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Kritik zum Kino-Film: Bridge of Spies: Überzeugt der Agenten-Film mit Tom Hanks?

Kritik zum Kino-Film

Bridge of Spies: Überzeugt der Agenten-Film mit Tom Hanks?

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    Bridge of Spies: Einsatz in der Frontstadt des Kalten Kriegs: Anwalt James Donovan (Tom Hanks, links) auf dem Flugplatz Tempelhof in Berlin.
    Bridge of Spies: Einsatz in der Frontstadt des Kalten Kriegs: Anwalt James Donovan (Tom Hanks, links) auf dem Flugplatz Tempelhof in Berlin. Foto: Twentieth Century Fox

    Steven Spielberg ist ein Meister der Exposition. Seine Eröffnungssequenz zu „Saving Private Ryan“ ging in die Filmgeschichte ein – es gibt wohl kaum ein Stück Kino, das den Schrecken des Krieges eindringlicher ins Bild gefasst hat. Spielbergs neuer Film „Bridge of Spies“ fängt deutlich gelassener an, vielleicht weil es hier um einen ganz anderen, verdeckten, den Kalten Krieg geht.

    FBI-Agenten beschatten im New York des Jahres 1958 einen Mann, der ihnen im Gedränge der U-Bahn und im Meer der Hut und Anzug tragenden Männer zu entkommen droht. Die Kamera verfolgt das Geschehen in einem entspannten Beobachtungsmodus. Nur die Geräusche der Großstadt bilden den Soundtrack für diese Exposition, die in klassischer Eleganz erstrahlt, aber auch schon ein Bekenntnis ist. Denn der Verfolgte, mit dessen Gelassenheit sich die Kamera zu verbünden scheint, ist keineswegs die Hauptfigur oder gar der Held des Films, sondern ein sowjetischer Spion, an dessen Schuld kein Zweifel besteht.

    Bridge of Spies im Kino: Rechtsstaatlicher Schein soll gewahrt bleiben

    Als die Behörden Rudolf Abel (großartig: Mark Rylance) fassen und vor Gericht stellen, wird der Versicherungsanwalt James Donavan (Tom Hanks) als Pflichtverteidiger unter Vertrag genommen. Von Anfang an ist klar, dass der Angeklagte keine Chance hat und nur der rechtsstaatliche Schein gewahrt bleiben soll. Aber der couragierte Anwalt nimmt sein Mandat ernster, als es der Richter und die Öffentlichkeit von ihm erwarten. In zweiter Instanz gelingt es ihm, das Todesurteil in eine lebenslange Freiheitsstrafe umzuwandeln. Unter der Hand macht er dem Richter klar, dass Abel als Tauschware im Agentengeschäft von größerem Nutzen sei als auf dem elektrischen Stuhl.

    Drei Jahre später wird ein amerikanisches Spionageflugzeug abgeschossen und der Pilot in der UdSSR vor Gericht gestellt. Donavan soll in Berlin den Agentenaustausch aushandeln. Und so landet der amerikanische Jurist in der Frontstadt des Kalten Krieges, wo der Mörtel des antifaschistischen Schutzwalles noch nicht trocken ist. Dabei muss er sowohl mit der sowjetischen Seite als auch mit dem windigen DDR-Anwalt Wolfgang Vogel (Sebastian Koch) ins Geschäft kommen.

    Tom Hanks versucht Werte der US-Verfassung in "Bridge of Spies" zu verteidigen

    Über weite Strecken inszeniert Spielberg, der hier die historischen Ereignisse um den ersten Agentenaustausch auf der Glienicker Brücke im Jahre 1962 aufgreift, seinen „Bridge of Spies“ als klassischen Kalter-Kriegs-Thriller. Dabei bedient er sich durchaus konventioneller Kontrastmittel: Während das retroschicke New York der 50er-Jahre in goldenes Herbstlicht getaucht wird, herrscht in den grauen Ruinenlandschaften Ostberlins bitterkalter Winter. Wie der Drehbuchzufall es so will, sieht der amerikanische Rechtsanwalt aus dem Berliner S-Bahn-Zug heraus, wie eine Gruppe Flüchtender an der Mauer von Grenzern niedergeschossen wird. Das Motiv wird am Ende wieder aufgenommen, wenn Donavan aus einem New Yorker Nahverkehrszug blickt und ein paar Jugendliche frei und unbeschwert über die Hinterhofzäune turnen.

    Diesen wenig subtilen Mustern steht allerdings das aufrichtige Bemühen des Films gegenüber, einen durch historischen Abstand gereiften Blick auf den Kalten Krieg zu werfen. Dem machiavellistischen Machtkalkül der Regierungssysteme in Ost und West wird Tom Hanks als Held der Zivilgesellschaft entgegen gestellt, der weniger sein Vaterland als die vergilbten Werte der amerikanischen Verfassung zu verteidigen versucht. Wenn der Film hartnäckig darauf besteht, dass auch politischen Gegnern ein fairer Prozess zusteht, liegt der Abgleich mit der Gegenwart auf der Hand. Denn ein Mann wie Abel würde heute wohl im rechtsfreien Raum von Guantanamo oder einer Folterkammer im verbündeten Ausland spurlos verschwinden.

    Wertung: 3/5

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