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Kriminalität: Todesfahrer sollte in die Psychiatrie

Kriminalität

Todesfahrer sollte in die Psychiatrie

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    In diesem Haus soll ein 24-Jähriger am Dienstag seine Oma mit Stichen in den Hals getötet haben. Sie ist an diesem Tag 79 Jahre alt geworden. Auf der Flucht überfuhr er anschließend zwei Polizisten. Der Mann gestand die Taten bei der Polizei.
    In diesem Haus soll ein 24-Jähriger am Dienstag seine Oma mit Stichen in den Hals getötet haben. Sie ist an diesem Tag 79 Jahre alt geworden. Auf der Flucht überfuhr er anschließend zwei Polizisten. Der Mann gestand die Taten bei der Polizei. Foto: Patrick Pleul, dpa

    Auch am Tag nach dem tödlichen Angriff gegen zwei Brandenburger Polizisten sichert die Kriminalpolizei am Tatort weiter Spuren: Mehr als 30 Beamte suchen am Mittwoch mit Metalldetektoren und Spürhunden die Bundesstraße 168 und angrenzende Grundstücke am Ortseingang von Oegeln im Landkreis Oder-Spree ab. Dort hatte ein 24-Jähriger am Dienstag womöglich im Drogenrausch zwei Polizisten totgefahren, die ihn mit einem ausgelegten Nagelbrett stoppen wollten. Der Täter hat den Ermittlern die Gewalttat und ein weiteres grausiges Verbrechen schon gestanden.

    Denn zuvor hatte der Mann seine 79-jährige Großmutter im Streit um Geld mit Messerstichen in den Hals getötet und war mit ihrem Auto geflohen. An der Kontrollstelle, an der er gestellt werden sollte, überfuhr er dann die beiden Polizisten. Für Staatsanwältin Ricarda Böhme ist auch dies ein klarer Fall von Mord aus niederen Beweggründen. „Wer so schnell auf Polizisten zurast und sie umfährt, hat das

    Der junge Mann soll in einer geschlossenen Psychiatrie untergebracht werden. Im vergangenen Herbst hatte das Landgericht diese Maßnahme für den 24-Jährigen noch ausgesetzt. Denn er ist der Polizei bekannt. Nach zahlreichen Verfahren wegen Raubs, Körperverletzung und Diebstahls hatte die Staatsanwaltschaft in Frankfurt an der Oder im November die Unterbringung des psychisch auffälligen Mannes beantragt. Doch das Landgericht ließ den 24-Jährigen auf freiem Fuß, weil ein Gutachter ihm bescheinigte, dass sein Problem behandelbar ist. Von den Straftaten wurde er wegen Schuldunfähigkeit freigesprochen. Das Gericht teilte mit, der Mann leide an einer „undifferenzierten Schizophrenie“.

    Der 24-Jährige war als Gewalttäter und Drogenkonsument bekannt und hatte sechs Einträge wegen verschiedener Straftaten wie Raub und gefährliche Körperverletzung im Bundeszentralregister. Von Februar 2013 bis Juni 2014 verbüßte er eine Haftstrafe wegen schwerer Körperverletzung.

    Tief getroffen sind nun die Angehörigen der drei Todesopfer: Die 49 und 52 Jahre alten Polizisten waren verheiratet und hatten jeweils drei Kinder. Die Großmutter wurde von ihrem Enkel an ihrem 79. Geburtstag getötet. Im Briefkasten steckte am Mittwoch eine Nelke. Am Nachmittag traf sich Brandenburgs Innenminister Karl-Heinz Schröter (SPD) mit den Familien der Polizisten, um ihnen die Anteilnahme und Unterstützung des Landes zuzusichern. Der Landtag gedachte mit einer Schweigeminute der beiden Polizisten. Für den Abend war ein Gedenken in der Stadtkirche der Kreisstadt Beeskow geplant.

    Der Fall erinnert an einen damals 28-Jährigen, der im Januar 2016 eine junge Frau im Berliner U-Bahnhof Ernst-Reuter-Platz vor einen einfahrenden Zug gestoßen hatte. Die 20-Jährige war sofort tot. Der Mann war nur Stunden zuvor aus einem psychiatrischen Krankenhaus in Hamburg entlassen worden, in das er sich – von Verfolgungsideen geplagt – selbst eingewiesen hatte. Zuvor waren einige Strafverfahren gegen den jungen Mann wegen Schuldunfähigkeit eingestellt worden. (dpa)

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