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Kreis Eichstätt: Darf man die Wildschafe im Köschinger Forst abschießen?

Kreis Eichstätt

Darf man die Wildschafe im Köschinger Forst abschießen?

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    Darf man die Wildschafe im Köschinger Forst abschießen?
    Darf man die Wildschafe im Köschinger Forst abschießen?

    Manche Jäger reisen weite Strecken und zahlen gutes Geld, wenn sie eines dieser Tiere erlegen und das stattliche Gehörn mit nach Hause nehmen können. Trophäen von Muffelwild genannten Wildschafen sind durchaus begehrt, die Tiere in Deutschland jedoch ziemlich selten. Im Köschinger Forst – also ziemlich genau im geografischen Herzen Bayerns – gibt es ein kleines Rudel. Aber deren Vorkommen und ihr Bestand sind heftig umstritten.

    Die Geschichte ist etwas kompliziert. Die Schafrasse gehört im Grunde genommen nicht hierher, behaupten manche Jagdfachleute. Sie berufen sich darauf, dass Muffel im Donautal kein sogenanntes „Standwild“ seien, also Tiere, die naturgemäß in diesen Breiten vorkommen.

    In jenen Jägerkreisen, die diese eher exotische Rasse rund um Kösching und Mendorf hingegen begrüßen, hält man mit alten jagdlichen Aufzeichnungen aus den 1970er Jahren dagegen. Und aus denen geht hervor, dass damals bereits Mufflons im

    Wie genau die Mufflons nach Kösching kamen, ist unklar

    War wohl auch so: Im Jahr 1952 berichtet jedenfalls der Donaukurier von einem Jagdausflug, den Kronprinz Rupprecht von Bayern mit dem US-amerikanischen Hohen Kommissar John Jay McCloy in den Köschinger Forst unternommen hat. McCloy erlegte damals einen „prächtigen Mufflon-Bock“, wird gemeldet.

    Andere hingegen behaupten, die Wildschafe seien vor gerade mal 50 Jahren erst bewusst „eingeführt“ worden, aus Tierliebe oder aus jagdlichem Interesse. Es gibt auf jeden Fall Menschen rund um Kösching, die glauben, sich erinnern zu können, dass irgendwann einmal ein Muffelpärchen „hergebracht“ worden sei und aus diesen beiden Tieren im Laufe der Jahre die kleine Herde von rund 30 Stück entstanden ist.

    Gleich wie - die Tiere fühlen sich pudelwohl. Obwohl andere Tierschützer sagen, dass das Gelände für die Mufflons ungeeignet sei, weil zu wenig Fels da ist, an dem sie ihre Hufe abwetzen können. Deshalb komme es zu Hufkrankheiten und darum würden manche Tiere auch schnell lahmen. Außerdem sei das Nahrungsangebot nicht optimal.

    Aus diesem Grund würde das Rudel auch die Bäume anfressen, vor allem die jungen, beklagen manche Waldbesitzer. Einige von denen trieben das Thema schließlich hoch und sprachen von „immensen Schäden“ durch Verbiss.

    Bezirksregierung forderte 2014 den Totalabschuss der Mufflon-Herde

    Die Auseinandersetzung eskalierte, als die Regierung von Oberbayern unter dem Druck politisch einflussreicher Grundstücks- und Waldbesitzer im Dezember 2014 den Totalabschuss der Herde angeordnet hatte. Die Schlagzeilen von „Massentötungen im Köschinger Forst“ gingen bundesweit durch die Medien.

    Die Freunde der Muffel ließen sich nicht ins Bockshorn jagen. Eine Bürgerinitiative sammelte binnen weniger Tage über 4000 Unterschriften. Die Regierung setzte den Totalabschuss daraufhin aus. Die Tiere bekamen noch eine Schonzeit, die vergangenen Sommer ausgelaufen ist.

    Es gab zunächst einen guten Ausgang: Der Jagdbeirat des Kreistages von Eichstätt hatte neu diskutiert und vor Jahresfrist „der Hege und Bejagung von Muffelwild im Gebiet der Hochwildhegegemeinschaft Kösching und in Teilgebieten der Hochwildhegegemeinschaft Mendorf“ zugestimmt. Jedoch nur „ausnahmsweise“, wie in dem Beschluss ausdrücklich betont wird.

    Damals wurde allerdings auch angekündigt, dass im Sinne der Hege der Einzelabschuss von Tieren erforderlich werden könnte. „Wie beim Rehwild auch“, sagte im vergangenen Jahr Manfred Schmidmeier, der Sprecher des Landratsamtes Eichstätt.

    Landratsamt will alle jungen Böcke in Kösching töten lassen

    Jetzt hat die Behörde die Tierschützer erneut auf die Barrikaden gebracht. Denn es gibt eine neue Allgemeinverfügung des Landratsamtes, wonach alle jungen Böcke aus der Herde getötet werden sollen. Begründung: „Zwischenzeitlich wurden durch mehrere Revierinhaber und Jagdgenossenschaften gegenüber dem Landratsamt Eichstätt nicht unerhebliche Schälschäden gemeldet, die durch das Muffelwild verursacht worden sind“, sagt das Landratsamt. Es hat jetzt angeordnet, dass neun Muffelwidder abgeschossen werden müssen.

    Engagierte Tierschützer wollen das nicht hinnehmen. So wie Ninja Winter. Die 45-Jährige spricht von Behördenwillkür unter dem Druck einflussreicher Waldbesitzer. „Wildtiere haben ein Recht, dort zu sein, wo sie sind. Der Waldbesitzer hat das Recht zur Jagd, aber auch die Pflicht, für die Wildtiere einen angemessenen Lebensraum zu erhalten und zu verbessern“, sagt Winter. Für sie sind die Mufflons „wie so eine Eisbergspitze in unserer Gesellschaft“.

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