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Kriminalität: Fall Unister: Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Betrugs

Kriminalität

Fall Unister: Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Betrugs

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    Thomas Wagner, Gründer des Leipziger Unternehmens Unister.
    Thomas Wagner, Gründer des Leipziger Unternehmens Unister. Foto: Jan Woitas (dpa)

    Im Zusammenhang mit dem Tod von Unister-Chef Thomas Wagner ermittelt die Sächsische Generalstaatsanwaltschaft wegen Betrugs- und Untreueverdachts. Außerdem wird ein Anfangsverdacht wegen Insolvenzverschleppung bei dem Internetunternehmen geprüft. Dies sei aber nach jedem Insolvenzantrag so üblich, sagte der für Wirtschaftsstrafsachen zuständige Leipziger Oberstaatsanwalt Lutz Lehmann am Freitag. 

    Nachdem Unternehmensgründer Thomas Wagner (38) Ende vergangener Woche bei einem Flugzeugabsturz in Slowenien ums Leben gekommen war, hatte die Unister Holding GmbH am Montag Insolvenz angemeldet. Inzwischen befinden sich vier weitere Firmen der Gruppe im vorläufigen

    Grundlage der Betrugsermittlungen sei eine Strafanzeige, wie Wolfgang Klein von der Generalstaatsanwaltschaft Dresden sagte. Dabei gehe es um einen "hohen Geldbetrag", um den Wagner in Italien kurz vor dem Flugzeugabsturz betrogen worden sein solle. Wer die Anzeige erstattet hat, sagte er nicht. Nach einer weiteren Anzeige des Unister-Mitgründers und Gesellschafters Daniel Kirchhof seien die Ermittlungen um den Verdacht der Untreue erweitert worden. 

    Ist Thomas Wagner um eine Millionen Euro betrogen worden?

    "Wir hätten aber auch von Amts wegen Ermittlungen eingeleitet", sagte Klein. Schon die Hinweise auf Straftaten in der umfangreichen Medienberichterstattung rund um den Tod Wagners und die Insolvenz der Unister Holding hätten dies nötig gemacht.

    Mehrere Medien hatten berichtet, dass Wagner in Venedig möglicherweise im Zuge eines sogenannten "Rip Deals" um über eine Million Euro betrogen worden sein könnte. Ob das zutrifft, ist unbekannt, die Behörden schweigen bisher dazu. Die Masche allerdings gibt es tatsächlich, die deutsche Botschaft in Italien warnt eindringlich vor solchen Geschäften. 

    Wagner wollte sich nach Unternehmensangaben in der Lagunenstadt mit Investoren treffen. Kurz darauf verunglückte er mit einem Kleinflugzeug auf dem Rückweg nach Leipzig.

    Was ist ein Rip-Deal?

    Bei einem Rip-Deal werden Menschen um viel Geld betrogen. Der Begriff "to rip" heißt übersetzt jemanden ausnehmen.

    Rip-Deals laufen immer nach einem ähnlichen Schema ab.

    Die Opfer sind in der Regel Verkäufer von Immobilien, Autos oder anderen Wertgegenständen.

    Die Täter suchen gezielt diese Inserate, zeigen Interesse und bauen einen ersten Kontakt zu den Opfern auf.

    Häufig geben die Täter vor, ihren Sitz im Ausland zu haben und laden die Opfer ins Ausland ein.

    Die Täter versuchen sich bei den Opfern Vertrauen zu erarbeiten, zum Beispiel durch häufige Kontaktaufnahme, Bereitschaft den vollen geforderten Preis zu bezahlen oder durch Bezahlen aller Unkosten wie Hotel oder Flug.

    Die Täter wollen dann vor Ort oft das Geld wechseln, meistens in Schweizer Franken.

    Wenn das Opfer dann bereit ist, die volle Summe umzutauschen, erhält es gefälschte Scheine oder einen Koffer mit Papierschnipseln.

    Wirtschaftsminister ist besorgt um Abwanderung der Unister-Fachkräfte

    Im Falle einer möglichen Insolvenzverschleppung stelle sich die Frage, ob es überhaupt einen Beschuldigten gebe, sagte Oberstaatsanwalt Lehmann. Infrage komme in solchen Fällen nur der Geschäftsführer, nicht dessen Mitarbeiter. "Und ermitteln können wir nur gegen Lebende." Ein endgültiger DNA-Beweis, dass es sich bei einer der vier nach dem Absturz in Slowenien gefundenen Leichen um Thomas Wagner handelt, stand bis Freitag noch aus. 

    Mit Wagner hatten auch Unister-Mitgesellschafter Oliver Schilling (39), ein 65 Jahre alter angeblicher Finanzvermittler sowie der 73-jährige Pilot in der Maschine gesessen.

    Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) äußerte sich angesichts der Unister-Insolvenz besorgt um eine Abwanderung der Fachkräfte. Er hoffe, dass vermieden werden könne, "dass die vielen gut qualifizierten Mitarbeiter aus Leipzig weggehen", sagte er am Freitag in Dresden. Oberstes Ziel sei der Erhalt der Arbeitsplätze. dpa/AZ

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