 Einwohnern. Unter dem Motto "Pilsen, öffne dich!" sind das für ganze Jahr Ausstellungen, Konzerte, Zirkusvorstellungen und Workshops geplant. Bereits eröffnet ist das "Atelier von Jiri Trnka". Die interaktive Ausstellung zeigt das fantastische Werk des Trickfilmers, der manchmal als tschechischer Walt Disney bezeichnet wird.
Die zweite Kulturhauptstadt Europas, das belgische Mons, beginnt eine Woche später mit dem Festivaljahr. AZ/dpa